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Hohe Erwartungen ans Design

Medical-Design: So wird der Gestalter zum Partner in der Produkt-Entwicklung
Hohe Erwartungen ans Design

Medical-Designer gestalten Einmalspritzen, Notarztkoffer und vernetzte OP-Säle. Im Fokus ihrer Arbeit stehen das Aussehen des Produktes und die Erfahrung des Menschen damit. Die Sicht der Entwickler auf die Arbeit des Designers ist dabei so vielschichtig wie sein Aufgabenbereich.

Meist ist es die Unternehmensleitung, die die Weisung ausgibt, dass ein Produktdesigner noch einmal über das neue Konzept schauen soll. Denn auch, wenn die grundlegenden Eigenschaften des neuen Produktes dafür sorgen, dass es der Konkurrenz überlegen ist, kommt die aktuelle Studie vielleicht im Hinblick auf ihr äußeres Erscheinungsbild oder ihre Bedienbarkeit noch nicht an vergleichbare Produkte heran. Das könnte die Akzeptanz auf dem Zielmarkt gefährden. Der Designer soll sich das Produkt vornehmen und nachbessern. Das führt zu der Frage, zu welchem Zeitpunkt der Designer ins Projekt geholt werden sollte, welche Aufgaben er übernimmt und was einen Designer im Bereich der Medizintechnik von dem Rest seiner Zunft unterscheidet.

Häufig werden Designer schon vor der eigentlichen Entwicklung mit einer Visualisierung beauftragt, um Investoren das geplante Produkt vor Augen führen zu können. Hierzu werden auf Basis erster Eckdaten und Erkenntnisse fotorealistische Bilder erstellt, die das gewünschte Ergebnis beeindruckend darstellen. In den meisten Projekten werden Designer bereits in der Konzeptphase damit beauftragt, Aspekte aus den Bereichen Gehäusetechnik, Gestaltungstrends und Usability in die Anforderungen an die Entwicklung mitzudefinieren.
Es gibt allerdings auch Projekte, bei denen der Designer am fertigen Konzept nur noch Schönheitskorrekturen vornehmen soll. Empfehlenswert ist es, den Designer möglichst früh in das Projekt zu holen, damit er das Produkt von Anfang an mitgestalten kann. Grundsätzlich sollte der Designer aber in der Lage sein, die Entwicklung zu jedem Zeitpunkt unterstützen zu können. Die Leistung des Designers liegt darin, die verschiedenen Anforderungen und deren Wichtigkeit für das Produkt zu einer überzeugenden Gestaltung zu führen. Jedes Gerät, jede Software ist einmal nach ganz bestimmten Kriterien gestaltet worden. Diese Kriterien sind je nach Produkt, Markt und Entstehungszeitpunkt sehr unterschiedlich. Wie gut diese Einflussfaktoren passen und angewandt werden, entscheidet letztlich über den Erfolg des Produktes.
In der Gerätemedizin spielt der benutzungsfreundliche Umgang mit einem Produkt eine zunehmend wichtige Rolle und wird oft der Zuständigkeit des Designers zugeordnet. Der erfahrene Designer wird auch Lösungen für ergonomische Aufgabenstellungen und sogar Arbeitsprozesse erarbeiten können, die Ermittlung geeigneter Vorgaben muss aber im gesamten Entwicklerteam und im besten Fall mit Unterstützung von Usability-Experten geschehen. Das führt dazu, dass Einflüsse aktueller Trends aus der Bedienung von Systemen verschiedener Lebensbereiche mit den teils hochkomplexen und spezifischen Abläufen eines Klinikalltags zusammengeführt werden, um die Erwartungshaltung der Anwender erfüllen zu können. Die Interpretation von Anforderungen durch den Designer aus gestalterischer Sicht findet in allen Bereichen statt, in denen Geräte, Printmedien oder Software entwickelt werden. Der Medical Designer kennt sich in seiner Spezialisierung dann gut aus, wenn er die Prozesse und Bedingungen berücksichtigt, unter denen Medizinproduktehersteller ihre Produkte entwickeln.
Für die meisten Designbüros ist die Einrichtung und Aufrechterhaltung eines zertifizierten Qualitätsmanagement-Systems ökonomisch nicht abbildbar. Der Designer wird sich aber bewusst sein, an welcher Stelle des Entwicklungsprozesses er gerade mitwirkt und welche Wechselwirkungen seine Arbeit hat. Überdies wird er die Kenntnis über die gängigen Normen und Richtlinien haben, die bei der Implementierung seiner Ergebnisse in den Entwicklungsprozess zur Anwendung kommen müssen. Er wird außerdem seine eigene Entwicklung derart dokumentieren, dass sie als Teil des geforderten Entwicklungsnachweises gilt und nicht als zusätzliche Arbeit auf den Entwickler zurückfällt. Das Wissen um die Existenz der Norm zur Anwendung der Ergonomie auf Medizinprodukte ist ein Indikator für die Fachkompetenz des Designers.
Im Bereich der Gerätemedizin ist das Wissen um die Bedeutung der Normenreihe der DIN EN 60601-x ein Indikator für die Auseinandersetzung mit der regulatorischen Notwendigkeit auf dem Gebiet. Im Bereich der Softwareentwicklung sollte bekannt sein, dass der Entwickler die DIN EN 62304 berücksichtigen muss, während die Ergebnisse den Richtlinien der EN ISO 9241-110 standhalten sollte. Dass Normen einen großen Einfluss auf das Design haben, wird am Beispiel der Dimensionierung eines Fußkreuzes deutlich. Die Anforderungen der DIN EN 60601-1 an die Standfestigkeit führen zu einer Größe, die gegebenenfalls mit dem ersten Designentwurf nicht in Übereinstimmung zu bringen ist.
Ein anderes großes Thema sind die zu verwendenden Materialien und Herstellungsverfahren. So gab es in einer Produktentwicklung bei Wilddesign den Wunsch des Kunden, das Gehäuse aus Kostengründen in der Tiefziehtechnologie zu realisieren. Das Gehäuse sollte weiß werden, der Sonneneinstrahlung widerstehen und brandhemmende Eigenschaften aufweisen. Anforderungen, die sich gegenseitig ausschließen und sich letztendlich nur durch eine nachträgliche Lackierung realisieren ließen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Medical Designer die grundlegenden Anforderungen der Medizinprodukte-Entwicklung kennt und die Fragen stellt, die zu den relevanten Einflussfaktoren führen, die das Konzept zu einem marktfähigen Produkt machen. Die Erfahrung von Markus Wild, Gründer und Inhaber der Wilddesign Gruppe mit Standorten in Gelsenkirchen und Shanghai, zeigt, dass die richtige Gewichtung der Faktoren zu einem zielgerichteten Prozess und zu erfolgreichen Designs führen.
Marc Ruta Wilddesign, Gelsenkrichen
Wissen um die geltenden Richtlinien ist Indikator für Fachkompetenz des Designers

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