CAD-Programm, Simulation, Prototyp, Prüfstand – der Alltag eines Ingenieurs kommt oft nüchtern daher. Was die Begeisterung am Leben hält, ist die Hoffnung, dass sich die Mühe am Ende lohnt, weil ein funktionierendes Produkt herauskommt und sich womöglich Anwendungen auftun, die einen Hauch von Abenteuer ins eigene Labor wirbeln.
So dürfte es den Forschern des Virtual Vehicle Research Center in Österreich gegangen sein. Sie haben sich jahrelang mit winzigen Sensoren befasst, die an schwer zugänglichen Stellen mit Energie versorgt werden und ihre Daten von so einem unwirtlichen Ort wieder an die Außenwelt abgeben. So ein kleines Wunderding für komplexe Aufgaben haben sie tatsächlich erschaffen: Im autonomen, miniaturisierten und drahtlosen Universalmesser „Vifdaq“ sind eine ganze Reihe von Sensoren integriert. Da gibt es einen für das GPS, einen 3D-Beschleunigungs-Aufnehmer, ein 3D-Gyroskop, einen 3D-Magnetfeldsensor, je ein Sensor misst Temperatur, Luftdruck und Kapazität. Was man damit anfängt? Man kann den Luftmassestrom im Auto messen und PKW-Klimaanlagen besser auslegen, in Windkraftanlagen die Schwankungen am Turm, Vereisungen oder die Rotorblattgeschwindigkeit erfassen oder auch die Funktionalität von künstlichen Hüftgelenken prüfen. Noch nicht exotisch genug?
Das richtige Sensor-Know-how bringt den Ingenieur zuweilen sogar in die Sporthalle: Denn in Zusammenarbeit mit dem Kletterzentrum im österreichischen Wolfsberg haben die Forscher vom Virtual Vehicle auch den 3D-Klettergriff „Vifclimb“ entwickelt, der hilft, den Krafteinsatz und die Klettertechnik zu analysieren.
Es geht aber auch noch viel exotischer, denn der Vifdaq-Sensor hilft auch Menschen, die sich durch die Luft bewegen möchten – und zwar im freien Fall. Und so tauchten im Testumfeld der Forscher schließlich Base Jumper auf und lehnten sich mit ihren Fluganzügen bei Strömungsgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h in den Windkanal. Sobald klar war, dass der Sensor ihnen beim Verbessern der Anzüge nützlich sein könnte, ging er mit fliegen und zeichnete Beschleunigung, Drehrate oder Fallgeschwindigkeit auf, wenn sich Jumper vom Felsen stürzten. Wer würde solche Experimente nicht gern mal auswerten? Zumindest, wenn man selbst nicht aktiv beteiligt sein muss!
Weitere Informationen
Der Nervenkitzel wurde bei den Experimenten zwar nicht gemessen. Aber die Mitarbeiter von Pressurized, die bei diesem Projekt beteiligt waren, nutzen Helmkameras und zeigen ihre Videos im Internet. Da wird der Kitzel auch ohne eigens entwickelten Sensor spürbar.
Über das Virtual Vehicle Research Center
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