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Auf ein Schwätzchen mit Experten

Biokunststoffe: medizin&technik vermittelt Kontakt zu Fachleuten
Auf ein Schwätzchen mit Experten

Irgendwie war nie die rechte Gelegenheit, die Fragen zu Biokunststoffen mal mit Fachleuten zu besprechen? Jetzt ist sie da: Am Stand von medizin&technik sind Forscher vom IfBB zu Gast und bringen ihr Know-how und Teile zum Anfassen mit.

Teure Kosmetik. Biowaschmittel. Lebensmittel von Chips bis Müsli. Wer sich deren Kunststoffverpackungen genauer anschaut, wird an der einen oder anderen Stelle schon entdecken, dass diese mit dem Hinweis „I’m green“ bedruckt sind. Will heißen: Der Hersteller hebt sich vom Wettbewerb damit ab, dass er Verpackungen aus Biokunststoffen einsetzt und auf erdölbasierte Kunststoffe an dieser Stelle verzichtet. Im beschriebenen Fall wird Polyethylen des brasilianischen Anbieters Braskem zu Flaschen oder Tüten verarbeitet, der mit der grünen Marke wirbt und zur Messe K sein Portfolio biobasierter Polyethylen-Werkstoffe erweitert hat: neben HDPE und Polyethylen niedriger Dichte mit linearer Stuktur (PE-LLD) wird nun auch grünes PE niedriger Dichte angeboten (LDPE).

Will aber auch heißen: Selbst wenn Biokunststoffe in der Materialwelt noch Exoten sind, gibt es Anwendungen, die über das reine Pilotprojekt weit hinausgehen. Namhafte Unternehmen wie Bayer, BASF, DuPont, Evonik, Braskem und Anwender wie Henkel, Danone, Coca Cola, Pepsi, Procter & Gamble, Tetra Pak oder auch Heinz Ketchup beschäftigen sich mit der Weiterentwicklung und dem Einsatz von Biokunststoffen und Bioverbundwerkstoffen, so dass der Biokunststoffmarkt jährlich zweistellige Wachstumszahlen aufweist. Auf der Messe K war die Haltung solchen Materialien gegenüber in den Gesprächen meist sehr entspannt. Sicher, diese Werkstoffe gebe es, meinten einige Aussteller, und Kunststoffe, die nicht auf der Basis von Erdöl, sondern aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden, könnten sicher viel. Aber wegen ihres Preises seien sie noch nicht konkurrenzfähig, und bis man sich damit genauer befassen müsse, werde es wohl noch eine Weile dauern. Aber dennoch: Die meisten Ansprechpartner hatten sich mit dem Thema beschäftigt oder sogar den einen oder anderen Biokunststoff verarbeitet.
Dahinter steht natürlich der Gedanke, dass es taktisch klug ist, vorbereitet zu sein. Dr. Stefan Roth, der bei B.Braun die Arbeitsgruppe Materialwissenschaften im Bereich Hospital Care leitet, fasst das so zusammen: „Damit ich mich zukünftig nicht vom Markt treiben lassen muss, sammele ich lieber jetzt meine Erfahrungen.“ Und das ist für die Melsunger auch die Begründung dafür, an einem groß angelegten Forschungsprojekt zu Biopolymeren teilzunehmen. Auch wenn laut Roth „die Zeit vielleicht erst in zehn Jahren reif ist, um Medizinprodukte aus Biokunststoffen auf den Markt zu bringen“.
Für Besucher der Messe Compamed, die schon ein konkretes – oder auch noch ein diffuses – Interesse an Biokunststoffen haben, lohnt sich vor diesem Hintergrund ein Besuch am Stand von medizin&technik: Wissenschaftler vom IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Hochschule Hannover werden an allen Messetagen am Stand J41 in der Halle 8a vertreten sein und beantworten Fragen aus der Praxis. Sie geben Auskunft dazu, welche Biokunststoffe es auf dem Markt gibt, welche Entwicklung das Angebot wahrscheinlich nehmen wird und welche Möglichkeiten sich für den industriellen Einsatz bieten. Nachwachsende Rohstoffe, aus denen die Werkstoffe entstehen können, sind schließlich vielfältig. Pflanzen und Mikroorganismen können die Ausgangsstoffe herstellen, und selbst Abfälle kommen als Rohstoffquelle in Betracht.
Erfahrungen mit der Verarbeitung dieser neuen Werkstoffe liegen aus verschiedenen Projekten vor. Dr.-Ing. Andrea Siebert-Raths hat beispielsweise das Verhalten von Polylactid (PLA) beim Spritzguss untersucht und leitet eine Nachwuchsgruppe, die Synergien bei Biopolymeren, Biopolymerfasern und Verbundwerkstoffen erforscht. Die Wissenschaftlerin steht am Mittwoch, 20. November, für Fragen zur Verfügung. Resorbierbare Biokunststoffe sind ihrer Ansicht nach „eine Besonderheit, die für spezielle Anwendungen in der Medizin eine Bedeutung hat“. Mindestens ebenso spannend aber sei es, die industrienahen Anwendungen auszuloten, die bisher so gut wie ausschließlich mit herkömmlichen Werkstoffen abgedeckt werden. „Ich bin mir sicher, dass wir dafür mit den Biokunststoffen einiges zu bieten haben.“
Das Angebot an Werkstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen nimmt schließlich stetig zu. Alle zu Biopolymeren verfügbaren Informationen haben die Hannoveraner in einer Datenbank zusammengeführt. „Die Daten sind frei zugänglich – und die damit erzielte Transparenz ist beabsichtigt“, betont IfBB-Institutsleiter Prof. Hans-Josef Endres. So soll die Diskussion weniger emotional, sondern sachlich orientiert geführt werden.
Die IfBB-Forscher untersuchen aber auch Details zur Verarbeitung der neuen Werkstoffe, unter anderem, welchen Einfluss Schneckengeometrien auf die Verarbeitung biobasierter Polymere haben, ob und wie sich Biokunststoffe entsorgen und recyceln lassen oder welche Potenziale Bioverbundwerkstoffe bieten. Über das Verbundvorhaben „Verarbeitung von biobasierten Kunststoffen“ stehen für spezielle Fragen nicht nur das Wissen eines Forschungsstandortes zur Verfügung, sondern die Erfahrungen aus einem Netzwerk von Instituten und Unternehmen.
Dass biobasierte Kunststoffe sogar für anspruchsvolle Anwendungen im Automobil an den Start gehen können, wollen die Forscher vom IfBB mit dem Projekt Bioconcept-Car zeigen: Ein zum Rennwagen umgebauter VW Scirocco erhält nach und nach eine Karosserie aus biobasierten Bauteilen. Heckklappe, Fahrertür, Motorhaube, Unterboden, Tankdeckel, Spiegelabdeckklappe, Lenkradsäulenverkleidung sowie einige technische Gehäuse sind bereits aus „grünen“ Werkstoffen ausgeführt, und die Heckklappe bekam 2012 den Bioplastics Award.
Das Team vom IfBB hat auf der Messe K mit einer Spritzgussmaschine an Stand live gezeigt, dass sich Biokunststoffe mit bekannten Verfahren, Maschinen und Werkzeugen verarbeiten lassen. Was führende Werkstoffhersteller zum Thema zu sagen haben, hat ein Kamerateam dort festgehalten – und die Videos zeigen die IfBB-Mitarbeiter auf der Compamed am Stand von medizin&technik.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Weitere Informationen Zu Biokunststoffen und ihren Einsatzmöglichkeiten in der Medizintechnik finden Sie ergänzendes Material im Online-Magazin unter: www.medizin-und-technik.de/biokunststoffe Zum IfBB: www.ifbb-hannover.de Zur Biokunststoff-Datenbank: www.downloads.ifbb-hannover.de Kontakt: Dr. Lisa Mundzeck, lisa.mundzeck@hs-hannover

Biokunststoffe auf der Compamed
Nutzen Sie die Gelegenheit, mit Experten darüber zu diskutieren, ob Biokunststoffe auch für Ihr Portfolio Potenzial haben. Die Wissenschaftler vom IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Hochschule Hannover sind bei medizin&technik zu Gast (Halle 8a, Stand J41). Sie bringen ihr Know-how mit, aber auch Teile aus Biokunststoffen zum Anfassen.
Willkommen beim Thema Biokunststoffe – willkommen am Stand von
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