Daniel Kwittung von der Hochschule Ulm, hat für die computergerechte wissensbasierte Darstellung einer klinischen Leitlinie den Nachwuchspreis der Friedrich-Wingert-Stiftung erhalten.
„Simple“ ist manchmal das Gegenteil von Einfach, denn es ist die Abkürzung für eine hochkomplexe Aufgabe. Es geht darum, klinische Leitlinien semantisch fundiert in einer IT-Struktur abzubilden, um Therapieentscheidungen zu erleichtern und deren Leitlinienkonformität beurteilen zu können. Eine Leitlinie repräsentiert in der Medizin einen ärztlichen Handlungskonsens, der auf wissenschaftlich gesichertem Wissen basiert. Daraus ergeben sich Empfehlungen, die das Behandlungsergebnis verbessern und die Einhaltung von Versorgungstandards garantieren sollen.
Solches Wissen ist jedoch bislang nur unzureichend in IT-Strukturen hinterlegt. Hierzu müssen Begriffe in ihrer Bedeutung und in ihrer Handlungslogik eineindeutig definiert sein. Nur so kommt eine zweifelsfreie Verständigung zwischen dem Computer und dem Nutzer zustande. Das Wort „Golf“ beispielsweise kann eine Sportart, ein Automodell oder eine Meeresbucht bedeuten.
Daniel Kwittung, Absolvent des Bachelor-Studiengangs Medizinische Dokumentation und Informatik an der Hochschule Ulm, hat erstmals einen Weg aufgezeigt, wie sich Leitlinienwissen mit Hilfe der Beschreibungssprache OWL und der Repräsentationsumgebung Protegé durch mehrschichtig angeordnete Begriffsstrukturen darstellen lässt. Dass sein Systemansatz entsprechende Schlussfolgerungen über die Leitlinienkonformität ärztlichen Handelns generiert, konnte er durch die Eingabe der Befunde von ehemaligen Patienten belegen, die von Röntgenbildern der Herzkranzgefäße und den Maßnahmen zur Gefäßerweiterung stammen. Er legte damit die Basis für eine automatisierte Beurteilung, in wie weit eine Leitlinie im klinischen Alltag umgesetzt worden ist.
Die Arbeit ist ein wichtiger Meilenstein zum Ziel, das das Projekt Simple verfolgt. Im Rahmen dieses Projektes soll letztlich ein Wissenssystem entstehen, das im Verbund mit einem Klinikinformationssystem und auf der Basis individueller Patientendaten einerseits dem unter Zeitdruck stehenden Arzt aktiv Entscheidungshilfen anbietet und andererseits der Klinik ein automatisiertes Kontrollinstrument für die Qualitätssicherung der eigenen klinischen Prozesse an die Hand gibt. Das System wäre im Endeffekt mit einer Intelligenz ausgestattet, die komplexe Therapieabläufe versteht und diese flexibel und patientenspezifisch anzupassen vermag.
Der Nachwuchspreis der Friedrich-Wingert-Stiftung ist mit 5000 Euro dotiert und wird für herausragende semantische und linguistische Ansätze in der Medizin verliehen.
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