Startseite » Allgemein »

Wie lange klebt’s noch?

Forschungspreis Prix Dedale: Saarbrücker Wissenschaftler Wulff Possart ausgezeichnet
Wie lange klebt’s noch?

Als erster deutscher Wissenschaftler wurde Wulff Possart mit dem französischen Forschungspreis Prix Dedale ausgezeichnet, der Grundlagenforschung rund um das Thema Klebstoff honoriert. Possart erforscht die Alterung von Klebstoffen.

In Flugzeugen, Bauwerken und der Medizintechnik kommen heute viele Materialien zum Einsatz, die miteinander nur noch verklebt werden können. Doch wie halten die Klebstoffe den Umwelteinflüssen stand? Wie reagieren sie auf Feuchtigkeit, Hitze und starke mechanische Beanspruchung? Der Saarbrücker Materialforscher Professor Wulff Possart untersucht chemische Veränderungen in Verbundmaterialien, Beschichtungen und verklebten Bauteilen. Sein Ziel ist es, diese Veränderungen zu verlangsamen und die Alterung von Klebstoffen exakt vorherzusagen. Für die Industrie sind solche Prognosen entscheidend, wenn es um die Lebenszeitgarantie von Bauteilen und die Produkthaftung geht.

Zu den Klebstoffen zählen heute längst nicht mehr nur Produkte, die man vom Heimwerken kennt, sondern es geht vor allem um neuartige Verbundwerkstoffe, Beschichtungen und Lacke. Für die Tragflächen eines Flugzeugs werden beispielsweise faserverstärkte Kunststoffe verwendet, die man auf das Metallgerüst aufklebt. Gegenüber genieteten Verbindungen haben diese Klebverfahren den Vorteil, dass sie leichter und zugleich wesentlich stabiler sind.
Aber auch in der Medizin kommen Klebstoffe zum Einsatz: „Heute werden zum Beispiel chirurgische Instrumente verklebt, die sich während einer Operation natürlich nicht ablösen sollten. Außerdem werden für Prothesen und Implantate Verbundmaterialien eingesetzt, die der aggressiven Umgebung im menschlichen Körper über lange Zeit standhalten müssen. Sie dürfen dabei auch selbst keine gefährlichen Stoffe im Körper absondern“, gibt Possart zu bedenken. In der Medizintechnik kämen außerdem immer mehr elektronische Komponenten zum Einsatz, die durch geklebte Verkapselungen im Körper abgeschirmt werden, etwa bei Herzschrittmachern. Auch diese müssten enorme Belastungen über einen längeren Zeitraum aushalten.
„Bisher werden solche Werkstoffe in Labortests künstlich allen möglichen Belastungen unterworfen. Man versucht dann quasi in Zeitraffer den Verschleiß von Jahrzehnten in wenigen Wochen nachzustellen“, erläutert Possart. Daraus ließen sich aber nur bedingt Vorhersagen für die tatsächliche Lebensdauer der Materialien ableiten. „Wir untersuchen daher vor allem die chemischen Veränderungen in den Werkstoffen und konnten bereits nachweisen, dass sich die Klebstoffe durch den Kontakt mit Oberflächen von Metallen stark verändern. Die Chemie wirkt sehr weit in die Klebstoffe oder in die Strukturen der Verbundwerkstoffe hinein“, sagt der Saarbrücker Professor. Durch den vielfältigen Einsatz von Verbundwerkstoffen werde außerdem die Messlatte immer höher gehängt. Laut Schätzungen gibt es derzeit 250 000 Klebstoff-Formulierungen auf dem Markt.
„Le Prix Dedale“ wird nur alle zwei Jahre vergeben. Der Saarbrücker Materialforscher ist nach einem australischen, britischen und US-amerikanischen Kollegen erst der vierte ausländische Forscher, dem diese Ehre zuteil wurde. Derzeit lehrt Wulff Possart für einige Wochen als Gastprofessor an der Université de Bordeaux.
Weitere Informationen: www.uni-saarland.de/fak8/wwthd
Aktuelle Ausgabe
Titelbild medizin technik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Titelthema: PFAS

Medizintechnik ohne PFAS: Suche nach sinnvollem Ersatz

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Aktuelles Webinar

Multiphysik-Simulation

Medizintechnik: Multiphysik-Simulation

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de