Gedankenübertragung am OP-Tisch

Chirurgen müssen im Operationssaal schnell und präzise arbeiten und dabei eine Fülle von Instrumenten bedienen. Wenn sie dazu noch ein Mikroskop per Fußpedal steuern müssen, wird es kompliziert. Eine Entwicklung des Industrie-Designers Daniel Dürr könnte Abhilfe schaffen: Der Absolvent des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Darmstadt hat ein Gerät geschaffen, mit dem Operateure einfache, aber elementare Funktionen des Mikroskops mit reiner Gedankenkraft steuern können. „Squid“ ist ein Speichenkranz, der auf dem Kopf getragen wird. Elektroden an den Enden messen die Hirnströme durch die Kopfhaut und senden die Befehle drahtlos an einen Monitor. Da jedes Gehirn sehr unterschiedliche neuronale Verbindungen hat, muss das Gerät an jeden Anwender angepasst werden. „Mein Projekt zeigt eine Lösung, die in den nächsten Jahren greifbar werden kann und zudem eine sehr wichtige Hilfestellung leistet“, sagt Dürr. Bereits als reines Messgerät für Hirnströme sei „Squid“ ein Fortschritt: Beim Elektroenzephalogramm (EEG) wird bislang eine Art Helm getragen, die Neuentwicklung sei dagegen so bequem, „dass man nach einiger Zeit vergisst, dass man sie am Kopf trägt“. Für das Projekt hat Dürr mit Entwicklern der Firma Emotiv aus den USA zusammengearbeitet. „Die Entwicklung hat immenses Potenzial“, sagt Prof. Justus Theinert, der die Diplomarbeit betreut hat. Dürr überzeugte auch die Jury des Mia-Seeger-Preises 2014. Er setzte sich gegen 82 Einsendungen von 32 Hochschulen durch und erhält mit 4000 Euro das höchste Preisgeld aller vier Gewinner. Eine Anerkennung bekam Alvaro Witt von der Hochschule Darmstadt ausgesprochen. Der Industriedesign-Student hat ein schnelles Rettungssystem für Lawinenunglücke entwickelt.