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Konfuzius sagt „Ehre Deine Eltern“

Schönes Wochenende
Konfuzius sagt „Ehre Deine Eltern“

Meine Eltern besuche ich gerne. Freiwillig. Ich kenne aber auch andere Eltern oder Schwiegereltern, von denen ich mir ungern meinen Sonntagnachmittag vermiesen lassen wollte. Ewige Vorwürfe und Belehrungen gehören meines Wissens nach zu den Top Five der Gründe für das – wenn auch mit schlechtem Gewissen – Verschieben des wöchentlichen Anstandsbesuches. Ganz so einfach kommen künftig die erwachsenen Kinder in China nicht mehr aus der Pflicht: Mit der „Protection of the Rights and Interests of the Elderly People“ ist ein entsprechendes Gesetz in Kraft getreten, das die Kinder dazu verpflichtet, ihre Eltern zu besuchen, ob sie wollen oder nicht. Wer das nicht tut, muss den Angaben zufolge Strafen in Kauf nehmen. Sogar der Gang ins Gefängnis könnte drohen. Die Kinder haben sich demnach um die geistigen Bedürfnisse ihrer Eltern zu kümmern und dürfen niemals ältere Menschen vernachlässigen oder brüskieren. Damit reagiert das Reich der Mitte auf das wachsende Problem des untergehenden traditionellen Familienbildes. Laut Regierungsstatistiken waren 2010 mehr als 178 Millionen Menschen der rund 1,3 Milliarden Einwohner Chinas über 60 Jahre alt. Bis zum Jahr 2030 wird sich diese Zahl verdoppeln.

Wie die BBC berichtet, trifft das Gesetz in der Internet-Community auf Kritik. Viele Chinesen fragen sich, wie das Vorhaben umgesetzt werden soll, da zum Beispiel die Häufigkeit der Besuche nicht festgelegt ist: „Kinder, die weit von ihren Eltern entfernt leben, sollten sie oft besuchen“, heißt es. Aber wie oft ist oft? Einmal pro Woche? Pro Monat? Pro Halbjahr? Zhang Yan Feng, Anwalt der King & Capital Law Firm, sieht das Gesetz als pädagogische Maßnahme und Ausgangspunkt für Streitigkeiten vor Gericht: „Es ist schwer, dieses Gesetz umzusetzen, aber es ist nicht unmöglich. Wird ein Fall aufgrund dieses Gesetzes vor Gericht gebracht, wird es wahrscheinlich zu einer einvernehmlichen Einigung kommen. Wird jedoch keine Einigung erzielt, kann das Gericht die Beklagten theoretisch dazu zwingen, ihre Eltern zu bestimmten Tagen eines Monats zu besuchen.“ Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, kann es zu einer Bestrafung oder einem Aufenthalt im Gefängnis kommen. Aber wer soll die Einhaltung der Vorgaben überwachen? Die NSA vielleicht? User von Weibo, dem chinesischen Twitter, betonen in den Diskussionen derzeit, dass man wohl wisse, wie die Eltern zu ehren seien. Manchmal sei man aber einfach mit dem eigenen Leben beschäftigt und/oder der Druck sei zu stark. Aber schließlich sei doch in China der Respekt gegenüber älteren Menschen fest in der chinesischen Gesellschaft verankert.
Tatsache ist aber auch, dass die Bevölkerung aufgrund der 1-Kind-Politik altert und das Modell der traditionellen Familie ausgedient hat. Die Kinder ziehen in die Städte, die Alten bleiben zurück. Viele leben in Armut. Von staatlicher Seite gibt es bislang kaum Unterstützung – ob das neue Gesetz der richtige Weg ist, bleibt zu bezweifeln. Obwohl, vielleicht hätte ich da einen Tipp: Wer als Strafe für ein halbes Jahr zum Wohnen in seinem alten Kinderzimmer oder bei den Schwiegereltern verdonnert wird, denkt vielleicht in Zukunft wohlwollender über einen Sonntagnachmittags-Kaffee bei Mutter nach!
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