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Social Media Recruiting: Unternehmen müssen künftig aktiver um Nachwuchs werben
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In Zeiten der digitalen Vernetzung wandeln sich auch Bewerbungsprozesse: Junge Fachkräfte schicken Links ihrer Online-Profile an Personaler. Die Initiative liegt damit bei den Unternehmen Bild: Syda Productions/Fotolia
Social Media birgt neue Möglichkeiten der Personalrekrutierung für Unternehmen: Sie können gezielter nach passenden Bewerbern suchen und einen Talent-Pool aufbauen. Gleichzeitig ändert sich die Bewerberkultur, denn im digitalen Zeitalter verlinken Kandidaten nur noch ihr Online-Profil.

Aktuell drängen sich Studierende auf Berufsmessen noch um Recruiterstände, um sich Unternehmen vorzustellen und ihre Bewerbungsmappen abzugeben.

In Zukunft kann sich das ändern: Interessenten machen es sich am Sonntagnachmittag mit einer Tasse Tee zuhause gemütlich, starten das Notebook und scrollen sich durch aktuelle Stellenangebote auf sozialen Netzwerken wie Xing oder Linked-In. Sticht der Studienabsolventin oder dem Berufswechsler eine Stelle ins Auge, schickt der Bewerber der angegebenen Kontaktperson eine Mail mit Link zum eigenen Online-Kurzprofil. Minimaler Aufwand – und die Initiative liegt damit in den Händen des Personalers. Kann er sich den Interessenten anhand des Profils in einer offenen Position vorstellen, nimmt er mit diesem Kontakt auf und fordert weitere Informationen an.
„In Zukunft weichen die bisherigen Grenzen auf, da Unternehmen und Interessenten umeinander werben“, erklärt Nicole Laufersweiler, zuständig für Social Media Recruiting bei der B. Braun Melsungen AG, Melsungen.
Das Szenario ist schon heute nicht mehr abwegig, wie Beispiele des Pharma- und Medizinprodukteherstellers zeigen. „Solche Anfragen und Online-Profile von Bewerbern sind seriös gestaltet, daher verfolgen wir diese ernsthaft“, betont Laufersweiler.
Mit dieser Veränderung öffnen sich neue Türen: „In sozialen Netzwerken grasen Personaler nicht mehr nur den Bewerbermarkt, sondern auch den Interessentenmarkt ab“, erklärt Kerstin Roubin, Gruppenleiterin für den Bereich Healthcare & Life Sciences bei der Headhunterfirma Boyden Global Executive Search, Wien. Besonders für die Rekrutierung von Spezialisten seien die Netzwerke interessant.
Damit bietet Social Recruiting in Zeiten des Fachkräftemangels einen entscheidenden Vorteil: „Mit sozialen Kanälen können Unternehmen einen Talent-Pool aufbauen“, so Roubin. Über Xing oder Facebook lassen sich Netzwerke aufbauen und breite Kontaktkreise an potenziellen Bewerbern erreichen, weiß die Unternehmensberaterin. „Die gezielte Weiterverbreitung von Stellenanzeigen bedeutet zunächst mehr Aufwand, zahlt sich aber mit einer größeren qualitativen Auswahl an eventuellen Bewerbern aus“, bekräftigt Roubin.
Trotzdem binden noch wenige Unternehmen soziale Kanäle in die Personalfindung ein. Mit den neuen Möglichkeiten gehen auch neue Aufgaben einher – Unternehmen müssen sich künftig viel aktiver um Nachfolger bemühen. „Zum Teil sind Firmen ein wenig ängstlich, was Social Media angeht. Viele denken, dass man sich angreifbar macht, indem man sich öffnet“, bedauert Oliver Sehorsch, Personaldirektor bei einem der größten Herzschrittmacher-Hersteller, der Medtronic GmbH in Meerbusch. „Dabei wird hier auch die Zielgruppe der ‚latent suchenden Bewerber‘ angesprochen, die durch klassische Anzeigen meist nicht erreicht werden können“, erläutert der Personalchef.
Doch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) steht vor allem der Kosten- und Zeitfaktor im Vordergrund: Viele KMU können sich keine eigene Stelle für Personalmarketing leisten. „Gutes Social Media Recruiting lässt sich nicht nebenbei betreiben“, weiß Sebastian Jäger, Senior-Referent Personalmarketing bei dem Gesundheitskonzern Fresenius SE & Co. KGaA, Bad Homburg.
Dabei können Social-Media-Aktivitäten nicht nur zum Rekrutieren von Mitarbeitern genutzt werden, sondern sind auch Mittel zum Employer Branding. „Unternehmen können Transparenz zeigen, indem sie authentische Einblicke in den Arbeitsalltag geben. Das steigert ihre Attraktivität als Arbeitgeber“, skizziert Recruiterin Laufersweiler von B. Braun. „Social Recruiting ist direkter und mehr auf Augenhöhe mit dem Bewerber. Dadurch können lange Bewerbungsprozesse verkürzt werden“, ergänzt Medtronic-Personalleiter Sehorsch.
Die drei Medizintechnik-Konzerne setzen soziale Kanäle bereits unterschiedlich ein. Medtronic nutzt das Berufsportal Xing, um Kandidaten gezielt auf bestimmte Positionen anzusprechen. Facebook verwendet das Unternehmen, um längerfristig mit Bewerbern in Kontakt zu bleiben und sie mit Informationen zum Arbeitgeber zu versorgen. Fresenius unterscheidet nach Zielgruppen: Die Facebook-Seite spricht besonders Berufseinsteiger, Studierende und Schüler an, die Xing- und Linked-In-Auftritte werden zum Kontakt mit Berufserfahrenen genutzt.
„Deutsche Unternehmen bevorzugen Xing zur Personalsuche, da sie gerne auf deutsch und national suchen. Die Plattform ist aber weniger dynamisch. Wer international ausgerichtet ist, sollte auch auf Linked-In vertreten sein“, rät Expertin Roubin. Den Social Media Trend sollten deutsche Unternehmen nicht verpassen, da Zielgruppen direkt und ortsunabhängig erreicht würden, sagt sie.
Medizintechnikunternehmen in der Bundesrepublik hinken anderen Industriezweigen im Bereich Social Recruiting noch stark hinterher. „Die Medizintechnik ist bei Schulabgängern und Studenten nicht sehr präsent und wir müssen viel mehr ‚Aufklärungsarbeit‘ leisten als andere Branchen. Denn wir konkurrieren nicht nur untereinander um die Fachkräfte, sondern auch mit bekannten Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich“, mahnt Sehorsch von Medtronic. Social-Media-Kanäle können laut Jäger von Fresenius gezielt eingesetzt werden, um die Vorzüge der Branche zu kommunizieren.
Um mit Social-Media-Aktivitäten Erfolg zu ernten, sollten langfristig Kapazitäten eingeplant werden, empfiehlt Sehorsch. „Wenn man im Social Web aktiv wird, sollte das zum restlichen Bewerbungsprozess passen. Man verliert als Arbeitgeber die Glaubwürdigkeit, wenn man einen Bewerber duzt und schnell reagiert, dann aber ein förmlicher, langwieriger Bewerbungsprozess folgt“, erklärt der Personalchef. Auch eine kurze Reaktionszeit vonseiten des Unternehmens ist gefordert: „Wenn Interessenten viele Nachfragen online stellen, erwarten sie schnelle Antworten“, gibt B. Braun-Recruiterin Laufersweiler zu bedenken.
Wie zukünftige Bewerbungsprozesse aussehen, kann keine Kristallkugel vorhersa-gen. Der Trend ist aber klar: Kontaktpflege und mehr Kommunikation. „Die Recruiter der Zukunft werden noch viel mehr Beziehungsmanagement als jetzt betreiben“, prognostiziert Sehorsch von Medtronic.
Deutsche Medizintechnik-Unternehmen sollten den Trend nicht verschlafen

Netzwerke in der Übersicht

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Unternehmensberaterin Kerstin Roubin rät für die Rekrutierung in sozialen Netzwerken: „Der erste Schritt für Unternehmen ist, einen Firmensteckbrief zu erstellen, um Präsenz zu zeigen.“ Für den nationalen Markt empfiehlt die Expertin Xing. Linked-In sei der Schlüssel zum internationalen Recruiting und Facebook eigne sich gut für eine Firmenpage.
  • Xing nutzen Privatpersonen und Unternehmen. Das Netzwerk bietet das Verwalten von beruflichen und privaten Kontakten, das Erstellen eines Profils, die Suche von Fachpersonal, das Veröffentlichen von Stellenangeboten, Organisieren von Veranstaltungen und Diskussionen in Fachgruppen. Rund 14. Mio. Mitglieder nutzen die Plattform. Xing bietet unter anderem das Diskussionsforum ‚Medizintechnik‘ mit Stellenausschreibungen.
  • Linked-In wird vor allem zum Verwalten von Geschäftskontakten genutzt und ist international in Englisch angelegt. Das Netzwerk verzeichnet rund 364 Mio. Nutzer in mehr als 200 Ländern.
  • Facebook ist eines der gößten sozialen Netzwerke, rund 1,44 Mrd. Mitglieder besuchen die Website mindestens ein Mal monatlich. Unternehmen können auf der Plattform deutsch- und englischsprachige Firmenprofile erstellen und sie als Stellenbörse nutzen.

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