Smart Services | Industrie 4.0 beziehungsweise die Digitalisierung eröffnet den Spritzgießmaschinenbauern die Chance, neue Geschäftsmodelle anzubieten. Sie denken dabei primär an smarte Services für die vorausschauende Wartung ihrer Maschinen.
Sabine KollFachjournalistin in Böblingen
Die zustandsbasierte, prädiktive Instandhaltung von Maschinen und Anlagen weist den Weg in die Zukunft“, ist sich Paul Kapeller sicher, Produktmanager Inject 4.0 bei Engel. Neue smarte Services stellt Engel auf der K 2016 in Düsseldorf vor: Der neue E-Connect Monitor wird es möglich machen, den Zustand von prozesskritischen Maschinenkomponenten im laufenden Betrieb zu analysieren und eine zuverlässige Ausfallprognose zu erstellen. Die zustandsbasierte, prädiktive Instandhaltung erlaubt es, die Lebensdauer von kritischen Maschinenteilen voll auszuschöpfen und trotzdem ungeplante Anlagenstillstände zu vermeiden. Langfristig unterstützt die regelmäßige Zustandsüberwachung die Prozessoptimierung. Über die Auswertung der Verschleißparameter werden kritische Prozesseinstellungen, die den Verschleiß bestimmter Komponenten beschleunigen, erkannt und durch Prozessanpassungen in der weiteren Folge vermieden.
Darüber hinaus arbeitet der österreichische Spritzgießmaschinenbauer gemeinsam mit seinen Kunden und Partnern daran, OPC UA als gemeinsames Informationsmodell in der Kunststoffbranche auch im Bereich Condition Monitoring zu etablieren. Mit seiner service-orientierten, plattformunabhängigen und frei skalierbaren Struktur bietet das Kommunikationsprotokoll viel Flexibilität. Hinzu kommt, dass sicherheitstechnische Features bereits ein integraler Bestandteil der Architektur sind.
Notwendig sind diese, weil der Verarbeiteter bei Smart Services wie etwa dem E-Connect Monitor dem Maschinenbauer erlauben muss, über eine Internet-Verbindung auf bestimmte, dafür freigegebene Daten zuzugreifen. Gegenseitiges Vertrauen ist hier laut Kapeller wichtig, reiche aber bei weitem nicht aus. Engel setze für den Datentransfer konsequent auf State-of-the-art-Sicherheitstechnik und lasse seine Systeme regelmäßig von unabhängigen Experten überprüfen.
Als weiteres Hemmnis für die Akzeptanz von Smart Services sieht Kapeller, dass viele Unternehmen bei einer Neuinvestition nicht die Lebenszyklus-, sondern nur die Anschaffungskosten kalkulieren. Dies erschwere den Maschinenbauern den Vertrieb solcher Services.
„Dabei helfen Smart Services, die Gesamtanlageneffektivität beim Kunden zu steigern. Außerdem machen sie die Ersatzteilversorgung und Reparaturen planbarer“, ist Heinz Gaub überzeugt, Geschäftsführer Technik bei Arburg. Als weiteres neues Geschäftsmodell hält er es für „vorstellbar, schon im Verkaufsgespräch mit dem Kunden ein virtuelles Modell seiner Maschine zu ‚bauen’ und damit die Spritzgießfertigung mit einem erlebbaren 3D-Modell zu ‚testen’.“
Maschinenüberwachung per Smartphone-App
Auch Klaus Geimer, stellvertretender Geschäftsführer von Boy, ist sich sicher: „Das Serviceangebot wird sich ändern. Kunden die bereit sind, ihre Maschinen überwachen zu lassen, können vorbeugende Wartung beziehungsweise Ersatzteile automatisiert bestellen und einen besseren Telefonsupport erhalten.“ Die Maschinenüberwachung könne über Smartphone-Apps von jeden Ort der Welt mit Internet-Zugang erfolgen.
Eine neue Plattform für E-Services wird auf der Mese K 2106 auch die Krauss Maffei Gruppe präsentieren: Die Plattform basiert auf der Leitrechner-Schnittstelle Euromap 77 und OPC-UA und wird über die Webseiten des Unternehmens jederzeit erreichbar sein. Dabei stellt sie dem Kunden sämtliche relevante Maschinendaten zentral zur Verfügung und ermöglicht so die einfache Abwicklung jeglicher Service-Prozesse. Ein individuell gestaltbares Dashboard bietet eine übersichtliche Gesamtübersicht inklusive Maschinendokumentation und führt den Anwender tiefer in die jeweiligen Bereiche.
„So erhält der Kunde mit der Live-Monitoring Funktion jederzeit die aktuellen Maschinen- und Produktionsdaten. Sofort verfügbare Informationen zur Maschinenhistorie und Diagnosereports ermöglichen im Problemfall den reibungslosen Kommunikationsfluss mit dem After-Sales Service und tragen so zu einer beschleunigten Problemlösung bei“, erklärt Renzo Davatz, Vice President Service bei Netstal. Um die Abwicklung von Servicefällen optimal zu gestalten, werden ein Ticketing- und ein optionales Fernwartungssystem direkt in die Plattform eingebunden. Weil Diagnose- und Maschinenreports nicht immer direkt online übermittelt werden können, besteht zusätzlich die Möglichkeit, die wichtigsten Informationen via QR-Code und Smartphone App zu übertragen. Auf diese Weise können auch benötigte Ersatzteile zuverlässig identifiziert werden. Im integrierten Webshop können die Ersatzteile anschließend auf ihre Verfügbarkeit überprüft und bestellt werden. ■
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