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Öffentliche Defibrillatoren zu wenig genutzt

Studie zu öffentlichen Defibrillatoren
Öffentliche Defibrillatoren zu wenig genutzt

Öffentliche Defibrillatoren zu wenig genutzt
Öffentlich zugängliche Defis können Leben retten – wenn sie denn eingesetzt werden und auch die klassische Herzdruckmassage erfolgt (Bild: Fotolia.com/3dmavr)
Ein Stromstoß mit dem Defibrillator kann Menschen mit Kammerflimmern vor dem plötzlichen Herztod retten. Daher wurden zahlreiche automatisierte externe Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen aufgestellt. Doch sie werden weniger genutzt als erwartet.

Kammerflimmern bedeutet rasend schnelle, chaotische Kontraktionen des Herzmuskels, die innerhalb kürzester Zeit zum plötzlichen Herztod führen – sofern nicht rechtzeitig die elektrische Notbremse gezogen wird. Diese besteht in einem Stromstoß mit dem Defibrillator. „Je kürzer das Zeitfenster zwischen dem Beginn des Kammerflimmerns und der Schockabgabe ist, desto besser sind die Chancen des Betroffenen, das Ereignis zu überleben und dies vor allem auch ohne Folgeschäden“, sagt Prof. Hans-Joachim Trappe von der Medizinischen Klinik II der Ruhr-Universität Bochum bei den Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Berlin. Bereits Sekunden sind entscheidend.

AED können sicher von Laien eingesetzt werden

Um betroffenen Personen auch außerhalb des Krankenhauses schnell helfen zu können, wurden automatisierte externe Defibrillatoren (AED) entwickelt, die auch von Laien sicher eingesetzt werden können. Diese Geräte messen selbständig das EKG und schlagen die adäquate Intervention vor: einen vom Gerät abgegebenen Schock bei Kammerflimmern beziehungsweise eine manuelle Herzdruckmassage bei Asystolie, um das Fehlen jeglicher Herzaktion zu überbrücken. Liegt der Bewusstlosigkeit des Betroffenen gar kein Herzproblem zugrunde, so zeigt der AED dies ebenfalls an und verabreicht keinen Schock. Prof. Trappe: „Ist in einer Erste-Hilfe-Situation ein AED verfügbar, so sollte er auch eingesetzt werden. Bis zum Anbringen der Elektroden sollten konventionelle Reanimationsmaßnahmen, also Herzdruckmassage und Beatmung, durchgeführt werden.“

Was öffentliche Defis bewirken

Weltweit – so auch in Deutschland – wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche AED-Projekte gestartet und viele öffentliche Plätze wie U-Bahnstationen, Freibäder und Sportstadien mit automatisierten externen Defibrillatoren ausgestattet. Erfahrungen aus Deutschland zeigen jedoch, dass AED nur sehr selten eingesetzt werden. So sind auf dem Rhein-Main-Flughafen Frankfurt mittlerweile mehr als 80 Geräte verfügbar. In den Jahren 2003 bis 2015 wurden mehr als 500 Millionen Passagiere abgefertigt. Es kam nur bei 25 Personen zu Reanimationen unter AED-Einsatz. Das allerdings mit sehr gutem Erfolg: 16 der Reanimierten überlebten.

Das zeige zum einen, dass der Einsatz von AED sicher Leben rette, sagt Prof. Trappe. Doch lägen die realen Einsätze deutlich unter den zu erwartenden, was zu Fragen der Kosten-Nutzen-Relation unter finanziellen Aspekten führen würde. „…Und schließlich wurde in einzelnen Fallberichten darauf hingewiesen, dass Reanimationen nicht erfolgreich waren, weil statt unverzüglicher konventioneller Wiederbelebungsmaßnahmen erst ein AED gesucht wurde“, berichtet Prof. Trappe.

Bewusstsein für Herzdruckmassage schärfen

Dennoch habe der automatisierte externe Defibrillator seinen Stellenwert, zumal mehrfach in Studien gezeigt wurde, dass öffentlich zugängliche Defibrillatoren die ansonsten schlechten Überlebenschancen von Menschen mit Kammerflimmern deutlich verbessern können, so Prof. Trappe: „Die Bemühungen sollten deshalb darauf abzielen, den Defibrillator in das allgemeine Bewusstsein zurückzuholen. Zugleich muss auch das Bewusstsein für konventionelle Maßnahmen wie die Herzdruckmassage wieder geschärft werden. Dann wird es gelingen, mehr Menschen vor einem plötzlichen Herztod zu bewahren.“

www.dgk.org

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