Startseite » Allgemein »

Eingebettete Systeme werden zur nationalen Aufgabe

Embedded Software: Innovationsallianz will Standards für die Entwicklung schaffen
Eingebettete Systeme werden zur nationalen Aufgabe

Die Entwicklung von Embedded Software verläuft heute größtenteils branchenspezifisch. Das Forschungsprojekt SPES 2020 bringt nun Entwickler unterschiedlichster Industrien zusammen. Auch die Medizintechnik ist beteiligt.

Sabine Koll Fachjournalistin in Böblingen

Die gute Nachricht zuerst: In Deutschland existiert eine exzellente Forschungslandschaft in den an eingebetteten Systemen beteiligten Einzeldisziplinen. Das befindet die Nationale Roadmap Embedded Systems, die im Dezember vom Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI) herausgegeben wurde. Entstanden ist sie unter der Mitwirkung von mehr als 40 Fachleuten großer deutscher Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbände. Ihnen liegt der Markt für eingebettete Systeme am Herzen, gilt er doch als einer der Zukunftsmärkte schlechthin – und der deutsche Markt ist mit rund 19 Milliarden Euro derzeit hinter den USA immerhin der weltweit zweitgrößte.
„Dabei ist das Potenzial dieser Technologie noch lange nicht erschöpft“, ist sich Reinhold Achatz sicher, Leiter der Corporate Technologie bei Siemens. Um das Marktpotenzial heben zu können, will die deutsche Industrie in diesem Jahrzehnt branchenübergreifend mehr als 2,5 Milliarden Euro in die Forschung auf diesem Gebiet investieren.
Und damit sind wir bei der schlechten Nachricht, denn laut der Nationalen Roadmap mangelt es an Interoperabilitäts- und Prozessstandards. Die Folgen: Heterogenität und Insellösungen. Auf einen Nenner gebracht: Jede Branche erfindet das Rad neu.
Damit soll Schluss sein. So arbeiten seit einem Jahr bereits Unternehmen und Forschungseinreichungen im Projekt SPES 2020 (Software Plattform Embedded Software) an der Vereinheitlichung der Embedded-Software-Entwicklung.
„Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist der Austausch mit anderen Branchen“, erklärt Friedrich Schön, Abteilungsleiter Eingebettete Systeme am teilnehmenden Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST in Berlin. Im Rahmen des Projekts soll – unabhängig von der Branche – ein durchgängiger Entwicklungsprozess für Eingebettete Systeme entstehen. Schön: „Dies führt wiederum zu einem besseren Verständnis der Prozesse, für alle Branchen anpassbaren Entwicklungswerkzeugen, Fortschritten hinsichtlich der Standardisierung und einer besseren Ausbildung der Entwickler. Letztlich bedeutet das für die Medizintechnik, aber auch für die anderen Branchen, eine erhebliche Kosten- und Zeitersparnis bei verlässlich hoher Qualität.“
Neben dem Fraunhofer FIRST gehören Siemens Medical und Berlin Heart sowie die Firmen IT Power Consultants und Technet als technische Zulieferer zu den SPES-Mitgliedern mit medizintechnischem Hintergrund. Sie erhoffen sich stellvertretend für die Branche Verbesserungen für den Softwareentwicklungsprozess – können aber im Gegenzug ihr Wissen auch anderen Branchen wie Telekommunikation oder Automotive zur Verfügung stellen. „Die Softwareentwicklung in der Medizintechnik stellt eigentlich in allen Bereichen – das heißt hinsichtlich Safety, Security, Energieeffizienz, Dokumentation und Zertifizierung – höchste Anforderungen“, erklärt Schön. Die in der Zukunft gewonnenen Best Practices will man nun mit anderen Branchen austauschen, um die Entwicklung von Embedded Software auf einheitliche, wissenschaftlich fundierte methodische Grundlagen zu stellen.
Die Herausforderungen liegen in der Entwicklung eines durchgehenden Produktionsprozesses für Software, der Vereinfachung der Programmierung durch modellbasierte Entwicklung, Qualitätssicherung, Zertifizierung von sicherheitskritischer Software sowie Vernetzung auf allen Ebenen. Daher stehen die Projekte in SPES 2020 auf vier Säulen, die die Software-Entwicklung tragen:
  • Modellbasiertes Anforderungsmanagement: Die Projektpartner wollen eine einheitliche, modellorientierte Darstellungsweise entwickeln, wie sich Anforderungen an Software definieren und ihre Umsetzung verfizieren lasssen.
  • Modellbasierte Architekturentwicklung: Es wird ein grobes, ausführbares Funktionsmodell des Systems entworfen, das dann schrittweise zu einem Implementierungsmodell verfeinert wird. So sind Simulation und Analyse bereits in der Entwicklungsphase möglich.
  • Sicherheitsnachweis, Zertifizierung und Qualitätssicherung nicht-funktionaler Anforderungen: In diesem Zusammenhang spielen Verfahren zur Qualitätssicherung eine Rolle, also Tests, Analysetechniken und formale Beweisverfahren
  • Modellierung paralleler Echtzeit-Prozesse. Durch die Mehrkern-Prozessoren steht Echtzeit-Software vor neuen Herausforderungen: Die Software muss einerseits das parallele Arbeiten der Kerne unterstützen, andererseits können Funktionalitäten aufgrund der höheren Rechenleistung statt durch Spezialhardware immer mehr in Software realisiert werden.

Ihr Stichwort
  • Embedded Software
  • Softwareentwicklung
  • Qualitätssicherung
  • SPES 2020
  • Multi-Core-Prozessoren
  • Softwaretests
Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelle Ausgabe
Titelbild medizin technik 1
Ausgabe
1.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Titelthema: PFAS

Medizintechnik ohne PFAS: Suche nach sinnvollem Ersatz

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Aktuelles Webinar

Multiphysik-Simulation

Medizintechnik: Multiphysik-Simulation

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de