Erstmals in Deutschland erfasst eine Studie die Zahl der auftretenden Krankenhausinfektionen in einem gesamten Klinikum über einen längeren Zeitraum – eine wesentliche Voraussetzung für die Evaluierung von Präventionsstrategien.
Bisher schätzen Experten die Zahl der Fälle im Jahr, in denen sich Patienten in einem deutschen Krankenhaus eine Infektion zuziehen. Diese Schätzungen basieren allerdings auf Erhebungen, die weit über zehn Jahre alt sind, nur Stationen mit einem besonders hohen Risiko oder an einem einzelnen Stichtag berücksichtigten, und sind daher entsprechend unsicher. Zahlen von 600 000 und mehr werden genannt, weil aktuelle, fundierte Ausgangsdaten fehlen.
Diese Forschungslücke schließt die Alerts-Studie am Universitätsklinikum Jena. Als ein zentrales Projekt des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums „Center for Sepsis Control and Care“ erfasste sie ein Jahr lang die Zahl der am Klinikum auftretenden Krankenhausinfektionen. „Die Studie stellt einen wichtigen Beitrag für die Patientensicherheit an unserem Klinikum dar, deshalb beteiligen sich alle Berufsgruppen mit großem Engagement“, betont Prof. Dr. Klaus Höffken, Medizinischer Vorstand des Thüringer Universitätsklinikums.
Hierfür wurden bei fast 40 000 Patienten in den vergangenen zwölf Monaten klinikumsweit Daten über das übliche Krankenhausinfektionsüberwachungssystem KISS hinaus erhoben, zum Beispiel auch Daten zur Antibiotikatherapie oder die Schwere einer Krankenhausinfektion.
Das Ergebnis: Bei 4,3% der in den ersten sechs Monaten behandelten Fälle, genau 823 Mal, traten Krankenhausinfektionen auf. Die Auswertung weiterer sechs Monate läuft noch. „Damit können wir die bisherigen Expertenschätzungen für deutsche Kliniken bestätigen und erstmals wissenschaftlich untersetzen“, wertet der Studienleiter Prof. Dr. Frank M. Brunkhorst das Ergebnis. „Und wir haben die Voraussetzungen für die nächste Studienphase geschaffen, denn ohne Ausgangswerte lässt sich der Effekt von Präventionsmaßnahmen nicht ermitteln“, so der Intensivmediziner und Sepsisexperte weiter.
Genau das ist das Ziel der zweiten Studienphase von Alerts. In Ergänzung zu den bestehenden Hygieneregeln werden Maßnahmen zur gezielten Prävention der häufigsten Krankenhausinfektionen wie Wund- oder Atemwegsinfektionen entwickelt, die auf die jeweilige Patientengruppe und die Abläufe in der Klinik zugeschnitten sind.
Weitere Informationen: www.cscc.uniklinikum-jena.de
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