Der Polyman – das ist ein handliches Stück Kunststoff, das als Musterteil in der Ausbildung der Werkzeug- und Formenbauer für Furore sorgen soll. „Seit Jahren habe ich nach einem Teil gesucht, das die spritzgießgerechte Bauteilkonstruktion sichtbar macht – und zwar durch die direkte Gegenüberstellung von Gut und Schlecht“, sagt Prof. Steffen Ritter von der Hochschule Reutlingen. Über 1000 Arbeitsstunden haben er und sein Maschinenbau-Student Thomas Wiest in die Entwicklung gesteckt.
Das nun vorliegende Teil ist eine Zwei-Komponenten-Anwendung, die je zur Hälfte einer kunststoffgerechten und einer nicht kunststoffgerechten Bauteilkonstruktion entstammt. Vorgestellt wurde es im Sommer auf der Moulding Expo in Stuttgart. Mit geübtem Blick ist leicht zu sehen, wie eine durchdachte Werkzeug-Konstruktion die Qualität des zu fertigenden Bauteils optimiert und man gleichzeitig Zeit und Geld sparen kann. Auf der Schlechtseite fehlen Formschrägen, die Wandstärken sind ungleichmäßig, das Teil ist verzogen, und es hat Einfallstellen. Die Gutseite hingegen zeigt, wie man mit 23 % weniger Material auskommt. Würde man den Polyman ohne Schlechtseite fertigen, sänken die Werkzeugkosten um 30 %.
Das Projekt Polyman entstand in Zusammenarbeit zwischen Technologiepartnern und -sponsoren. Idee und Konzeption stammen von Prof. Ritter. Der VDWF hat das Projekt angeschoben und mit Industriepartnern koordiniert, darunter Werkstoffanbieter, Maschinenbauer, Formenbauer, Konstruktionsfachleute und Normalienanbieter. Die Hochschule Schmalkalden wird den Polyman produzieren. Laut Prof. Ritter ist Polyman „die Essenz der Spritzgussgestaltung.“ Für ihn sei es konzeptionell „das spannendste Bauteil“, das er an der Hochschule betreut habe: „Ich habe mich noch nie so über ein verzogenes Bauteil gefreut!“