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DIHK-Branchenreport: Schlechte Aussichten für Medizintechnik-Branche

DIHK-Gesundheitsreport
Gesundheitswirtschaft leidet unter Fachkräftemangel und Kostendruck

Gesundheitswirtschaft leidet unter Fachkräftemangel und Kostendruck
Der aktuelle DIHK-Gesundheitsreport zeigt die Schwierigkeiten der deutschen Gesundheitsindustrie auf (Bild: A-Stockphoto/stock.adobe.com)

Der Mangel an Fach- und Hilfskräften ist erneut eine zentrale Herausforderung für die deutsche Gesundheitswirtschaft. Das geht aus dem aktuellen DIHK-Gesundheitsreport hervor. Auch in der Medizintechnik haben sich Lage und Perspektiven verschlechtert.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e.V., Berlin, hat seinen aktuellen Gesundheitsreport vorgestellt, an dem sich bis Mitte Februar rund 700 Betriebe beteiligt haben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die strukturellen Risiken für die Geschäftsentwicklung gerade verändern: Die wirtschaftspolitischen Risiken rücken dabei stark in den Hintergrund. Unternehmen sehen sich vermehrt mit anderen Risiken wie den Energie- und Rohstoffpreisen sowie den Arbeitskosten konfrontiert. In der Vergangenheit waren diese Risikofaktoren eher von untergeordneter Bedeutung.

Pharma-Branche meldet positive Aussichten

Ein Blick in die Wirtschaftsbereiche zeigt, dass die Stimmung sehr unterschiedlich ist. So stehen in der deutschen Pharmabranche alle Zeichen auf Wachstum: Die Geschäfts- und Exporterwartungen sind hoch. Aufgrund des geplanten starken Kapazitätsausbaus erhöhen die Betriebe auch ihre Beschäftigungsplanung massiv. Allerdings spürt auch die pharmazeutische Industrie den Kostendruck bei den Energie- und Rohstoffpreisen.

Kostendruck, MDR und Lieferengpässe bremsen die Medizintechnik aus

In der Medizintechnik hat sich hingegen nicht nur die Geschäftslage gegenüber der Vorumfrage verschlechtert, sondern auch die Wachstumsaussichten haben sich deutlich eingetrübt. Hier leiden mittlerweile 81 % unter dem Kostendruck. Die wirtschaftlichen Erwartungen waren – sieht man einmal von der Corona-Krise ab – zuletzt 2009 so niedrig. 42 % der Betriebe aus der Medizintechnik leiden ganz konkret an Lieferengpässen und das, obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind. Nur noch knapp die Hälfte (46 %) wollen in Produktinnovationen investieren, der niedrigste Wert seit sieben Jahren. Nur 38 % der Unternehmen der deutschen Medizintechnik bezeichnen ihre Geschäftslage als „gut“. 17 % ordnen sie als „schlecht“ ein, wodurch sich ein Saldo von 21 Punkten ergibt (zuletzt 40 Punkte). Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie lag der Saldo zuletzt im Jahr 2010 auf diesem niedrigen Niveau. Negativ wirkt sich auch die neue EU-Verordnung über Medizinprodukte (MDR) aus, die eine allgemeine Belastung für die Branche ist. Zudem gehen die Investitionsabsichten deutlich zurück, so der Report.

Gesunkene Exporterwartungen in der Medtech-Branche

In den Hauptexportbranchen der Gesundheitswirtschaft – Medizintechnik und Pharmabranche – entwickeln sich die Exporterwartungen gegensätzlich: In der Pharmabranche sind die Erwartungen deutlich gestiegen (28 nach zuletzt 19 %), wohingegen sie bei Unternehmen der Medizintechnik stark gesunken sind (16 % nach  zuletzt 29 %) und somit erstmals hinter den Erwartungen der Industrie insgesamt zurückbleiben (hier 20 %). In der Medizintechnik sind die Exporterwartungen zudem deutlich unterdurchschnittlich (langjähriger Durchschnitt 36 %). Risiken birgt dabei weniger eine nachlassende Auslandsnachfrage, denn die Auftragsbücher sind noch gut gefüllt. Nur 27 % der Unternehmen der Medizintechnik sehen das als Geschäftsrisiko – der niedrigste Wert seit Jahresbeginn 2011. Vielmehr stellen Störungen in der globalen Logistik, Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen bei Vorleistungen und Energieträgern Herausforderungen im Auslandsgeschäft dar. So haben 42 % der Betriebe angegeben, dass sie in erheblichem Umfang mit Lieferengpässen konfrontiert sind. Auch der Fachkräftemangel und die steigenden Energie- und Rohstoffpreise machen laut Umfrage den Betrieben zu schaffen. Die Invasion Russlands in der Ukraine führt zu weiteren Störungen der Lieferkette und zu zusätzlichen Preissteigerungen.

Schlechte Geschäfstlage bei den Gesundheits- und sozialen Diensten

Im Branchenvergleich ist die Geschäftslage bei den Gesundheits- und sozialen Diensten weiterhin am schlechtesten. Gerade in den dienstleistungsintensiven Bereichen der Gesundheitswirtschaft bleibt die Besetzung freier Stellen das Problem Nummer eins”, sagt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. „Es ist hier sogar noch deutlich größer als in der Wirtschaft insgesamt, wo mit durchschnittlich 61 % so viele Unternehmen wie noch nie Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko beschreiben. Bei den Gesundheits- und Pflegedienstleistern kommt der Druck angesichts der Demographie-Situation von zwei Seiten: Zum einen gibt es immer weniger Nachwuchs, zum anderen steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stark an.”

Energiekosten bereiten der Gesundheitswirtschaft Sorgen

Im Handel mit Gesundheitsgütern hat sich die Geschäftslage weiter verbessert und erreicht wieder das Vorkrisenniveau (Jahresbeginn 2020). Die Geschäftserwartungen sind jedoch sehr verhalten. Ein Trend setzt sich seit der Herbstumfrage 2019 fort: Es rechnen mehr Unternehmen mit einer Verschlechterung als mit einer Verbesserung der Geschäfte. Ein Grund ist, dass viele Unternehmen verunsichert sind, welche Auswirkungen die zunehmende Bedeutung von Onlinemarktplätzen auf ihre Geschäftsentwicklung haben wird. Branchenübergeifend ist trotz hoher Arbeitskosten sowie verstärkter Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften weiterhin mit einem Beschäftigungszuwachs in der Gesundheitswirtschaft zu rechnen. Dercks: „Insgesamt gesehen, war die Gesundheitswirtschaft im vergangenen Jahr noch verhalten optimistisch. Davon ist heute nichts mehr zu spüren. Vor allem die derzeitigen Entwicklungen der Energiekosten machen auch hier den Unternehmen große Sorgen.“

Zum kompletten Gesundheitsreport:
www.dihk.de

Zu weiteren Marktmeldungen bei medizin&technik:
www.medizin-und-technik.industrie.de

 

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