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Ein langer Weg bis zum Rollout

Elektronische Gesundheitskarte: IT-Anbieter in Vorleistung
Ein langer Weg bis zum Rollout

Es war relativ ruhig geworden um die elektronische Gesundheitskarte. Doch die IT-Hersteller können sich freuen: In diesem Jahr, so hat der Gesetzgeber angeordnet, müssen 10 % der Versicherten mit der E-Card ausgestattet werden.

Das Telematik-Großprojekt elektronische Gesundheitskarte ist in den vergangenen Jahren immer wieder ins Stocken geraten. Bereits zum 1. Januar 2004 wurde die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte gesetzlich verankert. Seitdem kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Einführung. Nun soll das Hin und Her ein Ende haben. Die Einführung der E-Card soll per Gesetz vorangetrieben und damit erzwungen werden. Bis Ende 2011 müssen nach dem Willen der Bundesregierung 10 % der Versicherten mit der neuen Karte ausgestattet sein.

Das bedeutet, dass bis Jahresende rund sieben Millionen Karten verteilt werden müssen. Wenn die gesetzlichen Krankenkassen diese Vorgaben nicht erfüllen, drohen ihnen drastische Strafen. Das Gesundheitsministerium will in solchen Fällen die Verwaltungskosten der Krankenkassen um 2 % kürzen. Das würde für sie finanzielle Ausfälle in Millionenhöhe bedeuten.
Im ersten Schritt enthält die Gesundheitskarte neben dem Lichtbild als Pflichtteil zunächst auf einem Chip nur die Standarddaten des Versicherten. Auf der Rückseite wird einheitlich die Europäische Versicherungskarte (EHIC) aufgebracht sein. Bei dem Chip handelt es sich um einen Mikroprozessor, der in Zukunft viele weitere Funktionen ermöglicht. Dazu gehört das elektronische Rezept, das die Papier-Rezepte in der Apotheke ablösen wird. Auch die Praxisgebühr soll zukünftig bargeldlos über die Versicherungskarte bezahlt werden können.
Weiterhin wird die Karte weitere freiwillige Anwendungen unterstützen: etwa Notfallversorgungsdaten, den elektronischen Arztbrief, Daten zur Arzneimittlverträglichkeit des Patienten, die elektronische Patientenakte und Daten über in Anspruch genommene Leistungen und Kosten für den Versicherten.
Wie lange die Verteilung der Karte dauern kann, zeigt sich gerade in der Pilotregion Nordrhein: Dort hat die AOK Rheinland/Hamburg bislang erst rund 20 000 elektronische Gesundheitskarten ausgegeben – viele Monate nach dem offiziellen Start des Rollout in dieser Region.
Zu Verzögerungen beim bundesweiten Rollout kam es in der Vergangenheit aber vor allem aufgrund des Streits über die Finanzierung der technischen Ausstattung in den Arztpraxen, also der Kartenlesegeräte, zwischen den Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die Lesegeräte kosten Geld. Das wiederum wirft bei den Ärzte die Frage auf, warum sie die Geräte finanzieren sollten, von deren Nutzung vor allem die Krankenkassen profitieren werden.
Ein weiteres Streitthema ist nach wie vor, dass die Ärzte trotz Beteuerungen der Bundesregierung teilweise Bedenken hegen hinsichtlich der Sicherheit sensibler Patientendaten, wenn sie gezwungen werden, im Rahmen der Gesundheitskarten-Einführung mit ihrer Praxis-EDV online zu gehen.
Bereits letzten Sommer hat die Bundesregierung ein Machtwort gesprochen in Sachen Online-Stammdatenabgleich. Danach müssen Ärzte künftig die Versichertenstammdaten ihrer Patienten wie Name, Geburtsjahr und Versichertenstatus – die auch schon auf der Versicherten-Chipkarte gespeichert sind und gewöhnlich ins Praxis-EDV-System für die Abrechnung ärztlicher Leistungen übertragen werden – beim ersten Kontakt im Quartal auf Richtigkeit prüfen, und zwar im Online-Abgleich mit der jeweiligen Krankenkasse.
Mit den Entscheidungen der Bundesregierung haben die Krankenkassen somit Investitionssicherheit erzielt. Das kommt auch der Industrie entgegen, die seit Jahren die Entwicklungen vorfinanziert. Nach Schätzungen des Herstellerverbands Bitkom hat die IT-Industrie seit 2003 etwa 400 Millionen Euro in die Begleitung des Projekts, die Entwicklung der Komponenten und die Beratung der Gematik Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte investiert. sk

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