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Mehr gestreichelt als zerspant

Schneidöle: Hohe Ansprüche bei der Fertigung von Medizinprodukten
Mehr gestreichelt als zerspant

Mehr als 50 Arbeits-, Reinigungs- und Prüfschritte sind bei Altatec notwendig, bevor aus Titanstäben Zahnimplantate oder Prothetikteile werden. Individuell formulierte Schneidöle tragen zu sicheren Zerspanungsprozessen bei.

In Deutschland werden jährlich rund 900 000 Zahnimplantate in menschliche Kieferknochen eingepflanzt. Mehr als ein Fünftel davon produziert die Altatec GmbH in Wimsheim, die seit 2004 zur Schweizer Camlog-Gruppe gehört. Aktuell sind hierfür rund 180 Mitarbeiter im Einsatz, weitere 70 Mitarbeiter zählt der Camlog-Vertrieb Deutschland. Etablierte Hersteller von Implantatsystemen richten ihre komplette Fertigungskette auf die sensiblen Anforderungen ihrer Kunden ein. Ein validiertes Fertigungsumfeld ist Voraussetzung für hohe Produktqualitäten. „Hohe Präzision in Verarbeitung, Kontrolle und Dokumentation ist in unserer Branche von zentraler Wichtigkeit“, ist Hans Guwak, Prokurist und technischer Leiter bei Altatec überzeugt. Da die einzelnen Fertigungsschritte, respektive Zerspanung, Prüfung, Reinigung und Endbearbeitung, eng miteinander verzahnt seien und in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander stünden, brauche es zuverlässige Prozesse, motiviertes Personal und qualifizierte Partner.

Im Bereich Zerspanungsschmierstoffe vertraut man bei Altatec seit 1996 auf die Kompetenz der Georg Oest Mineralölwerk, GmbH & Co. KG, die sich auf Metallbearbeitungsmedien spezialisiert hat. „Bei Oest wissen wir uns in jeder Hinsicht in guten Händen: Die von uns benötigten Schneidöle werden dort kontinuierlich weiter entwickelt, ein modernes Labor ist vorhanden, und es steht kompetentes Personal für alle anwendungstechnischen Fragen zur Verfügung – und das alles in weniger als zwei Stunden“, erklärt Guwak.
Altatec ist ein Medizintechnik-Unternehmen mit langer Tradition. Bereits 1988 wurden erste Komponenten eines Zahnimplantatsystems gefertigt. Ende 1999 fand die Markteinführung der Eigenproduktlinie unter der Marke Camlog statt. Der entscheidende Durchbruch erfolgte 2004 mit dem Umzug von Wurmberg in die neue Produktionsstätte nach Wimsheim und die Übernahme durch eine Schweizer Investorengruppe. Ein neues Technologiezentrum mit enger Anbindung an das Entwicklungszentrum in Basel entstand ebenso wie ein modernes Logistikzentrum mit vollautomatisierten sterilen und unsterilen Verpackungslinien, die den Validierungsnormen entsprechen.
„Unsere Produktionseinrichtungen genügen nicht nur allen Anforderungen des Medizinproduktegesetzes, sondern auch internationalen Kriterien – insbesondere den strengen Anforderungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA)“, berichtet Guwak. Beim verarbeiteten Rohmaterial liegt mit insgesamt etwa 80 % ein deutlicher Schwerpunkt auf Titan und Titanlegierungen. Daneben verwenden die Wimsheimer Spezialisten rostfreie Edelstähle für Werkzeuge und Instrumente sowie bestimmte Kunststoffe im Bereich prothetischer Aufbauten. Das Ausgangsmaterial wird im Rahmen der Wareneingangskontrolle auf seine Bestandteile überprüft. Die hausinterne Lieferspezifikation orientiert sich an den US-amerikanischen ASTM-Normen, welche standardisierte Prüf- und Analyseverfahren zum Gegenstand haben. Jede einzelne Titanstange wird mit Hilfe hochwertiger Handanalysegeräte einer Qualitätsprüfung unterzogen. Für weitere Analysen steht ein betriebseigenes Raster-Elektronenmikroskop zur Verfügung. Ist die Lieferung freigegeben, wird jeder einzelne Arbeitsschritt im PPS-System hinterlegt, was eine lückenlose Dokumentation und Rückverfolgbarkeit jeder Charge garantiert.
Zu den Zerspanungsoperationen zählen Feindrehen, Fräsen, Tieflochbohren und Konturfräsen. Dabei kommen fast ausschließlich Werkzeuge aus Vollhartmetall zum Einsatz. „Im Prinzip zerspanen wir gar nicht, vielmehr streicheln wir das Stabmaterial nur“, erläutert Hans Guwak mit einem Augenzwinkern, um sofort ernsthaft hinzuzufügen: „Der Präzisionsanspruch unserer Kunden ist enorm.“ Aus diesem Grund genießt eine hohe Schneidölqualität absolute Priorität. Auf dieser Basis werden lange Werkzeugstandzeiten und optimale Ober-flächengüten erreicht. Mit welcher Präzision die mechanische Bearbeitung erfolgt, verrät ein Blick auf das Produktspektrum, bei dem Toleranzen im Bereich von 1/100 mm die Regel sind. Aufwendige QS-Maßnahmen mit definierten Prüfroutinen garantieren eine hohe Produktsicherheit. Auch während der laufenden Serienfertigung werden intervallmäßig Teile entnommen, PC-gestützt getestet und die Ergebnisse direkt im PPS-System erfasst. Parallel erfolgt die Überwachung im Raster-Elektronenmikroskop.
Sämtliche Bearbeitungsmaschinen sind mit einem Schneidöl der Oest Meba Produktreihe befüllt. Dieses Schneidöl hat sich in Tausenden von Maschinenstunden bewährt und ist in der Zwischenzeit durch spezifische Additivierung kontinuierlich an die gestiegenen Qualitätsanforderungen angepasst worden. „Unser Bestreben ist es, die Prozesse unserer Kunden durch individuell formulierte Schmierstoffe beständig zu optimieren und durch geeignete Maßnahmen nachhaltig zu stabilisieren“, beschreibt Gebiets- verkaufsleiter Wolfgang Heimann die partnerschaftliche Rolle des Betriebsstofflieferanten. Im Rahmen der bei Altatec üblichen kontinuierlichen Qualitätsverbesserungen werden diverse Qualifizierungsmaßnahmen im CNC-Bereich vorgenommen. Man sei laufend dabei, die Schneidölqualität weiter zu optimieren. „Hier vertrauen wir auf konkrete Entwicklungsimpulse des Spezialisten“, erklärt Hans Guwak. Gemeinsam mit dem Schmierstoffpartner plane man außerdem künftig eine kontinuierliche Überwachung der Bearbeitungsmedien, quasi ein Monitoring.
Wolfgang Pfau Journalist in Freudenstadt

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