Weltweit wird eine zunehmende Zahl von Keimen registriert, die sich einer Behandlung mit den verfügbaren Antibiotika entziehen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat aus diesem Grunde die Entwicklung neuer Antibiotika gegen Methicilin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) priorisiert.
Neue Strategien zur Bekämpfung gesucht
Die momentan gängigen Reserveantibiotika wie etwa die Medikamente „Vancomycin“ oder „Teicoplanin“ basieren häufig auf komplexen, so genannten zyklischen Peptiden und hemmen unter anderem die Zellwandbiosynthese, also den Aufbau der Bakterienzellwand von Gram-positiver Bakterien. Diese Bakteriengruppe unterscheidet sich von Gram-negativen Bakterien dadurch, dass ihre Zellwand aus einem so genannten Peptidglycon und nicht aus einer Lipidschicht besteht. Allerdings steigt auch die Zahl der Berichte über Vancomycin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (VRSA), weshalb neue Strategien und Strukturen zur Bekämpfung Gram-positiver Bakterien dringend gebraucht werden.
Potente Antibiotika aus Orchideen
Eine Gruppe um Prof. Bernd Plietker vom Institut für Organische Chemie der Universität Stuttgart und Forschende um Prof. Friedrich Götz von der Universität Tübingen zeigen nun eine Alternative auf: aus Orchideen der Spezies Clusia rosea isolierte neuartige, nicht-natürliche Derivate der Naturstoffklasse der „polyzkylischen polyprenylierten Acylphloroglucine“ (PPAP) können potente Antibiotika gegen multiresistente Krankheitserreger sein. Die nicht-natürlichen PPAPs weisen eine Aktivität wie die genannten Reserveantibiotika auf, behindern aber nicht die Zellwandbiosynthese und sind in nur wenigen Schritten auch in größeren Mengen verfügbar.
Sehr gute bis exzellente Aktivitäten gegen sieben Problemstämme und die sehr geringe Toxizität gegenüber menschlichen Zellen machen diese Verbindungen zu ausgezeichneten Startpunkten für die Entwicklung weiterer Antibiotika. Die Forscher hoffen darauf, dass die künftigen Medikamente bei einem Großteil der im Krankenhausbereich problematischen Entzündungskrankheiten wie etwa Lungen- oder Hirnhautentzündungen Hilfe bringen.