Herr Göhde, Herr Singer, was sind die Aufgaben der GHA?
Roland Göhde: Die GHA besteht aktuell aus mehr als 100 führenden deutschen Akteuren aus Wirtschaft und Industrie, Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen, sowie Wissenschaft und Forschung. Damit decken wir eine große Bandbreite an Gesundheitsexpertise mit starkem internationalen Fokus ab. Zu unseren Aufgaben gehört die Stärkung der Gesundheitsinfrastruktur und die Verbesserung des Zugangs zu hochqualitativen Gesundheitsleistungen. Außerdem sind wir Ansprechpartner für deutsche und ausländische Regierungen bei Gesundheitsthemen mit Auslandsbezug.
Die GHA entstand Anfang des Jahres durch den Zusammenschluss von GHE, GHP und GSHCG. Was waren die Gründe?
Göhde: Der wesentliche Grund lag in dem Ziel, die Expertisen und Kompetenzen der auf das Ausland fokussierten deutschen Akteure möglichst weitgehend zu bündeln – insbesondere auch angesichts einer sehr fragmentierten deutschen Verbändelandschaft in der Gesundheitswirtschaft. Der nahezu exklusive Fokus auf das Ausland hat alle drei zudem geeint.
Ronald Singer: Und die Voraussetzungen waren optimal, da sich die Ziele und Aufgaben aller drei Verbände in nahezu allen Aktivitätsbereichen sowie im Hinblick auf jeweils vorhandene Netzwerke, Schwerpunktthemen und Regionen ergänzen. Darüber hinaus verfügt jeder Verband über Erfahrungen, von denen die anderen profitieren können.
Wie ist Ihre Beurteilung nach drei Monaten Zusammenarbeit?
Singer: Schon nach dieser relativ kurzen Zeit wurden unsere positiven Prognosen sowohl von unsere Mitgliedern als auch von unseren Partnern bestätigt. Die aktuelle „Covid 19-Lage“ hat gezeigt dass der Zusammenschluss absolut richtig war, weil wir nun alle Ressourcen, also unsere Mitglieder und deren Produkte, noch besser koordinieren und zum Einsatz bringen können.
Göhde: Natürlich sind drei Monate ein so kurzer Zeitraum, dass man bei der Bewertung etwas vorsichtig sein sollte. Letztendlich ist aber bereits zu diesem frühen Zeitpunkt deutlich ersichtlich, dass die Fusion von allen Seiten begrüßt und als sinnvoll erachtet wird. Aufgrund der sorgfältigen Vorbereitung des Zusammenschlusses können wir konstatieren, dass wir auf einem sehr guten Kurs sind.
Welche Ziele haben Sie sich für das erste Jahr gesetzt?
Singer: Covid 19 wirft natürlich einen riesigen Schatten über alle Planungen und Vorhaben; anderseits wird es vielen Ländern und Kommunen bewusst, welches Verbesserungspotenzial für die medizinische Versorgung bei Epidemien oder Pandemien vorliegt. Dies wird die vorrangig größte Herausforderung sein.
Göhde: Wir möchten zudem im ersten Jahr der gelebten Fusion das deutlich gewachsene und ausgebaute Leistungsportfolio für unsere über 100 GHA-Mitgliedsorganisationen herausstellen. Auch werden wir den engagierten Austausch der Mitglieder untereinander fördern, die sich in der neuen gemeinsamen Organisationsform auch noch besser kennenlernen müssen.
Welchen Stellenwert hat das Medizintechnik-Netzwerk in der GHA?
Singer: Das in der German Healthcare Export Group gewachsene Medizintechnik-Netzwerk mit seinen Mitgliedern und deren Know-how ist ein wichtiges Standbein der Allianz. Es lebt und wächst seit 30 Jahren durch und mit seinen innovativen Mitgliedern.
Göhde: Die Branche ist durch große Stabilität und sehr gesunde Struktur gekennzeichnet. Das liegt unter anderem daran, dass viele Unternehmen aus dem typischen deutschen Mittelstand kommen, meist eignergeführte KMU und Familienunternehmen sind. Das macht die Medizintechnik zu einer fundamental wichtigen Säule für die Gesamtaktivitäten der GHA.
Welchen Nutzen bietet das Netzwerk den Medizintechnik-Unternehmen?
Göhde: Die bisherigen Aktivitäten der Medtech-Unternehmen in der GHE können in der GHA nicht nur beibehalten, sondern auch ausgebaut werden. Gleichzeitig ergeben sich neue Potenziale durch den Austausch mit den GHA-Mitgliedern, die viele weitere Bereiche an Gesundheitslösungen abdecken. Und da die GHP über die Fusion die besonderen Schwerpunkte Gesundheitssystemstärkung und Globale Gesundheit mit in die GHA eingebracht hat, können speziell auf die verschiedenen Bedürfnisse und Herausforderungen adaptierte Lösungspakete geschnürt werden, in denen Medizintechnik ein wichtiger Bestandteil ist.
Sie haben die Coronakrise schon erwähnt: Wie schätzen Sie die Lage ein?
Singer: Da sich die Lage täglich ändert, lässt sich das nur schwer beantworten. Wir sehen aktuell, dass manche Mitglieder nicht nachkommen, die vielen Anfragen zu bedienen. Andere wiederum machen sich Sorgen, weil sich der Behandlungsbedarf bei der medizinischen Versorgung verändert.
Göhde: Das Schwierigste an der Situation ist, dass überhaupt nicht absehbar ist, mit welcher Zeitschiene bei der Coronakrise zu rechnen ist. Bei der Betrachtung der verschiedenen wissenschaftlich-seriösen Studien fällt es jedoch schwer, nicht damit zu rechnen, dass uns die Pandemie noch viele Monate beschäftigen und belasten wird.
Welche Unterstützung bieten Sie den Unternehmen in dieser Situation?
Göhde: Wir geben regelmäßig Updates zur aktuellen Pandemiesituation und den verfügbaren Unterstützungsangeboten. Zudem erreichen uns viele Anfragen nach Schutzausrüstung, Beatmungsgeräten und Diagnostik. Hier versuchen wir im direkten Austausch Nachfrage und Angebot zu vermitteln. Das erfordert einen detaillierten Überblick darüber, was unsere Mitgliedsorganisationen im Bereich der Covid-19-Bekämpfung bereits leisten oder aktuell in der Entwicklungspipeline haben. Gleichzeitig rufen wir die weiteren Verbände und Initiativen der deutschen Gesundheitswirtschaft auf, enger miteinander zu kooperieren. Da uns die Corona-Pandemie noch lange beschäftigen wird, wäre eine Bündelung überaus sinnvoll und für alle dienlich.
Weitere Informationen
Die GHA – German Health Alliance wurde durch die Vereinigung der Kompetenzen von German Healthcare Partnership (GHP), German Healthcare Export Group (GHE) und German-Sino Healthcare Group (GSHCG) gegründet. Ihre Erfahrung basiert damit auf nahezu 30 Jahren Aktivitäten im Gesundheitsbereich mit internationalem Fokus.
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