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Ausgedrucktes Römerschiff läuft vom Stapel

Geschichte: Computermodelle sollen Geheimnisse von Schiffswracks lüften
Ausgedrucktes Römerschiff läuft vom Stapel

CAD-Technologie hilft bei der Erforschung antiker Schiffe: Statt teurem 1:1 Nachbau, werden mittels Computermodell und 3D-Drucker kleinere Versionen auf ihre möglichen Einsätze getestet – während das Original noch auf dem Meeresgrund liegt.

Ein Jahr lang haben Wissenschaftler und Handwerker rekonstruiert und gezimmert, bis sie den originalgetreuen Nachbau eines römischen Patrouillenschiffs vom Typ „Lusoria“ zu Wasser lassen konnten. Ein leistungsfähiger 3D-Drucker stellt das Schiff in nur 20 Stunden Druckzeit fertig. Gewiss: Bei dem „Druckerzeugnis“ handelt es sich lediglich um eine gut 90 Zentimeter große Nachbildung des im Original 18 Meter langen Schiffs. Dennoch könnten die als Gemeinschaftsprojekt von Hochschule Trier und Universität Trier entwickelten Computermodelle und dreidimensionalen plastischen Drucke für die historische Forschung bahnbrechend sein. Nämlich dann, wenn sich aus den Modellen und digitalen Simulationen vergleichbare Ergebnisse und Aussagen ableiten lassen wie aus dem kosten- und zeitintensiv nachgebildeten Original-Schiff.

Dieser Frage gehen Prof. Christoph Schäfer von der Universität Trier und Michael Hoffmann von der Hochschule Trier gemeinsam auf den Grund. In wissenschaftlichen Untersuchungen sollen Daten per Computersimulationen erhoben und mit den Ergebnissen verglichen werden, die bei einer Reihe von Testfahrten mit der „Lusoria“ ermittelt wurden. „Wir wollen herausfinden, welche und wie viele Aussagen über ein reales Modell man künftig anhand eines Computermodells erhalten könnte“, beschreibt Schäfer das Forschungsziel. Das etwa 5 t schwere römische Patrouillenboot, das unter anderem auf dem Rhein zur Grenzverteidigung eingesetzt wurde, war unter Schäfers wissenschaftlicher Leitung gebaut worden und 2011 vom Stapel gelaufen.
„Allein von antiken Schiffen sind mehr als 1200 Fundstellen bekannt. Mit der Erschließung von Tiefwasserzonen kommen stetig weitere Wracks hinzu“, berichtet Schäfer. Historikern erschließt sich damit ein enormes Forschungsfeld, das beispielsweise ein neues Licht auf Handel und Verkehrswege in der Antike werfen könnte. Ein zeitlicher und finanzieller Aufwand wie beim Lusoria-Projekt ist jedoch nur in Ausnahmefällen möglich. Daher erhofft sich Schäfer durch die Kooperation mit Michael Hoffmann einen Durchbruch.
Der Leiter des Fachgebiets CAD und CAM im Fachbereich Technik der Hochschule Trier hat mit Studierenden die „Lusoria“ vermessen und die Daten eingespeist. Das digitale CAD-Modell ermöglicht Simulationen zu unterschiedlichsten Parametern des Schiffs. „Die Erstellung solcher Modelle ist für uns eine vertraute Technologie. Den besonderen Reiz hat das Projekt in der Interdisziplinarität und dadurch, dass es in studentischen Projektarbeiten durchgeführt wird“, erklärt Michael Hoffmann. Auch im dreidimensionalen Druck kann der Hochschuldozent auf breite Erfahrung verweisen.
„Etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland und wohl auch in Europa bislang nicht“, ordnet Christoph Schäfer den Stellenwert dieser Forschungskooperation ein. Letztlich geht es bei den anstehenden Untersuchungen um die Frage, ob die CAD/CAM-Technologie dazu in der Lage ist, historische Geheimnisse zu lüften, die bislang noch irgendwo auf dem Meeresgrund schlummern.
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