Haben Sie einen Hund? Gehen Sie auch gerne mit ihm spazieren – einerseits um seinen (aber auch Ihren) Bewegungsdrang zu stillen, andererseits um den Kopf frei zu bekommen? Und nebenbei sollte der treue vierbeinige Begleiter natürlich sein Geschäft erledigen können. Haben Sie jemals darüber nachgedacht, was Fifi, Rex und Co dazu bewegt, sich am ausgewählten Grasbüschel ausgiebig von rechts nach links und wieder zurück zu drehen, erneut zu schnuppern, um schließlich das Bein zu heben? Ich dachte immer, mein Hund wäre extrem unentschlossen. Nun weiß ich es besser: Er will sicher sein, dass er im richtigen Winkel zum Erdmagnetfeld steht! Na klar, landende Wasservögel richten sich danach, grasende Kühe und sogar der Fuchs bei der Mausjagd, warum nicht also auch mein pinkelnder Hund?
Eben. Das dachte sich auch ein zoologisches Forscherteam der Universität Duisburg-Essen (UDE), das sich gemeinsam mit Wissenschaftlern der Tschechischen Agraruniversität in Prag diesem Thema widmete. Schließlich können Hunde nicht nur extrum gut riechen und ausgezeichnet hören. Auch die gute Navigationsfähigkeit gab den Forschern Rätsel auf. Sie beobachteten deshalb 70 Hunde unterschiedlicher Rassen, wenn sie leinenlos im freien Gelände Blase oder Darm entleerten. Mehr als 7000 Fälle wurden dokumentiert, einschließlich der Umweltbedingungen, Lokalität, Tageszeit und Bekanntheit des Terrains für den jeweiligen Hund. Die anschließende statistische Analyse war für die Wissenschaftler jedoch ernüchternd: Die Hunde schienen keine bestimmte Körperausrichtung während des großen oder kleinen Geschäftes zu bevorzugen.
Doch dann machten die Forscher eine frappierende Entdeckung: Sie sortierten die gesammelten Daten ein weiteres Mal und berücksichtigten dabei die Schwankungen des Erdmagnetfeldes im Zeitraum der Datenerhebung. Diese unregelmäßigen, winzigen Änderungen der Intensität und Richtung der Feldlinien werden von Magnetobservatorien registriert und im Internet veröffentlicht. Prof. Dr. Hynek Burda von der Universität Duisburg-Essen: „Das ergab ein ganz neues Bild, das eindeutig und höchst erstaunlich zugleich ist. Die Hunde richteten sich nämlich sehr wohl vorzugsweise entlang der magnetischen Nord-Süd Achse aus.“ Für Burda ist dies „ein ungeheuer wertvoller Befund für die Wissenschaft“ und eine Erklärung für die übersinnlichen Fähigkeiten der Vierbeiner.
Ich sehe meinen Hund seit dieser Erkenntnis mit ganz anderen Augen. Und mir ist nun auch klar, warum neulich mein Leberwurstbrot vom Couchtisch verschwunden ist. Ich habe es wohl auf die Nord-Süd-Achse gelegt…
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