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Auch kleine Unternehmen sind für Studierende interessant

Hochschulkooperationen: Was beim Rekrutieren und bei der Imagepflege hilft
Auch kleine Unternehmen sind für Studierende interessant

Auch kleine Unternehmen sind für Studierende interessant
Achim Oettinger ist für den Career Service der Hochschule Coburg verantwortlich und Ansprechpartner für Unternehmen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind Bild: Hochschule Coburg
Von der geförderten Abschlussarbeit bis zum Hörsaal, der nach dem Unternehmen benannt ist, bieten sich viele Möglichkeiten, unter Studierenden bekannt zu werden. Gute Vorbereitung und langfristige Maßnahmen führen am ehesten zum Erfolg, sagt Achim Oettinger vom Career-Service der Hochschule Coburg.

Herr Oettinger, welche Bedeutung hat Ihrer Beobachtung nach die Zusammenarbeit mit Hochschulen für das Recruiting in den Unternehmen?

Eine sehr hohe – zumindest für die Betriebe, die Akademiker einstellen wollen. Wer solche Fachleute in Spezialgebieten sucht, sollte eine Strategie haben, um schon an der Hochschule mit den späteren potenziellen Mitarbeitern in Kontakt zu kommen. Dass das Schlagwort vom Fachkräftemangel die Runde machte, hat schon viele Aktivitäten angestoßen und die Zusammenarbeit professionalisiert.
Was bezeichnen Sie in diesem Zusammenhang als professionalisiert?
Wer seinen Kontakt mit der Hochschule gut vorbereitet und die eigenen Ziele definieren kann, kommt schneller voran als jemand, der zunächst nur entschieden hat: Wir wollen die Zusammenarbeit intensivieren. Denn dann muss man sich erst einmal über die grundlegenden Dinge und Ziele unterhalten. Als professionell würde ich auch die Konzepte bezeichnen, die auf ein kontinuierliches Vorgehen ausgelegt sind. Denn in unserer Arbeit hat sich herausgestellt, dass vor allem Kontinuität über mehrere Jahre Früchte trägt und die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Unternehmen unterscheidet. Kurzlebige Aktionen haben vielleicht einen kleinen Effekt, geraten aber schnell wieder in Vergessenheit.
Welche Möglichkeiten gibt es heute, mit einer Hochschule zusammenzuarbeiten?
Wir unterscheiden hier grundsätzlich zwei Zielrichtungen. Die eine ist das direkte Rekrutieren, die andere das allgemeine Bekanntmachen des eigenen Unternehmens. Für beide Ziele gibt es eine Reihe erprobter Maßnahmen, bei denen wir die Unternehmen gern unterstützen.
Was bietet sich zum Beispiel an, wenn es um die Besetzung von Stellen geht?
Die Maßnahmen an sich werden die Wenigsten überraschen: Da sprechen wir natürlich von Projekten oder Abschlussarbeiten, die mit Unterstützung von Mitarbeitern eines Unternehmens laufen, wir sprechen vom dualen Studium oder von Praktika. Wichtig ist aber nicht nur, ein Praktikum anzubieten. Um den geeigneten Kandidaten später tatsächlich für das Unternehmen zu gewinnen, braucht es ein Praktikantenbindungsprogramm – oder einfacher gesagt, regelmäßigen Kontakt. Das kann immer mal wieder eine Einladung zu internen Veranstaltungen sein oder auch ein kurzer Anruf zum Geburtstag. Aber nur durch persönlichen Kontakt bekommt die Personal- oder Fachabteilung mit, wann der Studierende seinen Abschluss macht und es mit seiner Jobsuche konkret wird.
Und wenn es um die Bekanntheit geht?
Da ist das Spektrum noch breiter. Die meisten Hochschulen bieten Arbeitgebern die Möglichkeit, sich den Studierenden im Rahmen einer Hochschulmesse zu präsentieren. Es gibt auch Dozenten aus Unternehmen, die regelmäßig zu Vorlesungen an die Hochschule kommen, Präsentationen oder Workshops veranstalten. Imageanzeigen im Hochschulmagazin gehören hierhin, aber auch das Sponsoring für Veranstaltungen oder für Hörsäle, die wie ein Fußballstadion nach dem Sponsor benannt werden. Interessant ist auch das Deutschland-Stipendium, das die Bundesregierung 2011 auf den Weg gebracht hat: Wenn eine Hochschule einen Förderer findet, der Mittel für ein Stipendium zur Verfügung stellt, legt die Regierung die gleiche Summe drauf. Ein Stipendium oder auch mehrere in einem Studiengang sind zum Beispiel ein sehr wirksames Instrument, um auf sich als Unternehmen aufmerksam zu machen. Gleiches gilt für die geschickte Kombination mehrerer Maßnahmen.
Gehört diesen – zumeist klassischen – Formen der Zusammenarbeit auch die Zukunft?
Sie werden ihre Bedeutung behalten. Aber es ändert sich vieles an den Hochschulen: die Studiengänge selbst, der Wettbewerb unter den Standorten, die Verbreitung von Informationen über Social Media – das alles macht es für die Unternehmen aufwendiger, mit ihrer Zielgruppe in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Das persönliche Gespräch mit dem jeweiligen Zuständigen im Career Service hilft aber, wichtige Entwicklungen nicht zu verpassen.
Sind Social Media für den Personaler ein geeignetes Hilfsmittel?
Meiner Meinung nach nicht, wenn es um die Besetzung konkreter Stellen geht. Twitter, Facebook und andere können einem Unternehmen aber dabei helfen, bekannter zu werden. Vorausgesetzt, die Kultur dahinter wird gelebt und die Anfrage eines Studierenden auch binnen Kurzem beantwortet. Den zeitlichen Aufwand für diese Reaktionsfähigkeit muss das Unternehmen aufbringen können.
Interessieren sich die Studierenden denn für ausgefeilte oder zumindest zielgerichtete Selbstdarstellung von Unternehmen?
Wer auf ein Unternehmen aufmerksam geworden ist, nutzt natürlich die Suchmaschinen, um mehr zu erfahren. Hochglanzbroschüren oder ihre Entsprechungen im Internet verblassen aber gegenüber authentischen Äußerungen von Leuten, die schon mal im Betrieb gearbeitet haben. Die Recherche führt meist zu Arbeitgeber-Bewertungsportalen wie kununu.de. Aber mein Eindruck ist, dass ein Praktikant, der den Studienkollegen von seinen Erfahrungen berichtet, viel mehr bewirkt. Im Positiven wie im Negativen. Die Studierenden sind untereinander vernetzt. Sie glauben gar nicht, wie schnell die Erlebnisse die Runde machen.
Gibt es Dachorganisationen, über die man Studierende einer Fachrichtung quasi auf einen Schlag erreicht?
Im Bereich der Hochschulen gibt es zwar Dachverbände für Career Services und andere universitäre Einrichtungen. Diese verstehen sich aber nicht als zentraler Ansprechpartner für einzelne Arbeitgeber. In vielen Fachrichtungen gibt es jedoch Studierenden-Initiativen wie Aiesec bei den Betriebswirtschaftlern, mit denen man zentral kooperieren kann.
Was empfehlen Sie Unternehmen, die Interesse an einer Kooperation mit einer Hochschule haben?
Bereiten Sie sich vor, definieren Sie Ihre Ziele, versuchen Sie sich in das von Semesterzyklen geprägte Arbeiten an einer Hochschule hineinzudenken – und scheuen Sie sich nicht, den Kontakt zu suchen. Kooperationen sind nicht allein die Sache von Konzernen, die dafür eigens Mitarbeiter beschäftigen. Auch kleine Unternehmen, in denen der persönliche Kontakt intensiver ist und schnelle Entscheidungen gefällt werden können, sind als Arbeitgeber für die Studierenden attraktiv.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Weiterer Informationen: Career Service der Hochschule Coburg: www.hs-coburg.de/career
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