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„Fusion der Techniken ist spannend“

Bildgebende Verfahren: Neuerungen Hauptthema beim 116. Internistenkongress im April 2010
„Fusion der Techniken ist spannend“

Strahlenarme Dual-Source-CTs, die Kombination bisheriger Techniken sowie Elastographie und Kontrastmittelsonographie nennen Professor Schölmerich und Dr. Schacherer von der Uniklinik Regensburg als große Neuerungen.

Herr Professor Schölmerich, welche Neuerungen bei der Kernspintomographie erleichtern Internisten aus Ihrer Erfahrung als Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Universität Regensburg ihre Arbeit?

Neue Techniken haben die Geschwindigkeit der Kernspintomographen so erhöht, dass wir inzwischen Ganzkörperuntersuchungen machen können, was bei der Suche beispielsweise nach Tumoren eine erhebliche Erleichterung darstellt. Neu und sehr interessant ist auch, dass im Kernspintomographen nun die ersten Interventionen gelungen sind.
Wodurch wurde dies möglich?
Zum einen durch die Entwicklung nichtmagnetischer Materialien, zum anderen durch die Entwicklung der „Echtzeit“-Bildgebung. So wurden schon die ersten Gefäße dilatiert und Stents implantiert. Diese technischen Innervationen sind besonders auch für Tumore interessant, die sich nur im Kernspin und nicht in anderen bildgebenden Verfahren darstellen lassen. Auch lassen sich nur im Kernspin darstellbare Tumore behandeln.
Wie sieht es bei der Computertomographie aus?
Ein glänzender Fortschritt sind die Dual-Source-CTs. Diese erlauben es uns, strahlenärmer zu arbeiten und durch die Daten der beiden Quellen Gewebe zu charakterisieren. Mit so einem Gerät lassen sich beispielsweise Verkalkungen in den Koronarien sehen, was unter Umständen einen invasiven Eingriff ersetzen kann.
Wo sehen Sie weiteren Entwicklungsbedarf für MRT und CT?
Die Geräte sind schon sehr weit ausgereift. Aber was man sich wünschen würde, wären Kontrastmittel, die nur an bestimmte Strukturen gehen, etwa indem sie mit einem Antikörper gekoppelt sind und dann Tumorzellen markieren. Das gibt es in Ansätzen schon beispielsweise für das PET-CT. Wünschenswert wären auch bestimmte Kontrastmittel, die nur von einem Zelltyp aufgenommen werden. Diese könnten die Darstellung von Tumoren und Metastasen weiter verbessern.
Frau Dr. Schacherer, als Leiterin des Ultraschallzentrums, welches ein klinikübergreifendes Diagnosezentrum ist, haben Sie den besten Einblick in die Entwicklungen im Ultraschallbereich.
Ich denke, dass in den letzten Jahren die Entwicklung der Kontrastmittelsonographie die wichtigste Neuerung und auch Innovation im Bereich der Ultraschalldiagnostik gewesen ist. Deren Entwicklung geht aber noch weiter, nur ein Beispiel sind die Perfusionsanalysen. Etwas ganz Neues und Spannendes ist auch die Fusion von kontrastmittelsonographischen Bildern mit CT- und MRT-Bildern. Dies wird durch einen speziellen Gerätetyp mit spezifischer Software realisiert, der sich aktuell in der Entwicklung bei GE Healthcare befindet. Wir können damit etwa den Verlauf von Lebermetastasen nachvollziehen und wissen, dass wir beim Vergleich von Ergebnissen unterschiedlicher Untersuchungsmethoden von den gleichen Dingen sprechen.
Gibt es weitere Entwicklungen?
Auch die Schallköpfe werden weiter verbessert, was einen höher auflösenden Ultraschall ermöglicht. Die Verwendung von 7- bis 9-MHz-Schallköpfen in Kombination mit Kontrastmitteln gab es bisher einfach gerätetechnisch noch nicht in der jetzigen Form. Doch das geht jetzt, so dass wir nun die oberflächennahen Organe, beispielsweise den Darm, mittels Kontrastmittelsonographie beurteilen können.
Wie ist Ihre Meinung zur Elastographie?
Eine weitere große Neuerung neben der Kontrastmittelsonographie sind die Elastographie-Methoden, die uns sagen können, wie „hart“ ein Gewebe ist. Es gibt bereits Daten in der Mammadiagnostik, erste Daten zur Schilddrüse und vieles auch zur Leber. Ein großes Ziel ist hier, zum Beispiel durch eine genauere Differenzierung des Lebergewebes, eine invasive Abklärung mittels Leberbiopsie zu umgehen. Bereits heute gelingt es eine Beurteilung darüber abzuliefern, wie „hart“ die Leber zur Darstellung kommt und somit eine gewisse Aussage zu ermöglichen, wie weit ein zirrhotischer Umbau des Gewebes bereits fortgeschritten ist.
Wo sollte die Entwicklung Ihrer Meinung nach hingehen?
Aus meiner Sicht sollte das große Entwicklungsziel sein, die Technik in kostengünstigere Geräte zu integrieren, damit die Methoden breiter verfügbar werden. In der Kontrastmittelsonographie sind hier bereits wichtige Weichen gestellt worden; die gerätetechnischen Voraussetzungen sind nicht mehr nur in den Highend-Geräten vorhanden, so dass diese Methode sicherlich bald eine noch breitere Anwendung finden kann und wird. Elastographie oder Fusionierung dagegen werden derzeit noch eher im Kliniksetting eingesetzt und bedürfen künftig einer entsprechenden methodischen Umsetzung auch in kleineren, kostengünstigeren Geräten.
Wie sieht es bei der Software aus?
Hier wird immer mehr dazu übergegangen, die Möglichkeit zur Nachbearbeitung von Daten zu ermöglichen. Durch die digitale Speicherung können wir die Rohdaten mit Hilfe von interner und externer Software analysieren und bearbeiten, was natürlich weitere diagnostische und therapeutische Optionen eröffnet.
Was verbirgt sich hinter dem für den nächsten Internistenkongress geplanten Sonowald?
Dort planen wir von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin eine Ausstellung, auf der sich Internisten unter Anleitung von mindestens 30 Experten aus Deutschland über die Entwicklungen der sonographischen Methoden informieren und deren Handhabung trainieren können.
Monika Corban Freie Journalistin in Rheinfelden
Weitere Informationen Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) e.V. www.dgim2010.de

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