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Adipositas: Avatare helfen bei der Therapie auf psychologischer Ebene

Digitalisierung in der Medizin
Avatare in der Therapie gegen Adipositas

Avatare in der Therapie gegen Adipositas
Methoden der Virtuellen und Erweiterten Realität (VR/AR) sollen für die Arbeit mit adipösen Patienten einsetzbar werden (Bild: ViTraS-Projekt)
Neue Therapien gegen starkes Übergewicht: Ein Verbundprojekt erforscht Methoden der virtuellen Realität, um die Körperwahrnehmung von Betroffenen mit Adipositas positiv zu beeinflussen.

Adipositas, also die krankhafte Form von Übergewicht, ist weit verbreitet: 20 % der Bürger in Deutschland sind davon betroffen. Deutlich erhöhtes Übergewicht steht auf Platz sechs der häufigsten Todesursachen. Menschen mit Adipositas befinden sich oft in einer Art Kriegszustand mit ihrem Körper. Viele Betroffene verlieren den Glauben daran, abnehmen zu können. Diese Unzufriedenheit kann sich auch auf das soziale Leben und die Psyche auswirken.

Das sind gute Gründe, nach neuen Therapiemöglichkeiten zu forschen. Dieses Ziel verfolgt das Projekt „Vitras“ unter Leitung von Prof. Marc Erich Latoschik und Juniorprof. Carolin Wienrich von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Vitras steht für „Virtual Reality Therapy by Stimulation of Modulated Body Perception“.

Adipositas hat viele Ursachen

„Für starkes Übergewicht gibt es verschiedene Ursachen. Dazu zählen zum Beispiel Lebensgewohnheiten, sozio-kulturelle, psychische oder genetische Faktoren“, erläutert Latoschik, der an der JMU den Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion leitet. Dabei spielen psychische Ursachen und Folgen bei der Therapie bisher eine untergeordnete Rolle. Menschen mit Adipositas vermeiden auch häufig soziale Situationen mit Konsequenzen für das Wohlbefinden. Hier wollen die Forschungsteams ansetzen.

„Die Patienten sollen zunächst ein realistisches Bild ihres eigenen Körpers erhalten, kein von außen beeinflusstes, wertendes Bild“, erläutert Wienrich. „Dazu erschaffen wir ein exaktes virtuelles Abbild der betroffenen Person, einen so genannten Avatar.“ Um diesen Avatar so lebensecht wie möglich zu gestalten, werden Patienten mit 120 Kameras aus verschiedenen Perspektiven fotografiert. Das so entstandene realitätsgetreue Abbild des Körpers kann im virtuellen Raum agieren – gesteuert vom Patienten selbst.

Avatare helfen bei Therapie

Die Konfrontation mit dem eigenen Körper in der virtuellen Welt kann zu Beginn ungewöhnlich sein – und auch negative Gefühle hervorrufen. „Man muss seine gewohnten Komfortzonen verlassen und lernen, das virtuelle Abbild als den eigenen Körper zu akzeptieren“, so Wienrich. „Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, können die Möglichkeiten der virtuellen Umgebung zum Einsatz kommen. Darin können wir zum Beispiel Situationen konstruieren, die dabei helfen können, Teufelskreise aus der realen Welt zu durchbrechen.“

Avatare führen Erfolg der Therapie vor Augen

Zu den unterschiedlichen Therapieansätzen gehört zum Beispiel die Möglichkeit, den Avatar beliebig zu verändern. Zurückliegende Ereignisse, wie ein schleichender Gewichtsanstieg über viele Jahre, lassen sich in der Rückschau aufarbeiten. Aber auch die Aussichten einer erfolgreichen Therapie können vor Augen geführt werden. „Ändern wir das Erscheinungsbild oder das Auftreten des Avatars, kann sich das messbar auf die reale Person auswirken“, sagt Latoschik. Auch Elemente aus Computerspielen können hier die Therapie unterstützen.

Das Deutsche Institut für Virtual Reality (DIVR) hat das Konzept von Vitras im Rahmen der „DIVR Science Awards“ mit dem Preis in der Kategorie „Best Impact“. Ausgezeichnet.

Kontakt:
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Sanderring 2
97070 Würzburg
www.uni-wuerzburg.de

http://hci.uni-wuerzburg.de/projects/vitras/

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