Mit Papieren für anspruchsvolle technische Anwendungen greift die deutsche Zellstoff- und Papierindustrie derzeit einen Entwicklungstrend auf, den zuvor die Textilbranche mit der überlebenswichtigen Hinwendung zu technischen Textilien erfolgreich aufgenommen hatte. Eine kürzlich fertiggestellte Branchen-Zukunftsstudie verweist auf mögliche Einsatzszenarien für Papier und Pappe auch über die Themenlandschaft Gesundheit und Hygiene hinaus. Künstlich hergestellte Fasern und Vliese sind wichtige Bausteine des medizinischen Fortschritts und kommen in Wirkstoffträgern, Diagnosesystemen und Prothetik zur Anwendung. Das gleiche gilt nfür vliesfaserbasiertes Papier, das leicht, elastisch, verformbar und hygroskopisch ist. Papiermaterialien können nach Auffassung des Polymer- und Papierchemikers Prof. Dr. Markus Biesalski von der TU Darmstadt künftig im Gesundheitsbereich noch stärker im Mittelpunkt des Materialeinsatzes stehen. Innovative Papiermaterialien für Klinik, Labor und Patienten wären im Kontext des einsetzenden Strukturwandels in der Papierindustrie ein Beitrag, künftig mit geringen Werkstoffmengen dennoch in vergleichsweise hochpreisige Anwendungsfelder zu stoßen, so der Wissenschaftler. Entsprechende Forschungsthemen zielen unter anderem auf biobasierte Filter mit schadstoffabsorbierenden oder desinfizierenden Eigenschaften sowie funktionalisierte Verbandsmaterialien mit sensorischer Signalgebung ab. In diese lassen sich für therapeutische Zwecke in Zukunft auch Wirkstoffe integrieren.
Bild: TU Darmstadt
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