Um den Entwicklungsprozess medizintechnischer Innovationen zu beschleunigen, haben das Fraunhofer Center for Manufacturing Innovation CMI in Boston und die Boston University eine strategische Allianz gegründet.
Im US-amerikanischen Boston arbeiten die Ingenieurwissenschaftler des Fraunhofer Center for Manufacturing Innovation CMI in Zukunft enger mit ihren Kollegen aus der biomedizinischen Fakultät der Boston University zusammen. Das gemeinsame Ziel: schneller zu medizintechnischen Innovationen zu kommen. „Wir haben eigene Innovations-Strategien, die auf der engen Kooperation zwischen Wissenschaft und angewandter Forschung beruhen“, erklärt Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Die Boston University – Fraunhofer Alliance for Medical Devices, Instrumentation, and Diagnostics sei Teil der US-Strategie der Fraunhofer-Gesellschaft, die sich auf junge Technologien wie Biotechnologie und Biomedizin konzentriert. Daran beteiligen sich auch die Fachleute vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen.
Die Allianz verbindet die Ingenieure am CMI mit Biomedizinern und Medizinern an der Boston University. Diese Teams wiederum arbeiten eng mit Ärzten in renommierten Krankenhäusern wie dem Massachusetts General Hospital zusammen. „Dadurch“, resümiert Prof. Andre Sharon, Direktor des CMI und Professor für Fertigungstechnik an der Boston University, „haben wir einen riesigen Vorteil bei der Entwicklung kommerzieller medizinischer Produkte.“ Ein Beispiel für die erfolgreiche Kooperation gibt es bereits: Gemeinsam haben die Teams ein automatisiertes Gerät entwickelt, mit dem sich DNA-Arrays für Experimente mit Diagnostika herstellen lassen. Derzeit laufen bereits Entwicklungen an einem Instrument, mit dem sich schnell bakterielle Erkrankungen nachweisen lassen, sowie an einem optischen Biopsieverfahren zur Erkennung von Darmkrebs.
Fünf Jahre lang werden sowohl die Fraunhofer-Gesellschaft als auch die Boston University die Allianz finanziell unterstützen: Insgesamt stehen dafür 5 Mio. US-Dollar zur Verfügung. Ab 2012 sollen die Forscher ihre Forschung durch Projekterträge finanzieren. Die Einkünfte teilen sich die Fraunhofer-Gesellschaft und die Boston University. Mindestens zwei Projekte im Jahr wollen die Forscherteams durchführen und jedes Jahr zu mindestens zwei kommerzialisierbaren Prototypen kommen.
Die 25 Mitarbeiter des CMI entwickeln Instrumente zur Fertigung von Bauteilen für die Biotechnologie- und Biomedizintechnik, die Photonik- und Halbleiterindustrie. Mittlerweile konzentrieren sich die Arbeiten zunehmend auf die Biomedizintechnik, und die Allianz wird das CMI noch stärker in den Bereich Medizintechnik lenken. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der zunehmenden Konzentration des IPT auf biomedizinische Forschungsthemen. op
Jedes Jahr sollen zwei Projekte zu Prototypen führen
Dr. Anke Hellwig, Projektleiterin USA, Tel. (089) 1205-4710 Alexis Sauer-Budge (Fraunhofer CMI), E-Mail: asauerbudge@fraunhofer.org
Aus Expertensicht
Herr Professor Sharon, wie können Unternehmen von der Allianz in Boston profitieren?
Wir wollen neue medizinische Geräte und Instrumente sowie hochspezifische Molekular-Diagnose-Werkzeuge und -Methoden entwickeln und sie kommerziell verfügbar machen – durch Lizenzabkommen, Start-ups oder Partnerschaften mit bestehenden Unternehmen. Diese können auch in Europa angesiedelt sein.
Welche Unternehmen können an einem Projekt mitarbeiten?
Ab sofort wird die Allianz die internationalen Initiativen der Boston University und der Fraunhofer-Gesellschaft ankurbeln. Unternehmen stehen uns zunächst mit Rat zur Seite und teilen uns ihre Bedürfnisse mit – bis zu dem Punkt, an dem ein innovatives Produkt vorliegt, bei dessen Vermarktung sie die Hauptrolle übernehmen. Später gründen wir vielleicht ein industrielles Konsortium, in dem Unternehmen, die einen Mitgliedsbeitrag zahlen, von Anfang an eine aktivere Rolle spielen. Im Gegenzug erhalten sie eine Art Vorkaufsrecht für Technologien, die wir in der Allianz entwickeln.
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