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Findige Eidgenossen: Schweiz investiert in Forschung und Entwicklung

Innovationskraft: Schweiz investiert in Forschung und Entwicklung
Findige Eidgenossen

Eine besondere Kontaktlinse mit Mikrosensorik zur Messung des Augeninnendrucks, ein hochbiegsames Koronarstent- system aus Kobalt-Chrom oder langlebige, biologische Herzklappen – nicht selten tragen neue Entwicklungen in der Medizintechnik das Schweizer Gütesiegel.

Der grüne Star ist eine heimtückische Augenkrankheit. Laut WHO-Studien ist es die zweithäufigste Erblindungsursache, rund 67 Millionen Menschen leiden weltweit darunter. Ein Zehntel davon erblindet, da die Krankheit nicht rechtzeitig diagnostiziert wird. Die Sensimed AG in Lausanne hat einen Mini-Dehnungsmesser entwickelt, der – integriert in einer Linse – den Augeninnendruck misst und via Funktechnik an eine Messstation sendet. Im vergangenen Jahr wurde das Frühwarnsystem Triggerfish mit dem Medtech Award 2009 ausgezeichnet. Den Geistesblitz für diese Innovation hatte Dr. Matteo Leonardi vom Labor für Integrierte Mikrosysteme der EPF Lausanne, als er der Formverändung der Hornhaut bei wachsendem Augendruck auf die Spur kommen wollte. Seine Idee: den Sensor direkt in eine Kontaktlinse einzupassen, um damit die sphärische Deformation des Augapfels indirekt und online überwachen zu können. Zwar lässt sich ein Glaukom heute noch nicht heilen, aber eine aussagekräftige Überwachung sollte eine Therapie erlauben, die den zunehmenden Verfall des Gesichtsfeldes wenigstens aufhalten kann.

Support für die komplexen Entwicklungsschritte bot die Förderagentur für Innovation KTI. Sie unterstützte Leonardi auch, um seine im Jahr 2003 gegründetes Unternehmen Sensimed für den Markteintritt fit zu machen und verlieh dem Unternehmen 2008 das CTI-Start-up-Label der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die Förderagentur bietet individuelles Coaching für Start-ups und unterstützt die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zwischen den Bildungs- institutionen und der Medizintechnik. In den letzten zwölf Jahren haben KTI und Industrie insgesamt rund 250 Mio. SFR in 235 Projekte investiert. Jedes Jahr wird ein Forschungsvorhaben mit dem KTI Medtech-Award ausgezeichnet.
Dank ihres Pionier- und Erfindergeistes ist die Schweiz von jeher bei den Implantaten und Hörgeräten, bei den Einrichtungen für Diagnostik und in anderen Bereichen international führend. Bereits 1820 gründete der Freiburger Joseph-Frédéric-Benoît Charrière eine Firma zur Herstellung chirurgischer Instrumente. Die Maßeinheit für den Durchmesser urologischer Sonden trägt noch heute seinen Namen. Anfang des letzen Jahrhunderts erfand der Chirurg und Nobelpreisträger Theodor Kocher die nach ihm benannte Arterienklemme. Schließlich erregte Alfred Streit mit seinem Ophthalmometer zur Bestimmung der Hornhautverkrümmung internationales Aufsehen.
Die Innovationskraft der Schweizer Medizintechnik lässt sich auch statistisch belegen: Mittlerweile melden die eidgenössischen Unternehmen jährlich über 1200 medizintechnische Erfindungen im In- und Ausland zum Patent an. Der Anteil der Medizintechnik an allen Patentanmeldungen weltweit liegt konstant bei über 5 %. Der Medtech-Anteil der Anmeldungen aus der Schweiz hingegen beträgt heute fast 16 %.
So schillernd die Geschichte, so vielseitig ist die Struktur der Schweizer Medizintechnik: In der Schweiz gibt es rund 3700 Unternehmen, die in dieser Branche tätig sind. Drei Viertel davon beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter. Neben inländischen Unternehmen bestimmen Produktionsbetriebe und Niederlassungen großer internationaler Konzerne die Schweizer Medtech-Szene.
Die Vielfalt der Branche zeigt sich auch in der Vielzahl ihrer Produkte. Rund 10 000 unterschiedliche Produktfamilien werden angeführt von Prothesen und Implantaten. Weiter umfasst das Spektrum Verbrauchsgüter wie zum Beispiel Spritzen, textiles Verbandsmaterial oder Hightech-Produkte wie Geräte der Bildgebenden Diagnostik, Hörgeräte und Herzschrittmacher. Ebenso gehören Rollstühle und andere technische Alltagshilfen dazu. Von der Forschung und Entwicklung über die Fertigung bis hin zum Vertrieb der Produkte bildet die Medizintechnik dabei die komplette Wertschöpfungskette ab. Über die Hälfte des Umsatzes erzielen Medizintechnik- Firmen dabei mit Produkten, die nicht älter als drei Jahre sind.
Das hohe Bildungs- und Forschungsniveau in der Schweiz begünstigt diese Innovationskraft. Viele der Firmen unterhalten eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Internationale Konzerne wie Medtronic und Zimmer haben die Schweiz als ihren bevorzugten F&E-Standort gewählt. Insgesamt investieren Unternehmen der Medizintechnik in der Schweiz jährlich mehrere Hundert Millionen Schweizer Franken in die Forschung und Entwicklung. Laut einer Studie des Schweizer Dachverbands für Medizintechnik Fasmed verwenden die Hersteller dafür durchschnittlich 12 % ihres Umsatzes. Über 90 % der in der Schweiz hergestellten Produkte werden anschließend exportiert. Die starke Exportorientierung dokumentiere, so Fasmed-Geschäftsführer Melchior Buchs, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Schweizer Medizintechnik-Branche. „Dazu beigetragen haben unsere vergleichsweise liberalen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen. Neue Produkte können so in vernünftiger Zeit auf dem Markt eingeführt werden“, erklärt Buchs. Deutschland und die USA stehen als Absatzmärkte für die Medizintechnikprodukte an vorderster Stelle. Aber auch die Golfstaaten, Indien sowie Kanada gewinnen an Bedeutung.
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