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Erst Chaos schafft Sicherheit

Fälschungsschutz mit Krakelees: Muster in reißender Lackschicht macht Produkt zum Unikat
Erst Chaos schafft Sicherheit

Komplexe, aber statische Sicherheitsmerkmale werden früher oder später von Fälschern umgangen. Eine harte Nuss sind hingegen dynamische Merkmale, die sich unvorhersehbar verändern. Risse im Lack-Label oder der sich stetig verändernde Akku-Ladezustand liefern die Basis dafür.

Wenn ein neues Sicherheitselement auf den Markt kommt, ist es immer nur eine Frage der Zeit, wann es geknackt, kopiert oder umgangen wird. Die Ursache dafür ist die immer gleiche Strategie der herkömmlichen Technik: Sie setzt auf unveränderliche, statische Sicherheitsmerkmale, und diese können erfahrungsgemäß gefälscht werden. Sobald Fälscher ein Merkmal für sich handhabbar gemacht haben, werden komplexere und teurere Sicherheitsmerkmale entwickelt – und können nach einiger Zeit doch wieder gefälscht werden. Einen Weg, um aus diesem Kreislauf auszubrechen, ist ein Strategiewechsel hin zu dynamischen Merkmalen. Solche verändern sich – wie im echten Leben – selbst und sind damit unvorhersehbar und auch unfälschbar.

Der Erforschung solcher Sicherheitstechnologien widmet sich die Human Bios International AG aus Kreuzlingen in der Schweiz. Hinter ihrem Konzept der „dynamischen Sicherheit“ steht die Erkenntnis, dass sich zeit- und nutzungsabhängige Veränderungen nicht vorausproduzieren lassen.
Kernstück dieses vorliegenden Konzepts ist das Krakelee. So wird das chaotische Muster bezeichnet, das zum Beispiel in einem reißenden Lack beim Trocknen entsteht und das sich im Lauf der Zeit weiter verändert. In der Kunst sind feine, netzartige Spannungsrisse auf Gemälden oder Keramiken bekannt und häufig auf Ausstellungsstücken in Museen zu sehen.
Jedes dieser Krakelees ist einzigartig. Die Entwicklung der Risse folgt keiner Logik. Je nach Material und äußeren Einflüssen wächst das Rissmuster weiter, und auch mechanische Einflüsse können zum Ergebnis beitragen. Dieses dynamische Eigenleben bewirkt, dass kein Rissmuster vorhersehbar ist. Das macht die Muster unfälschbar und bietet die Möglichkeit, sie als dynamisches Sicherheitsmerkmal zu verwenden.
Um Rissmuster im Bereich der Sicherheit zu nutzen, sind Krakelees als Aufkleber erhältlich. Ausgelesen wird jedes Muster wie ein Fingerabdruck. In Verbindung mit beispielsweise einer Unique-ID kann es einfach
einem Produkt zugeordnet werden.
Das von Human Bios International entwickelte System schließt neben den Aufklebern die Sensorik und den Verifikations- sowie den Dokumentationsprozess ein. Eine Nachahmung des für das Herstellen der Krakelees verwendeten Lacks selbst ist zwar technologisch denkbar. Da das dreidimensionale Krakelee-Muster aber spontan entsteht und sich auch weiter verändert, lohnt es sich nicht, eine Kopie des Musters herzustellen. Das Ergebnis müsste individuell pro Einheit des gesicherten Guts erfolgen, was zu teuer und zu kurzlebig wäre. Denn bei jedem Auslesevorgang wird der aktuelle Status mit dem vorherigen verglichen. Dabei erkennt das System sofort alle Veränderungen, die physikalisch nicht möglich sind: Dazu zählen verschwundene Risse oder plötzlich fehlende Veränderungen zwischen zwei vorhergehendenen Schritten.
Das Krakelee und die dynamische Sicherheit eignen sich aber nicht nur für die alleinige Nutzung, sondern auch als Add-on für bestehende Sicherheitssysteme, die durch die Kombination mit Krakelee-Lack ein höheres Maß an Fälschungssicherheit erreichen. Dies ist besonders für Produkte mit komplexen Lieferketten und speziellen regulatorischen Anforderungen von Interesse.
Eine weitere Entwicklung, die sich für Sicherheitsmaßnahmen im digitalen Umfeld eignet, ist ein Authentifizierungs-System, das die Identität, einen Login und jede Art von Datenaustausch an einem Gerät absichern kann. Der dynamische Sicherheitscode basiert hier auf lokalen Parametern, die sich laufend verändern und mit denen der verwendete Algorithmus arbeitet. Ein Beispiel dafür ist der Ladezustand im Akku eines Smartphones: Dieser ändert sich ständig, sei es aufgrund geöffneter Apps, im Hintergrund laufender Prozesse, Telefonate oder eines Wiederaufladens.
Der jeweils vom Algorithmus ermittelte Sicherheitscode ist somit nie im Voraus berechenbar. Aufgrund der Latenzzeiten bei der Übertragung ergibt es auch keinen Sinn, ihn zu kopieren – bis der Fälscher ihn nutzen könnte, wäre er bereits wieder „veraltet“. Auch der Algorithmus wird durch diese lokale, dynamische Komponente wirkungsvoll geschützt: Mit ihm allein lässt sich kein Sicherheitscode mehr vorausberechnen. Der Anwender genießt damit den Komfort, einfach und sicher authentifiziert zu werden. Die Entwicklung eines dynamischen Sicherheitsmerkmales, welches sogar vom marktüblichen Smartphone gelesen werden kann, ist für das laufende Jahr vorgesehen.
Jochen Langenberger Human Bios International, Kreuzlingen/Schweiz
Weitere Informationen Die Human Bios International AG entwickelt neuartige, dynamische Sicherheitskomponenten. Hinweise auf neue Anwendungsmöglichkeiten und dafür eventuell erforderliche Anpassungen sind den Entwicklern willkommen. www.humanbios.com

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