Im Krisenjahr setzen Schweizer Unternehmen auf den Wachstumsmarkt Medizintechnik. Die Branche rechnet mit einem Umsatzplus von 6 %. Neben Innovationen gehören Kooperationen und Netzwerke zur Wettbewerbstrategie.
Im Krisenjahr zählt die Medizintechnik zu den wichtigsten Wachstumsmärkten der Schweiz: Etwa 45 000 Arbeitnehmer sind in den rund 1300 Unternehmen beschäftigt. Die lange Tradition der Uhrenindustrie hat beispielsweise im Kanton Bern dem Know-how für Präzisionsarbeit Vorschub geleistet.
Hightech-Produkte wie die Herzschrittmacher und Neurostimulatoren der in Tolochenaz ansässigen Medtronic AG werden in die ganze Welt geliefert. Die Nachfrage nach den Präzisionsprodukten aus dem Alpenland, die zur Behandlung von Schmerzen, Parkinson und Bewegungsstörungen sowie zur Kontrolle der Blasen- und der Darmfunktion eingesetzt werden, ist ununterbrochen groß. Im Juni meldete das Unternehmen stolz die Produktion der dreimillionsten Einheit. „Die Arbeit unserer Angestellten in der Schweiz hat es Medtronic ermöglicht, das Leben von drei Millionen Menschen auf der Welt zu verbessern“, erklärt François Monory, Vizepräsident CRDM Operations und verantwortlich für die Produktionseinheit im Kanton Waadt.
Seit sich das Unternehmen, dessen Muttergesellschaft in den USA beheimatet ist, in der Schweiz niedergelassen hat, wurde die Produktionsstätte laufend dem Wachstum und der Diversifizierung angepasst. „Über 300 Mitarbeiter am Standort Tolochenaz produzieren heute in zwei Schichten mehr als 2000 Stimulatoren pro Tag, das macht im Jahr über 400 000“, betont François Monory. Neben dem Produktionsbetrieb beherbergt die Niederlassung auch den Hauptsitz für Europa und Zentralasien sowie das Therapie-Schulungszentrum für Europa.
Medtronic ist eines der 195 Mitglieder im Medical Cluster, der seinen Sitz im Kanton Bern hat. Der Cluster vereint Hersteller, Zulieferer, Dienstleister sowie Forschungs- und Entwicklungsunternehmen für die Medizintechnik. Ausgehend vom ehemaligen Medical-Cluster Bern dehnt das Netzwerk heute seine Aktivitäten auf die gesamte Schweiz aus. Seit der Gründung 1997 steigt die Anzahl der Mitglieder stetig an, allein im ersten Halbjahr 2009 schlossen sich 37 neue Firmen der Organisation an. Die Ziele des Medical Cluster sind
- die Förderung des Innovationsprozesses entlang der Wertschöpfungskette Forschung – Produktion – Markt,
- die Optimierung des Wissens- und Technologietransfers,
- die Ausdehnung der Aus- und Weiter- bildungsangebote in Medizintechnik,
- sowie die Unterstützung junger und innovativer Unternehmen.
Die Perspektiven für die Medizintechnikindustrie in der Schweiz bewertet Cluster- Geschäftsführer Peter Biedermann als gut: „Die Hersteller von Medizinprodukten werden in ihren Nischen ihre Position als Technologieführer stärken können. Die Integration von Schlüsseltechnologie aus den Bereichen Mikro- und Nanotechnologie ist dabei von entscheidender Wichtigkeit.“
Entsprechend werden diejenigen Unternehmen erfolgreich sein, die künftige Trends rechtzeitig erkennen und durch ein effizientes Technologiemanagement in ihre neuen Produktinnovationen integrieren können. Für Peter Biedermann ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere ausländische Medizintechnikkonzerne die Schweiz als Standort für Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb entdecken und damit den gleichen Weg einschlagen wie beispielsweise die Unternehmen Medtronic, B.Braun, Smith&Nephew, Stryker, Synthes und Zimmer.
Mit seiner Arbeit für den Medical Cluster will er für den Wachstumsmarkt Medizintechnik einen wichtigen Beitrag leisten: „Unsere Aufgabe ist es, die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Behörden und Forschungsinstituten weiter zu optimieren“, so Biedermann. Das bedeute, die entsprechenden Plattformen bereitzustellen und den Wissens- und Technologietransfer zu perfektionieren. Biedermanns Ziel: Die Schweiz zum weltweit besten Medizintechnik-Standort ausbauen. Die Mitarbeiter im Medtronic-Werk Tolochenaz arbeiten derweil weiter daran, den viermillionsten Neur0stimulator in die Welt hinaus schicken zu können.
Susanne Schwab susanne.schwab@konradin.de
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