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„Innovationen sind das A und O in der Medizintechnik“

Dr. Hans-Otto Maier: Kunststoffverarbeiter können am Wachstumsmarkt Medizintechnik partizipieren
„Innovationen sind das A und O in der Medizintechnik“

„Innovationen sind das A und O in der Medizintechnik“
Technischer Fortschritt, eine alternde Bevölkerung und ein erweiterter Gesundheitsbegriff sprechen für die Medizintechnik. Gute Chancen also auch für Kunststoffverarbeiter, meint Dr. Hans-Otto Maier, Direktor Forschung & Entwicklung Sparte Hospital Care bei B. Braun Melsungen.

Herr Dr. Maier, mit welchen Wachstumsraten in der Medizintechnik kann der Kunststoffverarbeiter in den nächsten Jahren rechnen?

Wir müssen hier zwischen etablierten Märkten in Europa und den Tigermärkten in Asien, vor allem in China und Indien, unterscheiden. In Europa gehen wir in den nächsten Jahren von Wachstumsraten zwischen fünf und sieben Prozent je nach Produktsegment und Markt aus. Für den Standort Deutschland erwarten wir ein geringeres Wachstum, das bei deutlich unter fünf Prozent liegen wird.
Welche Anforderungen stellen medizinische Einrichtungen und Hersteller von Medizintechnikprodukten an Kunststoffverarbeiter, die im Medizintechnik-Sektor aktiv werden wollen?
Kunststoffverarbeiter, die in die Medizintechnikbranche einsteigen wollen, müssen entsprechende Voraussetzungen hinsichtlich der Produktionsumgebung und der Validierung und Dokumentation ihrer Prozesse erfüllen. Wichtig sind geregelte und dokumentierte Abläufe. Gute Voraussetzungen dafür bietet eine CE-Zertifizierung, mit der sich nachweisen lässt, dass die Entwicklungs- und Produktionsprozesse den Anforderungen genügen.
Wie haben Kunststoffverarbeiter ihre Kompetenzen dahingehend entwickelt?
Es gibt einige Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, die ihre Produktion auf die Medizintechnik umgestellt haben. Oftmals starteten diese Unternehmen in der Automobilindustrie und bauten nach und nach ein zweites Standbein in der Medizintechnik auf. Ein sinnvolles Vorgehen ist es, die Produktionsstätten entsprechend räumlich zu unterteilen und für die Medizintechnik konsequent sämtliche Voraussetzungen umzusetzen.
Mit welchen Problemen müssen die Verarbeiter rechnen?
Schwierig wird es in Produktbereichen, die unter großem Kostendruck stehen. Als Komponentenlieferant haben Kunststoffverarbeiter etwa durch die Unterbrechung der Wertschöpfungskette – Stichwort Reinraumfertigung – hier oftmals einen schweren Stand. Anders sieht es bei Spezialitäten aus, bei denen Verarbeiter auch ihre Entwicklungskompetenz einbringen können.
Welchen Stellenwert haben Innovationen, welche Chancen und Risiken sind damit verbunden?
Innovationen sind das A und O in der Medizintechnik. Als Vorlieferant müssen sich Kunststoffverarbeiter dem Wettbewerb auch aus Niedriglohnländern stellen. Mit speziellem Know-how bei der Entwicklung innovativer Produkte haben Verarbeiter als Zulieferer im Medizintechnik-Markt aber durchaus gute Chancen.
Wichtig ist die Unterscheidung, ob ein Kunststoffverarbeiter ein Vorprodukt oder ein Endprodukt liefert. Die Produkthaftung und damit auch das Risiko liegen bei dem Hersteller des Endprodukts, der sich aber durch Auditierung, Prozessvalidierung und andere Maßnahmen gegenüber seinem Zulieferer absichern kann.
Wie ist der Markt derzeit aufgeteilt, und wie sind die Chancen für Kunststoffverarbeiter, in der Medizintechnik-Branche Fuß zu fassen?
Man muss ganz klar sehen, dass es in Europa für Kunststoffverarbeiter bei bestehenden Produkten schwierig ist, Fuß zu fassen. Ein Neueinstieg in die Branche sollte immer über einen innovativen Ansatz erfolgen – sei es über einen innova-tiven Prozess, um bestehende Produkte effizienter oder in besserer Qualität herzustellen, oder über eine Produktinnovation. Der Versuch, ein bestehendes Produkt einfach nur preiswerter anzubieten, wird aller Wahrscheinlichkeit nicht von Erfolg gekrönt sein. Dafür sorgen allein schon die Anfangsinvestitionen, die ein etablierter Anbieter naturgemäß schon amortisiert hat.
Welche Bedeutung haben Wettbewerber aus Billiglohnländern für die deutschen Hersteller?
Niedriglohnländer sind eine Konkurrenz bei Produkten, bei denen die Einstiegsschwelle seitens Entwicklung und Technologie niedrig ist und das nötige Know-how zum Teil schon aus Normen zu extrahieren ist. Bei einfachen Produkten ist die Versuchung für Abnehmer groß, aus solchen Ländern zu importieren. Wir gehen diesen Weg nicht, da wir durch entsprechende Investitionen in hochkavitätige Werkzeuge und hoch automatisierte Systeme auch in diesen Bereichen auf höchstem Qualitätsniveau wettbewerbsfähig produzieren können.
Christian Bothur Fachjournalist in Düsseldorf
Weitere Informationen www.bbraun.de
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