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Gehirn und Gelenke kamen nicht dauerhaft zu Schaden

Ultramarathon: Belastungssituation von Extremsportlern
Gehirn und Gelenke kamen nicht dauerhaft zu Schaden

Gehirn und Gelenke kamen nicht dauerhaft zu Schaden
Dr. Schütz (links) und Dr. Billich im Jahre 2009 vor dem mobilen MRT-Gerät (Bild: Universitätsklinikum Ulm)
Extreme Laufbelastungen führen bei durchtrainierten Sportlern nicht zu dauerhaften Schäden an Gehirn und Gelenken. Vielmehr zeigt der Knorpel der Fuß- und Sprunggelenke auch während des Laufens ein erstaunliches Regenerationspotenzial.

Ein gut durchtrainierter Körper hält selbst einen Ultramarathon locker aus. So lauten zumindest die nun veröffentlichen Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zum „Transeuropa-Lauf“ von 2009, mit rund 4488 Kilometern Länge. Ein Mediziner- und Forscherteam um Dr. Uwe Schütz aus der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Ulm begleitete den Lauf seinerzeit mit einem mobilen MRT.

„Die Auswertung der MRT-Aufnahmen zeigte, dass das Volumen der grauen Hirnsubstanz am Ende der gut zwei Monate dauernden Extrembelastung im Durchschnitt um 6,1 Prozent zurückgegangen war. Dabei waren einige Hirnbereiche mehr und andere weniger betroffen“, erläutert Projektleiter Dr. Uwe Schütz. „Doch nach acht Monaten zeigten erneute MRT-Aufnahmen, dass sich die Hirnsignale der Ultraathleten wieder vollkommen erholt hatten.“
Das beobachtete Phänomen der vorübergehenden Hirnvolumenreduktion kann nach Meinung von Hirnforschern vor allem dadurch erklärt werden, dass durch das ultralaufbedingte überdurchschnittlich hohe Energiedefizit, bei dem relevante Fettreserven des Körpers weitgehend aufgebraucht werden, auch das Gehirn Energie einzusparen versucht: indem es während eines solchen wochenlangen Transkontinentallaufes weniger benötigte Hirnareale vorübergehend „abschaltet“.
Das eigentliche Hauptaugenmerk der Forscher lag auf den Auswirkungen auf die Gelenke der 67 Sportler, von denen 45 die Strecke von der süditalienischen Hafenstadt Bari bis zum Nordkap schafften. Dazu untersuchten die Wissenschaftler alle drei bis vier Tage die Teilnehmer, die täglich zwischen 44 und 95 Kilometern laufend zurücklegten: Die MRT-Aufnahmen zeigten schnell, dass die Gelenke auf die Strapazen signifikant reagierten. „Es kam auf den ersten 1500 Kilometern in allen Gelenken zu einer Zunahme der so genannten T2-gewichteten Signale. Darunter ist ein Marker zu verstehen, der eine Störung im Knorpel anzeigt“, so Dr. Schütz.
Was bedeutet die T2-Zunahme? Die Forscher gehen davon aus, dass aufgrund der Extrembelastung der Verlauf der oberflächlichen Kollagenfasern gestört wurde und durch teilweise Zerstörung von Knorpelmatrixproteinen der Wassergehalt des Knorpels zugenommen hatte.
Je mehr Kilometer jedoch im Verlauf des Transeuropa-Laufs zurückgelegt wurden, umso mehr erholte sich der Gelenkknorpel, was eine neue und erstaunliche Beobachtung ist. Lediglich im Kniegelenk blieben die Werte erhöht. „Wir hatten eigentlich erwartet, dass die Fußgelenke auf Dauer anfälliger sind, denn ihre Gelenkfläche ist kleiner, damit ist auch die Belastung pro Flächeneinheit größer“, führt Studienleiter Schütz aus. Darüber hinaus sei interessant, dass sich der Durchmesser der Achillesferse vergrößert habe. Knöcherne Strukturen insgesamt seien durch die enormen Belastungen tendenziell nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, auch wenn es bei zwei Läufern zu Ermüdungsbrüchen im späteren Rennverlauf kam.
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