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Nachhaltigkeit beim Medica Health IT Forum 2022

Informationstechnologie im Gesundheitswesen
Nachhaltigkeit und Patient Journey beim Health IT Forum

Nachhaltigkeit und Patient Journey beim Health IT Forum
Das Health IT Forum in Halle 12 gehört zu den etablierten Angeboten während der Medica und bietet an jedem Messetag Informationen zu Schwerpunktthemen (Bild: Messe Düsseldorf)
Das Medica Health IT Forum hat im Jahr 2022 zwei Themen im Fokus: An jeweils einem Tag greift das Programm Fragen der Green Health & Sustainability sowie zu Virtual & Hybrid Care auf. Digitale Prozesse spielen bei beiden eine Rolle.

Dr. Lutz Retzlaff
Fachjournalist in Neuss

Top-Trends der datengetriebenen Medizin liefern die Themen für das tägliche Angebot beim Medica Health IT Forum. Zwei Aspekte stehen in diesem Jahr laut Christian Grosser, Director Health & Medical Technologies der Messe Düsseldorf, besonders im Fokus: der Beitrag von Health-IT für mehr Nachhaltigkeit in der Gesundheitsversorgung und die Optimierung von Behandlungsworkflows durch eine bessere Verzahnung digitaler Prozesse mit dem Faktor Mensch.

Was Digitalisierung mit der Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen zu tun hat

Die Verbesserung von Prozessen in der Gesundheitsversorgung könnte – auch mit dem Einsatz von Informationstechnologie – dazu beitragen, den Klimawandel zu bekämpfen. Dem Thema „Green Health & Sustainability“ sind die Programmpunkte am Mittwoch, 16. November, zugeordnet. Armin de Greiff, Technischer Direktor am Universitätsklinikum Essen, beteiligt sich im Expert Panel des Forums. „Es ist nicht ganz übereinzubringen“, so de Greiff, „moderne datengetriebene Medizin voranzutreiben und Energie zu sparen.“ Allerdings hebt er hervor, dass der Einsatz vernetzter Medizin durchaus energiesparend sei, zum Beispiel indem sie dazu beitrage, Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Bilder und Befunde sollten weder gedruckt noch gefaxt, per Post verschickt und schon gar nicht mit dem Taxi transportiert werden. „Stattdessen sollten sie überall und zu jeder Zeit verfügbar sein.“

Green Hospital: Der Trend zur Nachhaltigkeit nimmt Fahrt auf

Auch auf den beständigen Wunsch nach den neuesten Endgeräten geht de Greiff ein – denn dieser könne der Nachhaltigkeit zuwiderlaufen. Bislang, sagt er, ginge es bei den immer kürzer werdenden Produktzyklen eher um eine Leistungssteigerung als um eine Reduzierung des Energieverbrauchs. Er mahnt: „Wir stehen vor einer Zäsur.“

Dennoch seien höhere Verbräuche in Rechenzentren nicht unbedingt gleichzusetzen mit einem insgesamt höheren Energieverbrauch: Die Virtualisierung der Arbeitsplätze, zum Beispiel durch mobiles Arbeiten und das Verlagern rechenintensiver Anwendungen auf Server im Rechenzentrum, führe zu einer Konzentration des Verbrauchs, aber nicht zwangsläufig zu insgesamt höheren Verbräuchen.

Erforschen, wie digitale Technologien grüner werden

Es gibt Grenzen, aber auch Hebel für die Krankenhäuser

Auf bessere Prozesse setzt auch Dr. Anna Levsen vom Deutschen Krankenhaus Institut. In ihrem Tech Talk geht es um „Circularity in the Healthcare Industry“. Levsen macht darauf aufmerksam, dass Krankenhäusern in ihrem Handeln enge Grenzen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesetzt seien. Dennoch betont sie: „Wir können hier einen großen Hebel ansetzen.“

In der nachhaltigeren Nutzung beispielsweise von Großgeräten sieht sie eine Chance. Veraltete technische Geräte tauschen die Betreiber in der Regel aus, statt sie in Stand zu setzen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft im System zu halten. Eine Lösung könnte hier ein Dienstleistungsvertrag mit einem Medizintechnikhersteller sein, der das Gerät in gutem Zustand hält. „Krankenhäuser hätten dann kein Gerät, das sie entsorgen müssten, sondern einen Vertrag, nach dem das Unternehmen ein Gerät zur Verfügung stellen würde, das zu guter Qualität nutzbar wäre“, beschreibt Dr. Levsen den Ansatz. Der Medizintechnik-Hersteller behielte dabei die Kontrolle über seine Geräte.

Forschung kann zu mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen verhelfen

Optimierungspotenzial gebe es in den Kliniken in Bezug auf die Ernährung und das Vermeiden überschüssiger Mahlzeiten – und natürlich mit Blick auf den anfallenden Müll. Auch Technologien wie Telemedizin im Rahmen der Radiologie bieten Optionen zur Ressourcenschonung. Wenn Patienten jedoch zuhause betreut werden sollen, seien entsprechende Geräte erforderlich, und die Nutzer müssten im Umgang damit geschult werden. „Daran hapert es oft schon“, sagt Dr. Levsen. Kreislaufwirtschaft bedeute, dass alle Prozesse von Anfang bis Ende betrachtet werden. Selbst Einmalprodukte könnten dabei, vor allem aus hygienischen Gründen, besser abschneiden als vermutet.

Ressourcen im System zu halten ist ein wichtiger Ansatz

„Wir reden viel über die CO2-Reduktion, müssen aber auch darüber diskutieren, wie die Ressourcen im System gehalten werden können“, unterstreicht Dr. Levsen. Klar ist für sie: „Es besteht Handlungsbedarf.“ Haupthemmschuh sind aus Sicht des Krankenhausinstituts fehlende Investitionen für dringende Klimaschutz-Maßnahmen, die auch helfen können, den Energie- und Ressourcenkreislauf effizienter zu gestalten. Vor dem Hintergrund der Gaskrise hofft Levsen, dass die Dinge in Bewegung kommen.

Eine weitere Herausforderung sei es, die Mitarbeitenden in Krankenhäusern „mitzunehmen“. Als Faustformel gelte, dass rund 10 % des Energieverbrauchs durch die Nutzer einzusparen seien – schon der Verzicht auf den Aufzug oder das Mitbringen der eigenen Kaffeetasse helfe, Ressourcen zu schonen.

Nachhaltigkeit: Rücknahmesysteme für Medizinprodukte

Wie Informationstechnologie die Behandlung optimiert

Mögliche Verbesserungen betreffen aber nicht allein Fragen der Nachhaltigkeit. Mittels Informationstechnologie sei auch die Behandlung optimierbar. Gelangt zum Beispiel ein Patient mit Bruch des Außenknöchels abends ins Krankenhaus, könnte es sein, dass eher weniger erfahrene Ärzte die Behandlung übernehmen. Mit einem solchen Fall erläutert Prof. Felix Hoffmann, Unfallchirurg und Leiter der Stabsstelle für medizinische Prozessentwicklung am Klinikum Darmstadt, am ersten Messetag, wie eine bessere „Digital Patient Journey“ aussehen könnte. Software-basierte Check-Listen – wie beispielsweise jene von Kumi Clinical – helfen klinischen Teams, die Behandlung entlang einer digitalen Checkliste zu planen, zu organisieren und zu synchronisieren. Patient oder Patientin durchlaufen dabei von der Aufnahme bis zur Nachverfolgung eines stationären Aufenthalts einen digitalen Behandlungspfad, der auf medizinischen Standards (SOPs) basiert und flexibel angepasst werden kann.

Digitale Lösung automatisierte Patientenaufnahme: Hallo Dr. Avatar

Dazu werden alle am Behandlungsprozess beteiligten Rollen eingebunden: Ärzte, Pflegekräfte, Servicemitarbeitende, das Belegungs- und Entlassmanagement sowie das Medizincontrolling. So soll sichergestellt sein, dass jeder jederzeit auf dem aktuellen Informationsstand ist. Die digitale Spracherkennung Voize mit digitalen Sprachassistenten kann zur Prozess-Optimierung beitragen und wird bei diesem Teil des Forums ebenfalls angesprochen.

Am Dienstag geht es beim Health IT Forum um den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Medizin. Ein Beispiel dafür sind KI-basierte Therapie-Planer. „Gender-sensitive medicine“ und „New work & occupational health“ sowie neue Entwicklungen im Feld der Photonik sind als Themen für den Donnerstag, Schlusstag des Forums, vorgesehen.


Weitere Informationen

Das Medica Health IT Forum findet täglich vom 14. bis 17. November in Halle 12 statt. Forumssprache ist Englisch.

www.medica.de/mhif1

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