Die Wiederherstellung des Gesichtsschädels nach Krebsoperationen ist sehr schwierig. Eine Software, die dreidimensionale Bilder aus verschiedenen Geräten verrechnet, hilft Chirurgen nun, ihre Arbeit exakter durchzuführen.
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen müssen bei Krebsoperationen manchmal den Unterkiefer oder weite Teile des Oberkiefers und bisweilen des Gesichtes entfernen. Die Knochendefekte können heute zwar durch Transplantate aus Wadenbein, Schlüsselbein oder Darmkamm vollständig ersetzt werden. Die Patienten können später sogar mit Zahnimplantaten versorgt werden. „Um ein kosmetisch gutes Ergebnis zu erzielen, ist jedoch eine millimetergenaue Planung erforderlich“, erläutert Professor Dr. med. Dr. dent. Nils-Claudius Gellrich, Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Um die Lage und Größe des Tumors zu bestimmen, stehen uns dreidimensionale Bildinformationen aus unterschiedlichen Geräten wie Gesichtsscanner, Computertomographie, Volumentomographie und Kernspintomographie zur Verfügung. Diese Informationen zusammenzuführen und einen exakten Operationsplan zu entwerfen, war jedoch bisher sehr aufwendig.“
Eine neue Software erleichtert den Chirurgen jetzt die Planungsarbeit erheblich. Sie können nicht nur auf dem Monitor sehen, welche Bereiche des Gesichtsschädels sie entfernen müssen. Markierungspunkte, etwa auf einer zahngetragenen Schiene, erleichtern auch während der Operation die Orientierung. „Die Software hilft uns, den Tumor mit dem nötigen Sicherheitsabstand, einer Schicht gesunden Gewebes, zu entfernen, ohne zu viel gesundes Gewebe opfern zu müssen“, erklärt Gellrich, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) ist. Ebenso könne das Transplantat, das den Defekt später füllen soll, exakt vor oder während der Operation angepasst werden. Beides wirke sich unmittelbar auf die spätere Gesichtsform des Patienten aus, die deutlich originalgetreuer gelinge. „Für unsere Krebspatienten bedeutet dies einen wesentlichen Gewinn an Lebensqualität“, betont der Experte. Zudem ist erstmals die digitale Weitergabe von Bildinformationen vom Chirurgen an weiterbehandelnde Ärzte möglich, zum Beispiel Strahlentherapeuten oder Onkologen.
Über heutige und zukünftige Möglichkeiten in der computerassistierten Chirurgie wird auch im Rahmen des 129. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) Ende April in Berlin gesprochen.
Weitere Informationen: www.chirurgie2012.de
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