Export | Die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran birgt für deutsche Unternehmen große Chancen – aber auch einige Risiken. Zu diesem Schluss kommt der Kreditversicherer Euler Hermes in seiner Studie „Iran – back in the game?“.
Die wirtschaftlichen Potenziale im Iran sind groß, gerade auch für deutsche Exporteure“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt bei der Euler Hermes Gruppe. „Aber ein ‚El Dorado‘, bei dem nach Aufhebung der Sanktionen sofort das Gold auf der Straße liegt, ist es realistisch betrachtet auch nicht. Zumindest nicht kurzfristig, denn der Finanzdienstleistungssektor ist derzeit beispielsweise fast nicht existent. Doch die ersten Firmen stehen bereits in den Startlöchern.“
Warum ausgerechnet für die deutsche Wirtschaft? Dafür gibt es nach Ansicht von Subran mehrere Gründe: „Die Branchen, in denen deutsche Exporteure besonders stark sind, werden in den kommenden Jahren eine große Nachfrage erleben. Außerdem hat die deutsche Industrie einen hervorragenden Ruf und steht für Qualität. Der Iran ist eine weit entwickelte Wirtschaft mit einer zum Großteil hochgebildeten Bevölkerung, die gerne hochwertige Markenprodukte kaufen würde.“ Von 2011 bis heute fehlen dem Iran Importe in Höhe von 30 Mrd. Euro durch die Intensivierung der Sanktionen. Durch die Ölvorkommen verfügt der Iran auch die finanziellen Mittel, diesen Nachholbedarf zu finanzieren. „In einem ersten Schritt führt dies zu einer steigenden Befriedigung der Grundbedürfnisse: Nahrung und Gesundheit“, sagt Subran.
Allerdings lauern auch zahlreiche mögliche Risiken für Exporteure: „Sanktionen werden in der Regel schrittweise gelockert“, sagt Subran. „Derzeit fehlen im Iran Finanzdienstleistungen wie Banken und Versicherungen. Das zweite Risiko ist das Währungsrisiko. Unternehmen benötigen die Sicherheit, in welcher Währung sie beispielsweise ihre Geschäfte abschließen.“ Zudem bestehen Unsicherheiten im allgemeinen Geschäftsumfeld, insbesondere durch die Hürden der Bürokratie.
Auch sehen die Euler-Hermes-Experten ein hohes Kreditrisiko. „Unternehmensdaten wie Bilanzen sind nur in geringem Umfang öffentlich zugänglich – Lieferanten kaufen also quasi die Katze im Sack und haben keine Möglichkeit, die Bonität ihrer Abnehmer zu bewerten. Auch die juristischen Grundlagen sind relativ unsicher, Unternehmen müssen sich also vorsichtig herantasten an Gerichte oder auch die Handhabung von Insolvenzverfahren.“ Außerdem, so Subran, bleibe ein politisches Restrisiko, sowohl auf nationaler Ebene als auch insgesamt in der Region, nicht zuletzt aufgrund der Spannungen zwischen Iran und Saudi-Arabien. (su)
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