Joachim Weickert und sein Team von der Saar-Uni, entwickelten ein Verfahren, mit dem Computer Bewegungen schneller erkennen. Dafür erhalten sie nun den „Jan Koenderink Prize for Fundamental Contributions in Computer Vision“.
Was heute in vielen Anwendungen zum Tragen kommt, etwa in Fahrerassistenzsysteme oder Diagnosetechniken in der Medizin, hat seinen Ursprung in einem zehn Jahre alten Fachartikel von Joachim Weickert, Professor für Mathematik und Informatik an der Saar-Uni, und seinem Team. In ihrem preisgekrönten Fachartikel haben sich die Forscher mit der computergestützten Bewegungsanalyse in Bildfolgen beschäftigt. Ziel war es, einen Computer in die Lage zu versetzen, Bewegungen in einem Video möglichst genau zu erkennen.
„Dies ist ein Schlüsselproblem, an dem Wissenschaftler seit mehr als drei Jahrzehnten sehr intensiv arbeiten“, sagt Professor Weickert, der das maschinelle Verstehen von Bildern (Computer Vision) mit mathematischen Methoden erforscht. Zusammen mit seinen damaligen Doktoranden Thomas Brox, Andrés Bruhn und Nils Papenberg ist Weickert 2004 ein Durchbruch gelungen: Er hatte ein mathematisch fundiertes Verfahren entwickelt, mit dem Computer Bewegung in Bildfolgen doppelt so genau erkennen können wie mit den damals besten Methoden. „Zu der Zeit hatten Experten eine derartige Genauigkeitssteigerung für unmöglich gehalten“, so Weickert.
Die Ansätze der Forscher haben sich in der Zwischenzeit in vielen Anwendungen bewährt, beispielsweise in Fahrerassistenzsystemen: Ein im Fahrzeuginneren angebrachtes Kamerasystem liefert während der Fahrt Bilder an den Prozessor des Autos. Mit der Software zur genauen Bewegungsanalyse erkennt dieser in Echtzeit, wenn etwa ein Kind unerwartet über die Straße rennt. Das System warnt den Fahrer rechtzeitig, um einen Unfall zu verhindern.
In der Medizin haben entsprechende Ideen Eingang in Softwaresysteme gefunden, um Bilder zweier Diagnoseverfahren, zum Beispiel Computertomographie und Kernspintomographie, zu fusionieren. Dies hilft etwa bei der Implantation von Gehirnschrittmachern. Chirurgen können dank des Systems Knochen und Gewebe hochgenau auf einem Bildschirm erkennen und somit die Operation präziser durchführen. Außerdem kommt die Methode zum Beispiel bei der Bewegungssteuerung in der Robotik oder bei Software für Spezialeffekte in Hollywoodfilmen zum Einsatz.
Der „Jan Koenderink Prize for Fundamental Contributions in Computer Vision“ wurde im Rahmen der „European Conference on Computer Vision“ in Zürich verliehen – eine der wichtigsten Tagungen auf diesem Gebiet. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre für eine Arbeit von grundlegender Bedeutung verliehen, welche die Forschung im letzten Jahrzehnt maßgeblich beeinflusst hat.
Weitere Informationen: Der damalige Fachartikel
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