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„Bezahlbare Versorgung für alle“

Gesundheitsmarkt Singapur: Investition in F&E und Gemeinschaftsprogramme
„Bezahlbare Versorgung für alle“

Medizinische Versorgung in Singapur soll bezahlbar bleiben – auch für die wachsende ältere Bevölkerungsschicht. Was der kleinste Staat Südostasiens dafür zu leisten bereit ist, erklärt Beh Kian Teik vom Singapore Economic Development Board.

Herr Kian Teik, wie ist die Gesundheitsversorgung in Singapur geregelt?

Singapur bietet eine allgemeine Gesundheitsversorgung für seine Bürger. Die Finanzierung kombiniert individuelle Verantwortung und bezahlbare Versorgung für alle. Die Ausgaben liegen bei unter vier Prozent des Bruttoinlandprodukts. Davon trägt der Staat Gesundheitsausgaben in Höhe von einem Prozent des BIP. Für ein entwickeltes Land ist das wenig, doch Singapur geht davon aus, dass diese Zahl mit der alternden Bevölkerung steigen wird. Singapurs Ansatz für die Verbesserung des Gesundheitssektors schließt sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor mit ein. Das Ministerium für Gesundheitswesen untersucht derzeit, wie die privaten und öffentlichen Gesundheitsdienste besser integriert werden können.
Welche größeren Investitionen stehen aktuell an?
Um die Lebenserwartung in Singapur zu verbessern und um zu den Top-OECD-Ländern aufzuschließen, ist der Ausbau der Infrastruktur geplant. Geplant ist, ein Krankenhaus in jeder Region und angemessene medizinische Einrichtungen wie Polikliniken auf der ganzen Insel anbieten zu können. Außerdem soll in die Langzeit- und Altenpflege sowie die Versorgung von chronisch Kranken investiert werden. Außerdem soll das Angebot der Gemeinschaftsprogramme erweitert werden.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Das sind Programme im Gesundheitsbereich, die Singapurer aktiv dabei unterstützen, gesund zu bleiben. Geplant ist auch der Aufbau einer Community, in der sich Mitbürger mit Geld und Zeit gegenseitig unterstützen. Gestützt wird diese Initiative beispielsweise durch einen Spendenfonds von einer Milliarde Singapur-Dollar. Außerdem gibt es einen „Senior’s Mobility Fund“ in Höhe von zehn Millionen Singapur-Dollar, das sind etwa 5,8 Millionen Euro, der ältere Mitbürger mit geringem Einkommen und geringer Mobilität unterstützen soll.
Welchen Stellenwert hat die Medizintechnik-Industrie in Singapur?
Für Unternehmen im Bereich Medizintechnik, die an den Wachstumschancen in Asien teilhaben wollen, kann ein zuverlässiger Standort wie Singapur der Schlüssel zum Kontinent sein – mit einem regionalen Headquarter, Produktion oder F&E. Heute haben die zehn größten internationalen Medizintechnik-Unternehmen ihre Asien-Zentrale in Singapur. In mehr als 35 Produktionsstätten in Singapur stellen 25 Unternehmen medizinische Geräte im Wert von 3,5 Milliarden Singapur-Dollar her, das sind gut 2 Milliarden Euro.
Welche internationalen Unternehmen sind schon aktiv?
Dazu gehören heute bereits Unternehmen wie Medtronic, Becton Dickinson und Siemens, das die weltweite Zentrale für Siemens Audiologische Technik (SAT) hier etabliert hat. In Singapur steht SAT’s größte Produktionsanlage für Hörgeräte weltweit. Von hier aus bündelt das Unternehmen auch seine Forschung und Entwicklung. Ein anderes deutsches Unternehmen mit Niederlassung in Singapur ist Qiagen, das seine Zentrale für Sales und Marketing Süd-Ost-Asien in Singapur angesiedelt hat – ebenso wie seit 2007 ein Joint Venture im Bereich molekulardiagnostische Assay-Entwicklung und -Validierung.
Wer unterstützt deutsche Firmen beim Markteintritt?
Unternehmen können insbesondere zwei Programme in Anspruch nehmen, um sich fit für Asien zu machen. Zum einen Medtech Ideas (Innovate, Design, Engineer for Asia in Singapore) und das Stanford-Singapore BiodesignProgramm (SSB). Beide wurden 2010 als Kaderschmiede für Innovatoren im medizintechnischen Bereich aufgelegt, um Innovationen in Asien für klinische Bedürfnisse zu fördern. Zu den Teilnehmern von MedTech Ideas zählen Medtronic, Covidien und Becton Dickinson. Sie bilden Teams von Ingenieuren, Spezialisten für Verbraucherbedürfnisse und Experten für Gesetze und Vorschriften aus. Auf der anderen Seite wird das SSB-Programm Klinikern und Ingenieuren ermöglichen, die klinischen Anforderungen in einem asiatischen Umfeld zu untersuchen und Innovationschancen auf dem Gebiet der Medizintechnik zu entdecken.
Welche Zertifizierungen werden benötigt, um Produkte für den Markt vor Ort zu produzieren?
Die Vorschriften für medizinische Geräte in Singapur fallen unter die Aufsicht der Health Sciences Authority – speziell der Abteilung Medical Device Branche. In diesem Rahmen deckt der Begriff „Medical Devices” mehr als 8000 verschiedene Produkttypen ab, von Bandagen über Gehhilfen und Kontaktlinsen zu implantierbaren Geräten, von Geräten zum Screening und zur Diagnose bis zur minimal-invasiven Operationsausrüstung. Alle Geräte sind auf Basis ihres Risikos in Kategorien eingeteilt, von niedrigem Risiko, wie beispielsweise Rollstühle und Bandagen, bis zu hohem Risiko, wie Schrittmacher und Stents.
Worauf basieren diese Vorschriften?
Die Bestimmungen basieren auf den Vorschriften der US FDA, der EMEA der EU, Kanadas Medical Devices Bureau, Australiens TGA und Japans Ministry of Health, Labour and Welfare.Unternehmen, die medizinische Geräte herstellen, importieren oder vertreiben möchten, müssen die nötige Lizenz bei der hiesigen Health Sciences Authority beantragen.
  • Susanne Schwab susanne.schwab@konradin.de
  • Weitere Informationen Mehr zum Singapore Economic Development Board (EDB): www.sedb.com www.singapore-business.com

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