Forscher der TU Chemnitz sind an der Entwicklung eines Rettungsschlauches beteiligt. Dieser soll bei Evakuierung aus Hochhäusern, von Bohrinseln und anderen Gebäuden zum Einsatz kommen.
Am 11. September 2001 stürzten die beiden Türme des World Trade Centers in New York ein, nachdem sie durch terroristische Flugzeuganschläge in Brand gesetzt wurden. Menschen oberhalb der brennenden Etagen hatten keine Möglichkeit, sich aus den Gebäuden zu retten. Manche sprangen ungesichert und in Panik aus den Fenstern. „Dieses Szenario hat gezeigt, dass für Gebäude ein weiterer Evakuierungsweg gebraucht wird, um Menschen in Sicherheit zu bringen, wenn die Treppen nicht mehr passierbar sind“, sagt Lars Jahreis, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Fördertechnik der Technischen Universität Chemnitz. Die TU-Fördertechniker haben gemeinsam mit einer in Deutschland ansässigen Tochterfirma (AHI-D) des schweizerischen Unternehmens AH Invention AG sowie weiteren sächsischen Unternehmen einen Rettungsschlauch entwickelt, der genau dies leisten kann.
Installiert wird das System in einem Container auf dem Dach oder in einer der oberen Etagen des Gebäudes. Im Notfall wird das Evakuierungssystem vollautomatisch entlang der Fassade bis zum Erdboden herabgelassen und verankert. Bei Bohrinseln endet die Schlauchkonstruktion direkt in den Rettungskapseln. Geführt wird das Schlauchsystem dabei über Stahlseile, die es in Form halten und zusätzlich die Belastungen aufnehmen, die durch die Evakuierung und Wind entstehen. Von einer im Container befindlichen Plattform steigen die Menschen nach Freigabe des Evakuierungssystems selbstständig in den Schlauch. Dieser besteht aus einer äußeren und einer inneren Gewebekonstruktion. Die innere Konstruktion bildet ein Luftkammersystem, das durch Ventile gesteuert wird. Abgebremst werden die Menschen auf dem Weg bis zum Boden deshalb nicht nur über Reibung, sondern sie verdrängen hauptsächlich die Luft in den Kammern und geben so ihre Bewegungsenergie ab. An der Außenhaut angebrachte und mit den Führungsseilen verbundene Federsysteme halten dabei das System in einer stabilen Form. Unten angekommen gleitet der Gerettete die letzten Meter auf einer Rutsche aus dem Evakuierungssystem. Ein wechselseitiger Ausstieg sorgt für ausreichend Zeit zum Verlassen des Systems.
Die Außenhaut des Schlauches besteht aus einem Aramidgewebe, das mit Aluminium beschichtet ist. Aramid ist ein Hochleistungswerkstoff, der unter anderem für Schutzkleidung eingesetzt wird. Im Schlauchsystem hat das Aramid die Aufgabe, die hohe Bewegungsenergie des Systems aufzunehmen und an die Tragkonstruktion weiterzuleiten. Das Aluminium der Außenbeschichtung reflektiert Hitze und dichtet gleichzeitig das Gewebe gegen Rauch ab. „Dadurch ist die Schlauchkonstruktion weitgehend hitzebeständig. So kann der Rettungsschlauch auch dann noch sicher genutzt werden, wenn kurzzeitig Flammen aus dem Gebäude schlagen“, so Jahreis.
Eingesetzt werden kann das Rettungssystem sowohl in neu geplanten Hochhauskomplexen als auch an Bohrinseln.
Weitere Informationen: www.tu-chemnitz.de/tu/presse/aktuell/2/4642
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