Von wegen Entspannung und Natur: Angler ticken wie Fußballfans – ohne Fische beziehungsweise Tore bleibt das Erlebnis unvollkommen. Das haben Berliner Forscher nun herausgefunden.
Bisher ging man davon aus, dass Hobbyangler vor allem am Naturerlebnis und an der Entspannung am Wasser interessiert seien, der Fang hingegen nur eine untergeordnete Rolle für das Freizeiterlebnis spiele. Nun identifizierte eine Forschergruppe um Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität mehrere stark fangorientierte Anglertypen. Für diese ist Angeln ohne Fischfang ungefähr so wie Fußballgucken ohne Tore – kann auch mal Spaß machen, aber so richtig rund wird es erst, wenn der Fisch im Kescher beziehungsweise der Ball im Netz zappelt.
Robert Arlinghaus konstatiert: „Meist wurde in früheren Studien erhoben, welche Faktoren ganz allgemein für die Ausübung des Angelns bedeutsam sind. Natürlich werden dann Aspekte wie Erholung und Naturerlebnis genannt – handelt es sich beim Hobbyfischen doch um eine Freizeitaktivität, deren Ausübung nicht unbedingt vom Fischfang abhängig ist.“ Das heiße aber im Umkehrschluss nicht, dass der Fischfang für Angler überhaupt keine Rolle spiele, auch sagten allgemeine Motive nichts darüber aus, was ganz konkret an einem bestimmten Gewässer erwartet wird.
Gemeinsam mit seinem Team aus Psychologen und Biologen untersuchte Arlinghaus nun die Anglerpsychologie im Detail. Rund 1200 Petrijünger aus Mecklenburg-Vorpommern führten ein Jahr ein Angeltagebuch, aus dem hervorging, welche Gewässer und Zielfischarten gewählt worden waren. Die Forscher konnten so fünf Anglertypen identifizierten, die sich in ihrer Motivation und ihrem Verhalten stark unterscheiden: den naturorientierten Angler, den Trophäenjäger, den Herausforderungen-Sucher, den sozialen Typen und den Versorgungsangler.
Eine wichtige Erkenntnis: So wie Fußballfan nicht gleich Fußballfan ist, ist Angler auch nicht gleich Angler. Während der naturorientierte Typ tatsächlich vor allem auf das Erholungserlebnis in der freien Wildbahn aus ist, will der Trophäenjäger vor allem kapitale Brocken an den Haken bekommen. Der Herausforderungen-Sucher benötigt anspruchsvolle Techniken oder schwer zu fangende Zielfischarten für sein anglerisches Glück. Für den sozialen Typ stehen das Zusammensein mit Freunden oder der Familie im Vordergrund, wohingegen der Versorgungsangler vor allem das Ziel verfolgt, frische Fische für den Verzehr mit Bekannten und Verwandten zu fangen. Natürlich sind das nur prototypische Beschreibungen. Die ganz konkreten Motive schwanken häufig auch von Angeltag zu Angeltag.
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