Die Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference (ADD) findet jährlich alternierend in den Forschungshochburgen Aachen, Dresden und Denkendorf/Stuttgart statt. Wissenschaftler, Industrieforscher und Maschinenbauer diskutieren hier neueste Erkenntnisse und Entwicklungstrends. Außerdem leiten sie Schlussfolgerungen mit Blick auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz für die industrielle Praxis ab. So werden in diesem Jahr am 1. und 2. Dezember bei der vom DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen veranstalteten Präsenzveranstaltung für smarte Textilien unter anderem textilbasierte Innovationen für die Chirurgie, zum Hautschutz sowie in Bekleidung integrierte Analyse- und Therapielösungen diskutiert.
Intelligenter Sensor arbeitet mit körpereigener Energie
Einen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur entwickelten, energieautarken intelligenten Körpersensor mit thermoelektrischem Generator (TEG) zur Erfassung und Überwachung von Leistungskennwerten stellt beispielsweise Robert Näger vor. Besonderheit dieses Systems: Mit Hilfe eines in die Oberbekleidung eingewebten Generators kann schon bei leichter Aktivität von Probanden wie Büroarbeit dank der erzeugten körpereigenen Energie die Temperaturdifferenz ohne externe Stromquelle erhoben und via Bluetooth zur Analyse bereitgestellt werden. Sie wird verwendet, um die generierte Leistung zu berechnen. Bislang scheiterten vergleichbare Ansätze meist an der zu geringen Energieausbeute. Näger, der für seine Entwicklung marktübliche Elektronik-Bauteile nutzte, sieht dafür Anwendungsfälle in der Herzschlag- und Atemfrequenzmessung, der Leistungsbestimmung nicht nur im Sportbereich und perspektivisch bei der Blutzuckerbestimmung über den Schweiß.
Smarte Textilien helfen Schlaganfall- und Diabetes-Patienten
Auf smarte Textilfunktionen zielt auch der Vortrag von Dr. Gottfried Betz, Geschäftsführer der Strick Zella GmbH & Co.KG aus Anrode (Thüringen). So hat das Unternehmen mit Wissenschafts- und Industriepartnern gestrickte Bekleidung für Präventions- und Therapiesysteme entwickelt. Eine Pilotanwendung dafür ist die Hemiparese-Behandlung bei Schlaganfall-Patienten: Die innovativen Textilien sollen die Grundlage von Assistenzsystemen bilden, mit denen Erkrankte im häuslichen Umfeld regelmäßig spielerisch üben können. Die damit erfassten Bewegungsdaten werden genutzt, um basierend auf dem Konzept der Neuroplastizität die Bewegungssteuerung aus geschädigten Bereichen des Gehirns in gesunde umzulagern. Eine weitere Strick-Innovation: in Strümpfe integrierte Sensoren. Sie signalisieren Diabetes-Patienten mit Polyneuropathien Druckstellen und helfen, unbemerkte Geschwürbildung zu vermeiden.
Neue Erkenntnisse zu Fasermaterial und Implantaten
Über neue Erkenntnisse zur In-vivo Degradation chirurgischer Netzimplantaten auf Polypropylen-Basis informiert Hongshi Wang, Projektingenieurin bei der FEG Textiltechnik GmbH, Aachen. Materialstabilität spielt eine wichtige Rolle für die postoperative Performance der Implantate. Karin Ratovo vom Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) der Hochschule Niederrhein und Dr. Marcus Krieg, TITK e.V., stellen Textilien mit biophysikalischer Hautschutzwirkung aus Lyocell-Fasern vor. Ihre Eigenschaften wurden über das Fasermaterial, die Garneigenschaften und die Strick- beziehungsweise Gewebekonstruktion optimiert.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur Anmeldung:
www.aachen-dresden-denkendorf.de/itc/
Kontakt zum Veranstalter:
DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e.V.
Forckenbeckstr. 50
52056 Aachen
www.dwi.rwth-aachen.de