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Mit Bakteriophagen gegen multiresistente Bakterien

Multiresistente Bakterien
Bakteriophagen statt Antibiotika gegen Krankenhauskeime

Bakteriophagen statt Antibiotika gegen Krankenhauskeime
Kandidat für die zukünftige Phagentherapie: Bakteriophage gegen multiresistente klinische Stämme von Pseudomonas-Bakterien (Bild: © M. Rohde/HZI Braunschweig)
Resistenzen gegen Antibiotika nehmen weltweit ständig zu. Forscher wollen nun multiresistente Keime mit Viren bekämpfen, so genannten Bakteriophagen. Insbesondere gegen gefürchtete Krankenhauskeime sollen Phagen als Arzneimittel etabliert werden.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO nehmen Antibiotikaresistenzen weltweit alarmierende Ausmaße an. Eine Lösung dafür zu finden, ist daher eine der dringendsten Herausforderungen im Gesundheitsbereich. Hier setzt das Projekt Phage4Cure an: Die Projektpartner, darunter das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover, wollen Bakterienviren, auch als Bakteriophagen oder Phagen bezeichnet, im Kampf gegen bakterielle Infektionen einsetzen.

Phagen sind Viren, die in Bakterien eindringen, sich in ihnen vermehren und die Bakterien zum Platzen bringen. Der Vorteil der Phagen: Sie greifen nur ihr spezielles Wirtsbakterium an, haben keinen Einfluss auf Körperzellen und andere Bakterien.

In Deutschland gibt es bislang keine zugelassenen Phagenpräparate, daher wollen die Phage4Cure-Partner Phagen als neues Medikament etablieren. „Die Phagentherapie an sich ist nicht neu, in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wurde sie jahrzehntelang erfolgreich eingesetzt“, sagt Prof. Holger Ziehr, Projektleiter am Fraunhofer ITEM. Doch hierzulande konnte sich diese individualspezifische Behandlung nicht durchsetzen. Dies liege insbesondere an den fehlenden klinischen Studien. „Angesichts der Antibiotikaresistenzen rücken die Phagen jedoch immer mehr in den Fokus der Forschung, zumal die pharmazeutische Industrie keine neuen Antibiotika entwickelt.“

Bakteriophagen als ergänzende Therapie

Die Projektpartner erarbeiten eine neue Phagentherapie, die

  • die Auswahl erfolgversprechender Phagen,
  • den Herstellungsprozess,
  • die pharmazeutische Herstellung,
  • die präklinischen Studien sowie
  • die klinischen Prüfungen

umfasst. Zunächst soll ein inhalierbarer Wirkstoffcocktail aus drei Bakteriophagen gegen das multiresistente Bakterium Pseudomonas aeruginosa entwickelt werden, das weltweit die häufigste bakterielle Ursache von Lungenentzündungen bei Mukoviszidose-Patienten, aber auch von Harnwegsinfekten ist und sogar zur Blutvergiftung führen kann.

Der neue Wirkstoff soll europäischen Richtlinien für Arzneimittel genügen. Davon profitieren würden erst einmal Mukoviszidose-Patienten. Aber das ist erst der Anfang: „Unser Ziel ist es, Phagen als zusätzliche Therapie für verschiedene Infektionskrankheiten zu entwickeln – vor allem dort, wo Antibiotika nicht mehr wirken“, so der Forscher.

Wirksamer Phagen-Cocktail gegen Bakterium

Die Phagen werden als Cocktail für den Patienten zusammengestellt. Im Projekt wurden zunächst klinische Bakterienisolate von Mukoviszidose-Patienten gesammelt. Die DSMZ ermittelte anschließend Phagen, die in der Lage sind, die Isolate aufzulösen. „Beim Screening konnten drei Phagen mit einem möglichst breiten Wirtsspektrum identifiziert werden, die zusammen 70 Prozent der 150 Isolate zerstören. Von hundert Patienten könnten wir also etwa 70 mit unserem Phagen-Cocktail heilen“, so der Forscher.

Kontakt:
Fraunhofer ITEM
Nikolai-Fuchs-Straße 1
30625 Hannover
Telefon +49 511 5350–0
www.item.fraunhofer.de

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