In Deutschland leben derzeit rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Ihre alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten, etwa ihr prospektives Gedächtnis, oder Planungs- und Ausführungsvermögen, sollen so lange wie möglich erhalten bleiben. Dafür haben Mediziner am Universitätsklinikum Erlangen vor etwa zehn Jahren die MAKS-Therapie (Motorische, Alltagspraktische, Kognitive und Soziale Aktivierung) entwickelt.
Diese Therapie habe sich nachweislich positiv auf den Krankheitsverlauf ausgewirkt, sagt Saskia Wiedenroth von der Abteilung Bild- und Signalverarbeitung am Stuttgarter Fraunhofer IPA. Ihr Nachteil: Sie ist personalintensiv. Da setzt Wiedenroth mit ihrem Computerspiel Tag-Aktiv an. Es wird auf einem 18 Zoll großen Tablet-PC gespielt und entlastet das Pflegepersonal.
Graphisch hat es die Wissenschaftlerin so gestaltet, dass es ältere Menschen anspricht und sie dazu verleitet, sich mit dem Spiel auseinanderzusetzen. Die virtuelle Wohnung, in der Tag-Aktiv spielt, strahlt mit ihrer nostalgischen Einrichtung Gemütlichkeit aus. Die Aufgaben, die der Spieler erledigen soll, sind alltäglich: das Radio und die Stehlampe einschalten, den Tisch decken, den Kuchen aus dem Ofen holen und die Haustür öffnen.
Ziel von Tag-Aktiv ist die alltagspraktische und kognitive Aktivierung von Menschen mit Demenz. Ein schlechtes Gewissen ist da nicht förderlich. Stattdessen muss der Spaß im Vordergrund stehen. „Ältere Menschen sollen Lust auf das Spiel haben und sich gerne damit beschäftigen“, sagt Wiedenroth. Sie hat deshalb Demenzpatienten in die Gestaltung des Spiels einbezogen.
Bisher ist Tag-Aktiv ein Prototyp und nach etwa 15 Minuten durchgespielt. Doch dabei soll es nicht bleiben. Wiedenroth hat bereits Ideen für den weiteren Spielverlauf.