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Wer wann das Risiko liebt

Risikobereitschaft
Wer wann das Risiko liebt

Wer wann das Risiko liebt
Das Bungee-Seil ist dran, aber springt er oder nicht? Wie sich eine Person entscheiden wird, lässt sich mit den bisherigen Tests nicht zuverlässig vorhersagen – aber eine individuelle Grundeinstellung zum Risiko scheint immer mitzuschwingen (Bild: Fotolia,com/vetal1983)
Bin ich risikobereit oder nicht? Die Antwort darauf bleibt für einen Menschen zu verschiedenen Zeiten ähnlich stabil wie der Test für den allgemeinen Intelligenzquotienten (IQ). Tests dazu liefern jedoch keine für den Alltag belastbare Aussage. Denn unsere Risikobereitschaft lässt sich nicht zuverlässig messen.

Investiere ich mein Geld oder lasse ich es auf dem Bankkonto liegen? Lasse ich mich operieren oder nicht? Nehme ich Drogen oder führe ich ein gesundes Leben? Dies sind alles Entscheidungen, die wir in dem Wissen treffen müssen, dass sie Konsequenzen haben können und mit Risiken verbunden sind. Doch welches psychologische Konstrukt steht hinter unseren Risikoentscheidungen? Hängt unsere Risikobereitschaft davon ab, worum es sich handelt und variiert je nach Lebensbereich, oder ist sie weitestgehend gleichbleibend? Die Antwort lautet: Beides ist richtig. Das zeigt zumindest eine großangelegte Basel-Berlin-Risiko-Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin, und der Schweizer Universität Basel.

Verschiedene Tests anstelle eines einzigen

Entgegen bisheriger Studiendesigns, die meist auf einzelnen oder nur wenigen Messinstrumenten für Risikobereitschaft beruhen, untersuchten die Wissenschaftler die Risikopräferenz von 1507 Erwachsenen im Alter von 20 bis 36 Jahren mit drei verschiedenen Messansätzen. Dazu zählten: Selbstauskünfte über hypothetische Risikoszenarien, experimentelle Verhaltenstests mit finanziellen Anreizen sowie Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag. Insgesamt 39 Tests mussten die Probanden innerhalb eines Tages absolvieren. Um zu sehen, wie stabil die Risikobereitschaft über die Zeit ist, ließen die Wissenschaftler 109 der Probanden die Tests nach sechs Monaten wiederholen.

Selbstauskunft versus Verhaltenstest

Ein wichtiger Befund dieser Studie ist, dass die Selbstauskünfte der Probanden zu hypothetischen Risikoszenarien und risikoreichem Verhalten im Alltag ein ähnliches Ergebnis lieferten. Im Gegensatz hierzu ergaben die experimentellen Verhaltenstests ein davon abweichendes Bild. Denn die Probanden hatten in den verschiedenen Verhaltenstests teils sehr unterschiedliche Entscheidungsstrategien angewandt. Je nach den Eigenschaften der Aufgaben – wie Risiken eher spielerisch erfahrbar zu machen oder eher abstrakt darzustellen – verhielten sich die Probanden sehr unterschiedlich.

Allgemeiner Faktor Risikobereitschaft

Diese Resultate sind sowohl aus methodischen wie auch theoretischen Gründen bedeutsam. „Unsere Arbeiten sind ein Weckruf, die verschiedenen Messtraditionen zu hinterfragen und insbesondere besser zu verstehen, was genau die Verhaltenstests eigentlich messen“, sagt Ralph Hertwig vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Doch die Ergebnisse weisen auch darauf hin, dass Risikobereitschaft ein ähnliches psychometrisches Muster hat wie psychologische Persönlichkeitsmerkmale. „Vergleichbar mit dem allgemeinen Faktor der Intelligenz gibt es auch einen allgemeinen Faktor der Risikobereitschaft. Das heißt, dass man in verschiedenen Lebensbereichen zwar unterschiedlich risikobereit sein kann, doch dass ein allgemeiner Faktor immer mitwirkt“, sagt Erstautor Renato Frey, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel und Assoziierter Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Da hat uns die Wissenschaft bewiesen, was wir schon lange ahnten – zwischen Wort und Tat klafft gar nicht selten ein Abgrund. Als Tipp für den Alltag: Oft zeigt sich schon beim Spielen von „Mensch-ärgere-dich-nicht“, welcher Risikotyp wirklich vor einem sitzt – auch wenn dessen Selbsteinschätzung davon abweicht. Ob das auch für den Faktor „Ärgern“ gilt?

www.mpib-berlin.mpg.de

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