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„Es braucht Mut, Ideen und kluge Köpfe“

Carbon in der Medizintechnik: Spitzencluster Medical Valley sieht Handlungsbedarf in der Transdisziplinarität
„Es braucht Mut, Ideen und kluge Köpfe“

„Es braucht Mut, Ideen und kluge Köpfe“
Julien Denis ist im Medizintechnik-Cluster Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) für den Bereich Clustermarketing & Development zuständig
Kann Carbon die Medizintechnik erobern? Als Partner eines Innovationswettbewerbs suchte der Spitzencluster Medical Valley nach Ideen und Produkten, in denen Carbon zum Einsatz kommen könnte. Bis zur „Material-Revolution“ bedarf es nach Ansicht von Julien Denis aber noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit.

Herr Denis, mit welchen Erwartungen hat sich der Spitzencluster Medical Valley am Innovationswettbewerb „Carbon im Beton, im Auto, im All – warum nicht auch im Gesundheitswesen?“ beteiligt?

Wir wollten mit einem kontroversen Thema heraus aus dem „Elfenbeinturm“ der Forschungslandschaft und die breite Bevölkerung an Innovationen beteiligen. Hierfür wollten wir nicht bereits abgedeckte Themen unseres Clusters, sondern den Einsatz von Carbon im Gesundheitswesen verwenden. Wir haben uns einige Ideen erhofft und waren von Beginn an nicht von vollständigen Projektskizzen sondern lediglich von Impulsen ausgegangen. Die Laien-Community, welche meist unbelastet von Grenzen des Materials oder des Gesundheitswesens ist, war hierbei der Hebel, diesen Schritt zu gehen.
Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Die vorliegenden Ergebnisse haben unsere Erwartungen völlig übertroffen. Rund 250 Ideen wurden in den verschiedensten Feldern der Gesundheitsbranche generiert und die Realisierungswahrscheinlichkeit und der Innovationsgrad sind meiner Meinung nach sehr hoch. Die Kraft der Open Innovation, auch in einem nicht-Consumer Thema, hat uns positiv überrascht.
Welchen Stellenwert hat das Thema Carbon in Ihrem Cluster?
Unsere Mitglieder und Partner im Cluster sind Produzenten von Hard- und Software in der Healthcare-Branche, damit verbundene Forschungseinrichtungen und medizinische Versorgungsinstitutionen. Mit dem Thema Carbon beschäftigt man sich fast gar nicht. Es gibt noch keine Carbon-Produzenten in unserem Cluster, sondern das Material wird lediglich für spezielle Anwendungen verwendet. Zum Beispiel kommen in der Sportwissenschaft Carbon-Schuh-Einlagen oder –Rennräder zum Einsatz. Geforscht, produziert oder gar vertrieben wird es derzeit leider noch nicht. Den geringen Stellenwert dieses Materials wollen wir versuchen zu ändern.
Wie schätzen Sie persönlich den Einsatz dieses Werkstoffes in der Medizintechnik ein?
Die vielzähligen positiven Material-Eigenschaften wie beispielsweise das geringe Gewicht, die hohe Festigkeit und die glatte Oberfläche, eignen sich hervorragend für den Einsatz in der Medizintechnik. Nur ist dies heute noch nicht angekommen. Die Gründe hierfür sind die Biokompatibilität, welche Carbon derzeit noch nicht eindeutig als implantierbar auszeichnet oder auch die geringe Erfahrung in der Herstellung. Unser Gesundheitssystem benötigt die positiven Eigenschaften von Carbon. Zudem sind Experten sowie Laien sich einig, dass dies sinnvoll ist. Dafür wird es allerdings noch einiges an Forschungs- und Entwicklungsprojekten benötigen. Ich denke, in den nächsten drei bis fünf Jahren werden wir vermehrt medizintechnische Lösungen mit diesem Werkstoff auf dem Markt finden. Es braucht nur Mut, Ideen und kluge Köpfe.
Was muss passieren, damit Carbon aus seinem Nischendasein kommt?
Neuen Werkstoffen gegenüber steht man meist doch eher konservativ. Welche Gefahren birgt es? Was passiert, wenn es nicht klappt? Solche Fragen stellen sich dann Unternehmer und Forscher und es passiert oft, dass diese Themen dann wieder in den Hintergrund wandern. Um solch eine Material-Revolution durchzubringen braucht es vor allem eins: Transdisziplinarität! Wenn nur Material-Wissenschaftler sich Gedanken machen, wird es vielleicht keinen Markt dafür geben. Wenn nur Ärzte allein Ihre Idee ausarbeiten, ist diese womöglich nicht realisierbar. Daher lautet unser Aufruf: Vernetzt euch und arbeitet zusammen, dann entstehen echte Innovationen, welche zudem betriebs- und volkswirtschaftliche Vorteile bringen.
Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Ein weiteres Problem liegt sicherlich in der Finanzierung von Forschungsprojekten, die sich diesem Thema widmen. Denkbar wäre beispielsweise eine bundesweite Ausschreibung im Bereich „Carbon-Einsatz in der Medizintechnik“. Das gab es noch nicht und würde die monetären Hinderungsgründe eliminieren.
Weitere Informationen Zum Spitzencluster Medical Valley: www.medical-valley-emn.de
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