Ob in der deutschen Medizintechnikindustrie Wachstumspotenziale erschlossen werden oder der Fachkräftemangel die Branche ausbremst, entscheidet sich am Umgang mit der Digitalisierung. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Digitale Jobs@Medizintechnik“ , die vom Deutschen Industrieverband Spectaris gemeinsam mit der Unternehmensberatung Kienbaum Consultants International veröffentlicht wurde.
Ergebnis der Studie: Über 10 Prozent mehr Wachstum möglich
Die detaillierte Befragung von mehr als 80 Teilnehmern zumeist aus der Geschäftsführung und der Abteilung Human Resources lässt schon heute ein Wachstumshemmnis der Unternehmen aufgrund des Mangels an „digitalen Experten“ erkennen: Die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass ihr Unternehmen um bis zu 10 % wachsen könnte, wenn sich der Bedarf an „digitalen Experten“ ausreichend decken ließe. Legt man den Gesamtumsatz von 33,4 Mrd. Euro der Medizintechnik aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 zugrunde, dann hätte dieser den Schätzungen zufolge um knapp 3 Mrd. Euro höher ausfallen können.
Arbeitsmarkt deckt nicht den Bedarf an Digitalisierungs-Experten
Die technologische Entwicklung schreitet auch in der Medizintechnik voran und bietet gerade dem Gesundheitswesen regelmäßig neue Lösungen. Der Bedarf an Fach- und Führungskräften, die durch ihre Qualifikation die Digitalisierung im Unternehmen voranbringen, steigt zunehmend und kann derzeit bei einem Drittel der befragten Unternehmen nicht vom Arbeitsmarkt gedeckt werden. Die Studie zeigt auf, dass der Unternehmenserfolg nachhaltig negativ beeinflusst wird, wenn es nicht gelingt, sich besser auf die bestehenden Herausforderungen mit sich verändernden Berufsbildern und neuen Anforderungen an Fachkräfte einzustellen.
Mit Weiterbildung die Kompetenzen stärken
Alexander Mischner, Practice Head MedTech/Life Sciences bei Kienbaum, betont: „Die Unternehmen müssen dringend eingetretene Pfade verlassen, wenn sie ihren Bedarf an digitalen Fachkräften heute und in Zukunft decken wollen. Zum Beispiel wird die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter in Punkto digitale Kompetenzen künftig viel stärker in den Fokus rücken müssen, wenn externe Jobmärkte `leergefischt` sind.“
Der Handlungsdruck ist schon heute enorm, denn knapp 70 % der Unternehmen sehen sich nicht gut gerüstet für diese Transformation, obwohl mehr als 85 % der Digitalisierung eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für den zukünftigen Unternehmenserfolg zusprechen. Mehr als drei Viertel der Studienteilnehmer sehen in der ausreichenden Versorgung mit „digitalen Experten“ einen klaren Wachstumstreiber: Neben der Hälfte der Befragten, die glauben, dass ihr Unternehmen mit größerer digitaler Expertise um bis zu 10 % wachsen könne, glauben über ein Viertel der Befragten in diesem Fall gar an ein Wachstum von bis zu 20 %.
Neue Arbeitsplätze durch Digitalisierung
Durch die Digitalisierung können ungeachtet der oft einseitigen öffentlichen Diskussion neue Arbeitsplätze entstehen: Beinahe die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet durch die Digitalisierung insgesamt einen Nettobeschäftigungszuwachs: „Auch das ist einer der Kernbefunde der Studie, der die enormen Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung unterstreicht. Die Job-Perspektive in der Medizintechnik ist hervorragend, die Unternehmen sind durch ihre vielen Berufschancen zu äußerst attraktiven Arbeitgebern geworden. Wenn die Branche diese Stärke ausspielt, wird sie im Kampf um Talente und Fachkräfte bestehen“, prognostiziert Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei Spectaris. Die Unternehmen investieren bereits verstärkt in Employer Branding und in Recruiting. Bisher suchten etwa 85 % der Unternehmen kaum im Ausland nach Mitarbeitern, das werde sie in den kommenden Jahren jedoch ändern, so die Studie.
Zur neuen Studie „Digitale Jobs@Medizintechnik“: www.spectaris.de/medizintechnik
Kontakt zum Verband:
Spectaris – Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.
Werderscher Markt 1
10117 Berlin
www.spectaris.de
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