Begonnen hat der Robotereinsatz im Kölner St. Marien-Hospital vor rund 4 Jahren mit dem kleinen humanoiden Roboter Pepper der United Robotics Group. „Wir haben Pepper auf der Station für Kognitive Geriatrie zur Unterhaltung und Ablenkung der an Demenz erkrankten Patienten genutzt. Das vor allem in Zeiten des Besuchsverbots in der Corona-Pandemie eine hilfreiche Unterstützung gegen die Einsamkeit der Patienten“, sagt Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Leiter des Altersmedizinischen Zentrums im St. Marien-Hospital, der die Einführung der Roboter im medizinischen Umfeld federführend begleitet.
Mit seiner Körpergröße von 1,15 m und seinen großen Augen falle es Pepper leicht, Hemmschwellen abzubauen und Sympathien zu gewinnen, erklärt Prof Schulz. Der Roboter kann Witze und Märchen erzählen oder Tiere imitieren. Wenn Pepper gestreichelt wird, kichert er. Mit einer neuen Software soll der Roboter künftig auch bei der Diagnostik helfen. In Zukunft soll Pepper auch Emotionen der Patienten aufgrund ihres Gesichtsausdrucks erkennen und dokumentieren. „Zudem wollen wir bei der Interaktion der Patienten mit Pepper auch Gesundheitsdaten wie Temperatur und Puls messen.“
Von der Emotion zur Unterstützung
Während Pepper vor allem über Emotionen funktioniert, wollten Prof. Schulz und sein Team dabei aber nicht stehen bleiben und auch Roboter einsetzen, die auf den Stationen physisch mitarbeiten können. Im Rahmen einer internationalen Studie wurden daher mit Rose, einem mobilen Roboter mit Greifarm, passende Anwendungsfälle im Krankenhaus erforscht.
Rose wird dazu in verschiedenen Umgebungen getestet. Ziel des St. Marien-Hospitals ist es beispielsweise, an Demenz erkrankte Patienten an das Trinken zu erinnern und regelmäßig Getränke anzubieten. Neben der logistischen Unterstützung soll der mobile Roboter künftig auch Tag- und Nachtpatrouillen durch und sendet eine digitale Benachrichtigung an das medizinische Fachpersonal, wenn er einen Patienten erkennt, der aus dem Bett gefallen ist oder wenn ein Patient Hilfe benötigt. Dazu soll Rose mit seinem Greifarm auch in der Lage versetzt werden, Türen zu öffnen, um nach den Patienten zu schauen.
Transportroboter unterstützt
Neuestes Robotermodell in Köln ist der mobile Bedienroboter Plato der United Robotics Group. Plato wird hauptsächlich in der Gastronomie eingesetzt, kann aber auf seinen Tabletts nicht nur Speisen und Getränke, sondern beispielsweise auch Pflegeutensilien transportieren. Daher will Professor Schulz Plato zur Unterstützung der Mitarbeiter einsetzen. „Plato kann dann beispielsweise das Material für den Wundverbandswechsel anliefern.“
Vor allem in drei Bereichen sieht Prof Schulz vielversprechende Potenziale für den Robotereinsatz in Kliniken und Altenpflege: Aus seiner Erfahrung können Roboter künftig bei der Diagnostik unterstützen, das Fachpersonals von Routine- und Transportaufgaben entlasten und bei Überwachung und Sicherheit helfen. „Wenn Roboter Routinearbeiten wie Puls- und Fiebermessen übernehmen, kann das die Sicherheit von Klinikprozessen deutlich verbessern.“
„Wir müssen Geduld haben“
Allerdings stehe man dabei noch ganz am Anfang, räumt der Mediziner ein: „Wir müssen Geduld haben mit der Technologie. Alle drei Roboter sind noch weit davon entfernt, Pflegekräfte tatsächlich in ihrer täglichen Arbeit entlasten zu können.“ Aber wenn man sehe, wie rasant sich technische Entwicklungen in anderen Bereichen vollziehe, könne man wirklich gespannt sein, wohin die Reise beim Robotereinsatz in Kliniken und Pflege noch gehen wird.
Zum Vergleich verweist er auf die rasante Entwicklung vom ersten Commodore Computer zum heutigen Smartphone. Und auch die Fortschritte bei den Robotern seien durchaus beachtlich. „Am Anfang hat Pepper dünne Wände nicht wahrgenommen und wollte buchstäblich durch die Wand fahren. Heute stoppt er zuverlässig mit einem Meter Sicherheitsabstand zu den Patienten.“
Derzeit geht es daher vor allem darum, in engem Austausch mit den Entwicklern und Herstellern wie Heemskerk Innovative Technology HIT (Rose) und United Robotics (Pepper und Plato) und in enger Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, der Technischen Hochschule Bochum und der NWH GmbH festzustellen, wo der konkrete Bedarf im Krankenhaus liegt, wo sich die Fallstricke befinden und wo nachjustiert werden muss.
https://www.st-marien-hospital.de/
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