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Der Markt steckt noch in den Kinderschuhen

Automatiserung: Life-Sciences-Branche profitiert von automatisierten Produktionsprozessen
Der Markt steckt noch in den Kinderschuhen

Der Markt steckt noch in den Kinderschuhen
Jürgen Müller ist Geschäftsführer der Contexo GmbH im schwäbischen Winterbach Bild: Contexo
„Sich auf den jeweils Anderen einlassen“ ist nach Meinung von Contexo-Geschäftsführer Jürgen Müller das A und O einer gelungen Kooperation zwischen Anbietern von Automatisierungslösungen und der Bio- und Medtech-Branche. Mit der Curetis AG konnte im vergangenen Jahr ein gemeinsames Projekt erfolgreich abgeschlossen werden: Ein Team beider Unternehmen entwickelte und installierte eine Anlage, die vollautomatisiert ein Diagnostik-Tool fertigt.

Herr Müller, wie schätzen Sie die Nachfrage nach Automatisierungslösungen in der Life-Sciences-Branche ein?

Wir sehen im Markt für Medizintechnik und Biotechnologie künftig eine steigende Nachfrage nach Automatisierungslösungen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf den Bereiche Höchstmengen-Produktion und schnelllaufende, komplexe Lösungen.
Was bieten Sie den Medizintechnikherstellern beziehungsweise was benötigen diese Unternehmen?
Das kommt darauf an, wer mit uns am Tisch sitzt: Ein großer, etablierter Hersteller sucht meist nach Lösungen für noch mehr Leistung, noch mehr Output, noch mehr Produktivität. Die kleineren Biotechnikunternehmen dagegen fragen bei uns eher nach, was sich überhaupt automatisieren lässt, welches die Vorteile und Nachteile sind und was es kostet? Hier ist von uns Basisarbeit gefordert. Wir müssen dann erst einmal erarbeiten, was das Unternehmen überhaupt benötigt: Wie ist der Prozess? Wo sind kritische Stellen, in denen das Personal raus sollte? Wo müssen wir auf Maschinen gehen, wo lohnen sich teilautomatisierte Anlagen? Das sollten sich vor allem die Start Ups genau überlegen, denn bei einer Vollautomation ist eine Million Euro schnell weg.
Welche Anlage kommt bei Curetis für die Produktion der neuen Diagnostikkartusche zum Einsatz?
Die Kartusche wird in einer vollautomatisierten Anlage gefertigt. Die Vorgabe von Curetis war von Anfang an klar: RNAse und DNAse-freie Produktion. Das heißt, so wenig Personal wie möglich im Prozess zu haben, um die Verschmutzungen durch den Menschen zu reduzieren. Je weniger Personal im Reinraum ist, desto sicherer ist das Produkt.
Wie finden Medizintechnikhersteller ihren Automatisierungs-Partner?
Das ist ganz klar ein schwieriges Thema, denn den Firmen ist oft nicht klar, was sie brauchen. Bei den großen, etablierten Unternehmen ist das kein Problem. Die wissen, was sie wollen und kommen auf uns zu, oder wir sprechen sie an. Aber vielen Unternehmen ist noch gar nicht klar, dass sie automatisieren müssten. Wir sehen oft tolle Labore, in denen bislang mit einem Laborgerät gearbeitet wurde. Wird dann mehr produziert, benötigen sie ein zweites, und so weiter. Das man dann irgendwann auf einen industriellen Standard umschwenken sollte, um wirtschaftlich zu sein, ist häufig nicht im Bewusstsein des Unternehmens.
Es geht also erstmal nicht ums Geld, sondern um das Verständnis?
Jein. Wenn die Firmen uns gefunden haben, sind sie oft erstaunt, was es kosten kann. Dass die Anlage 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche ohne menschliche Fehler produzieren kann, wird oft nicht gesehen. Und wenn dann die Erkenntnis, automatisieren zu müssen, da ist, ist es noch einmal ein ganz großer Schritt, den richtigen Partner zu finden – sei es auf Messen oder anderen Veranstaltungen.
Sucht Contexo in die andere Richtung aktiv oder werden Sie gefunden?
Bei unseren neuen Kunden ist es derzeit ehrlicher Weise so, dass alles eher Zufall ist. Bei Cuvetis war es der Einkäufer, der aktiv gesucht hat – und zufällig auf uns gestoßen ist. Aber man muss ganz klar sagen, dass Curetis ihrem Markt gut fünf bis zehn Jahren voraus. Alles was ich bisher gesehen habe, ist im Vergleich dazu noch sehr weit in den Kinderschuhen.
In welchen Zeitrahmen wurde das Curetis-Projekt abgewickelt?
Insgesamt lief das Projekt vier Jahre. Allein die Angebotsphase dauerte schon ein ganzes Jahr, wobei wir diese zur zweijährigen Entwicklungsphase dazugerechnet haben: Das Produkt war hoch komplex, bei jedem Treffen musste ein neuentwickeltes Teil mitaufgenommen werden. Wir hatten aber bereits in dieser Phase Vertrauen zueinander und konnten gut zusammenarbeiten. Und das hat uns durch das ganze Projekt begleitet: sich gegenseitig zuhören und verstehen, offen zu kommunizieren und sich auch auf die Sprache des Anderen einlassen. Wenn jeder nur in seiner Fachsprache bleibt, kommt man nicht weiter.
Das Projekt muss sich ja für beide Seiten lohnen…
Ja, und allein das Wissen, dass wir aus dem hochautomatisierten und hochintegrierten Curetis-Projekt gezogen haben, ist unbezahlbar. Wir haben viele Prozesse und Begriffe verstanden und können jetzt in der Branche ganz klar mitreden.
Was muss noch vorausgesetzt werden, damit ein Projekt zwischen Medizintechniker und Automatisierer läuft?
Dem Unternehmen muss erstens klar sein, dass es automatisieren will, und zweitens muss ihm bewusst sein, dass wir zwar Anlagen bauen können, wir können jedoch keine Laborprozesse in ein fertiges Produkt gießen. Der Automatisierer kann aber ganz viel im Hinblick auf Prozessabläufe, Sicherheit und Reinheit leisten. Je mehr Fakten vorliegen, umso einfacher ist es für uns, ein passendes Maschinenkonzept zu gestalten.
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