Studien belegen: Durch immer weniger naturbelassene Flächen sinkt der Anteil anderer Bestäuber – eine riskante Entwicklung, weil sie die Abhängigkeit von der Honigbiene verstärkt. Geht es ihr schlecht, können Ernteausfälle drohen, da Ersatz fehlt.
Ackerbohne, Blaubeere, Kirsche, Mandel oder Raps sind auf Insektenbestäubung angewiesen. Sie bilden sonst weniger Früchte oder sogar gar keine. Je weiter nun der Abstand solcher Pflanzen zu naturbelassenen Flächen in ihrer Umgebung, desto seltener und unregelmäßiger werden sie von Hummeln, Käfern oder Wildbienen besucht. Professorin Dr. Alexandra M. Klein von der Leuphana Universität Lüneburg erklärt: „Im Schnitt sinkt die Artenzahl in einer Entfernung von einem Kilometer zum nächsten Naturhabitat um mehr als ein Drittel.“ Auf den heute üblichen großen Ackerflächen fallen diese Insekten als Bestäuber mehr oder weniger aus.
Ein Grund: Die meisten Bestäuber fühlen sich in blütenartenreichen Biotopen am wohlsten. Außerdem ist der Aktionsradius der meisten wildlebenden Blütenbesucher eingeschränkt; sie entfernen sich selten weiter als einen Kilometer von ihren Nestern. Als direkte Konsequenz werden in Monokulturen nicht mehr alle Blüten bestäubt und die Pflanzen bildet weniger Früchte. Dieser Effekt ist gravierend, wie Klein zusammen mit Kollegen in einer internationalen Studie zeigen konnte: Um durchschnittlich 16 % sank der Fruchtansatz in einer Entfernung von einem Kilometer zur nächsten naturbelassenen Fläche.
Diese Abnahme könnte noch deutlich größer sein, wenn nicht die Honigbiene im Schnitt immerhin die Hälfte aller Blütenbesucher stelle und daher mit großem Abstand der wichtigste Bestäuber ist. Honigbienen lassen sich zudem leicht in großen Kolonien halten. Daher nutzen manche Landwirte sie, um ihre Erträge zu erhöhen: Sie bitten Imker, ihre Bienenstöcke gezielt in den Feldern zu platzieren. Doch Honigbienen können den Verlust anderer Blütenbesucher nicht komplett kompensieren.
Und aus einem weiteren Grund sollten Landwirte nicht einseitig auf die Honigbiene setzen. Denn fällt diese als Bestäuber aus, bilden die Bäume viel weniger Früchte. Beispielsweise sind Honigbienen wasserscheu und fliegen kaum bei Regenwetter. Außerdem machen ihnen Schädlinge wie die Varroamilbe zu schaffen, die ganze Völker dahin raffen kann. „In den letzten fünf Jahren beobachten wir zudem weltweit, dass immer mehr Honigbienen-Völker in den kalten Jahreszeiten nicht überleben“, sagt Klein. Fälle wie diese können theoretisch gerade in großen Monokulturen zu erheblichen Ernteausfällen führen, warnen die Forscher.
„Landwirte, die in ihren Plantagen und Ackerflächen Platz für naturbelassene Inseln lassen, könnten sich von der Honigbiene emanzipieren und dieses Risiko minimieren“, betont Klein. Allerdings dürfen diese Inseln nicht zu klein sein, konnte sie zusammen mit US-Kollegen bei der Untersuchung von Mandelplantagen in Kalifornien zeigen. „Nur wenn viel natürliches Habitat um die Plantagen liegt, konnten wir eine Erhöhung des Fruchtansatzes feststellen“, sagt sie. „Diese fällt noch größer aus, wenn die Plantagen nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet wurden.“
Weitere Informationen: www.leuphana.de/alexandra-klein.html
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