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Mit 3000 Experten zur Telemedizin

VDE-Innovationsplattform: Lösungen können nur interdisziplinär gefunden werden
Mit 3000 Experten zur Telemedizin

Einsparpotenziale in Milliardenhöhe für das Gesundheitswesen erwarten Fachleute vom Telemonitoring. Bis gespart werden kann, gilt es aber, technische Probleme zu lösen, die nur interdisziplinär in den Griff zu kriegen sind.

Wenn der Patient nicht zum Arzt geht, sondern moderne Kommunikationssysteme den Kontakt herstellen, könnten Gesundheitssystem und Volkswirtschaft viel Geld sparen: Allein bei Herzkreislauf-Krankheiten ließen sich mit Hilfe der Telemedizin die Ausgaben von rund 35 Mrd. Euro jährlich um bis zu 30 % senken – wenn Krankheitsdaten wie beispielsweise Blutdruck, Gewicht, Blutzucker, Sauerstoffsättigung, EKG und körperliche Aktivität im häuslichen oder mobilen Umfeld aufgenommen und per Mobilfunk oder Internet an ein qualitätsgesichertes Telemonitoring-Zentrum gesendet werden.

Das Telemonitoring gehört damit zu den neuen Technologien, die das Gesundheitswesen massiv beeinflussen werden. Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, hat der VDE die Informations- und Innovationsplattform VDE MedTech geschaffen, die zur Entwicklung neuer Lösungen in der Medizin und Medizintechnik beitragen soll. Rund 3000 Ingenieure, Informatiker, Naturwissenschaftler und Ärzte bilden das Expertennetzwerk für den technisch-wissenschaftlichen Austausch quer durch alle Innovationsfelder der Medizintechnik. Sie arbeiten eng verzahnt in der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im VDE, in der VDE Prüf- und Zertifizierungsinstituts GmbH und in der Deutschen Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik im DIN und VDE (DKE).
Gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Forschung und Politik betreibt der Verband mit VDE MedTech einen Wissenstransfer und erstellt Studien und Positionspapiere. Er initiiert Projekte mit interdisziplinären Schnittstellen zur Biomedizinischen Technik, Informations- oder Mikrosystemtechnik. Die DKE erarbeitet die notwendigen Standards und Normen für medizinische Geräte und Systeme und gibt Empfehlungen zum Schutz von Patienten und Anwendern. Das VDE-Institut prüft Geräte, Systeme und Prozesse auf deren Sicherheit, Qualität und Gebrauchstauglichkeit.
Für 2010 stehen insbesondere zwei Schwerpunktthemen auf dem Programm von VDE MedTech: zum einen die Verknüpfung von Medizintechnik und IT, zum anderen die personalisierte Medizin. Beim Zusammenwachsen von Medizintechnik und IT soll über die VDE-Plattform ein neuer Grad der Interoperabilität geschaffen werden, der Plug&Play-Lösungen in der Medizintechnik möglich macht. Durch standardisierte Schnittstellen werden Geräteentwicklungen angestrebt, die nicht bei jeder neuen Ausführung oder Verbesserung eine zeit- und kostenaufwendige Zulassung des Gesamtsystems benötigen.
Viele Experten sehen darüber hinaus in der so genannten „personalisierten Medizin“ ein großes Potenzial, um die Gesundheitsversorgung besser, sicherer und kosteneffizienter zu gestalten. Die Medizintechnik sowie die medizinische Informationsverarbeitung leisten hierfür entscheidende Beiträge. Sie unterstützen den Arzt beim Erstellen einer Diagnose, ermöglichen eine individuelle, modellgestützte Therapie oder eine individuell konzipierte Nachsorge.
Die personalisierte Medizin fächert sich in verschiedene Aspekte auf, am weitesten fortgeschritten ist sicher das Telemonitoring als wichtiges Teilgebiet der Telemedizin. Im Bereich Herzrhythmusstörungen zeigen Experten, dass sich durch telemedizinisches EKG-Monitoring die Diagnostik gegenüber konventionellen EKG-Arten verbessern lässt. Die Medikation kann mit Parametern wie Körpergewicht, Blutdruck, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und EKG individueller an die Erfordernisse des Patienten angepasst werden. Für Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz eröffnen implantierbare Defibrillatoren (ICD) der jüngsten Generation neue Chancen. Die Geräte sind mit speziell programmierbaren Herzrhythmusspeichern ausgestattet, die Rhythmusstörungen entdecken können. Das Übertragen der Parameter aus dem ICD per Telemonitoring eröffnet die Möglichkeit, Patienten kontinuierlich zu betreuen und damit schneller therapeutische Optionen zu erkennen.
Allmählich steigt auch die Akzeptanz für das Telemonitoring bei Patienten und Ärzten. Eine der Hürden für eine flächendeckende Einführung bleibt die Vergütung: So kommen telemedizinische Innovationen in Deutschland nur mit Schwierigkeiten in die Erstattungssysteme der Krankenversicherungen. Auch wenn Telemonitoring bei chronischer Herzinsuffizienz bereits in einer „Quasi-Regelversorgung“ angekommen ist, bleibt die Aufnahme in die Regelversorgung schwierig. Der VDE fordert daher, Telemonitoring für die Prävention von chronischen Erkrankungen im Präventionsgesetz zu nennen.
Dr.-Ing. Thomas Becks Leiter Technik + Innovation im VDE

Studie zur Telemedizin
Laut der VDE-Studie MedTech 2020 werden in zehn Jahren die regenerative Medizin, Telemedizin und E-Health zu den dynamischsten Innovationsfeldern zählen. Europa ist einer der führenden Standorte, was die Entwicklung im Bereich Telemedizin und E-Health angeht. Nach den Ergebnissen der VDE-Studie liegt Europa allerdings derzeit noch hinter Nordamerika auf Platz zwei. In fünf Jahren wird nach Meinung der Experten Europa aber an den USA vorbeiziehen und bis 2020 seinen Vorsprung ausbauen. Für Asien erwarten die Experten eine Aufholjagd, die zu Lasten der USA geht.

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