Aus Expertensicht

Herr Erdmann, was kann ein Unternehmen erwarten, wenn es sich dazu entschließt, Industrial Design in den Prozess der Produktentwicklung einfließen zu lassen?

Ein Unternehmen hat immer das Ziel, Produkte für den Markt herzustellen. Ein neutraler Scout nimmt Kontakt mit potenziellen Konsumenten auf und analysiert ihre Aussagen unter dem Gesichtspunkt, dass sie sich als künftige Anwender etwas Neues wünschen. Der Industriedesigner setzt sich im Grunde mit der Energie auseinander, die im Markt einem Bedürfnis entspricht.

Was spricht dagegen, den Prozess selbst durchzuführen?

In jedem Unternehmen kann sich eine gewisse Betriebsblindheit entwickeln. Dann kann sich ein Unternehmen einen Partner suchen, der bestimmte Entwicklungsprozesse voranbringt, weil diese zu seiner Kompetenz gehören.

Was gehört dabei zum Leistungsspektrum des Industriedesigners?

Im Fokus steht immer das Projektziel. Entsprechend muss ein geplantes Produkt, das ein Unternehmen dem Markt neu zur Verfügung stellen möchte, sehr schnell fragmentarisch oder prototypisch hergestellt werden. Die Vision muss materialisieren! Mit dem richtigen Gewicht, in den richtigen Verhältnissen der Visualisierung. Bedienung und Anzeige müssen stimmen, so dass die Illusion entsteht: Dieses Produkt existiert bereits. Der Industriedesigner überträgt Konzeptionen in eine Wirklichkeit. Akzeptanz oder Ablehnung des neuen Produkts sind im frühen Entwicklungsstadium ganz wesentlich. Denn: Fehler müssen am Anfang einer Neuentwicklung gemacht werden – später sind sie zu teuer.

Ist Industriedesign ein strategischer Entwicklungsansatz oder taktische Maßnahme, ein Produkt zu verschönern?

Industriedesign ist immer ein strategischer Ansatz, denn man möchte ja die Zukunft gestalten. Ein Unternehmen möchte die eigene Leistung in der Zukunft positionieren. Dafür werden Leute benötigt, die die Fähigkeit haben, so eine Projektion umzusetzen.