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Hightech für das Krokodil

Drahterosion: Pinzetten-Oberflächen im Mikrometerbereich strukturiert
Hightech für das Krokodil

Mit zwei Feinstdrahtbearbeitungsmaschinen des Herstellers GF Agie Charmilles hat sich die Retero GmbH neue Märkte erschlossen. Oberflächengüten von Ra 0,1 μm und Radien von 0,02 mm sind bei diesen Maschinen Standard. Davon profitiert auch eine Pinzette für die Augenchirurgie.

Das bei Schaffhausen liegende Feuerthalen ist Sitz der Retero GmbH, einem Dienstleister für Drahterodierarbeiten sowie für den Stanz- und Biegewerkzeugbau. Das Unternehmen wurde im März 2005 als Management-Buyout des Fotoapparateherstellers Sinar AG von Jürgen und Helmut Retter gegründet. Helmut Retter selbst leitete dort die Werkstatt, deren Maschinenpark komplett übernommen wurde. Der Betrieb startete so mit einem über 30-jährigen Know-how und hochpräzisen Werkzeugmaschinen.

Ein Kapital, das der Juniorchef und heutige Geschäftsführer Jürgen Retter kontinuierlich ausbaute. Von Anfang an wurde Wert daraufgelegt, dass die „Präzision im Haus“ bleibt. Das heißt, das Unternehmen fertigt und kontrolliert alle Teile selbst. Dazu stehen fünf Drahterosionsmaschinen von GF Agie Charmilles, eine Mikro-Erosionsbohrmaschine von Sarix, eine Laserschneidmaschine KLS 246 von Lasag, eine Gleitschleifanlage, ein Fräsbearbeitungszentrum von Fadal sowie ein Mikroskopmessgerät von Mitutoyo, eine automatische Messmaschine BN 710 von Mitutoyo und ein Mikroskop von Marcel Aubert für 650-fache Vergrößerungen bereit.
Mit sieben Mitarbeitern beliefert Retero die Zielgruppen Medizin- und Fototechnik, die Uhren- und Elektronikindustrie, den Werkzeug- und Formenbau, die Zulieferer der Automobilindustrie, den Schaltanlagenbau, die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie die Vermessungstechnik und -industrie. 60% des Umsatzes werden mit Feindrahterodier- und Erodierarbeiten erwirtschaftet.
Ein Beispiel hierfür ist die Pinzette Krokodil für die Augenchirurgie. Die Pinzette wird über ein aufgeschobenes Rohr bewegt, das einen Außendurchmesser von 0,33 mm hat. Der für die Federung nötige Schlitz an der Zange ist 5 mm lang, die Schlitzbreite beträgt 0,07 mm. Die vom Kunden gelieferten Werkstücke aus rostfreiem Stahl werden auf einer eigens konstruierten Mehrfach-Spannvorrichtung gespannt, so dass jedes einzelne von der Feindrahterosionsmaschine Vertex angetastet und seine exakte Position ermittelt werden kann.
„Die Genauigkeit und Funktion dieser Lehre ist das A und O der Mikrofertigung“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Retter. Eventuellen Versatz kompensiert das Programm der Maschine selbst. Dann wird die Pinzette aus einem 0,05-mm-Stahldraht mit einem Schnitt erodiert. Die vom Kunden gewünschte Rauheit von Ra 1,5 μm dient der Griffigkeit des Instruments. Nach Angaben von Abdel Saadellaoui, Produktionsleiter bei dem Drahterodierspezialisten, können auch feinere Oberflächen mit einem Schnitt erzielt werden. Dies ist abhängig vom Material und der Materialdicke.
Die feinsten Oberflächen liegen bei Ra 0,05 μm mit mehreren Nachschnitten. Die vorgegebenen Toleranzen, wie der Mittenversatz von kleiner als 0,02 mm, werden selbst bei großen Stückzahlen erreicht und zeigen die Wiederholbarkeit der Ergebnisse, denn der Chirurg muss sich bei Augenoperationen im Mikrometerbereich auf ein symmetrisches Instrument verlassen können.
Ein weiteres Beispiel verdeutlicht, in welchen kleinen Dimensionen sich die Fertigung bei Retero abspielt: Mit Drahterosion war ein Schriftzug in zwei halbrunde Formeinsätze aus Stahl 1.2436 für ein Zweikomponenten-Spritzgießwerkzeug zu erodieren. Die Herausforderung war, die Startlochbohrungen in der für die Drahterosion optimalen Position einzubringen. Der Schriftzug sollte mit einer Schlitzbreite von nur 0,29 beziehungsweise 0,12 mm draht-erodiert werden, so dass der Durchmesser der Startlochbohrungen selbst keinesfalls diese Werte überschreiten durfte. „Die genaue Kenntnis der technischen Möglichkeiten der Drahterosion ist hier unabdingbar, um die Position der einzelnen Startlochbohrungen auf Anhieb präzise zu realisieren“, so Andrew Pilgram, Mitarbeiter an der Mikro-Erosionsbohrmaschine von Sarix. So wurden Startlöcher von 0,15 mm für den Schriftzug und von 0,1 mm für das Trademark-Zeichen gebohrt. Die Drahterosion wurde mit einer Vertex, welche mit einem Wolfram-Draht TWS 50 bestückt war, bewerkstelligt. Mit einem Vollschnitt und drei Nachschnitten wurde eine Oberflächengüte von Ra 0,3 μm erzielt, so dass die Entformbarkeit beim Spritzgießen gewährleistet werden konnte.
Das Potenzial der Feindrahterosionsmaschinen von GF Agie Charmilles ist noch lange nicht ausgeschöpft, wie die zwei Anwendungsbeispiele bei Retero zeigen. Mehrfach-Aufspannsysteme, Duo-Drahtsysteme sowie nachbearbeitungsfreie Fertigung gepaart mit Unternehmens-Know-how geben der Drahterosion die Richtung vor, Hochpräzision mit profitabler Wirtschaftlichkeit zu verwirklichen.
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