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Lieferantenmanagement: Medizintechnikbranche hängt hinterher

Supply Chain Management
Medtech-Branche hängt beim Lieferantenmanagement hinterher

Medtech-Branche hängt beim Lieferantenmanagement hinterher
Durch die steigende Bedeutung des „Direct-to-Hospital“-Vertriebskanals werden Dienstleistungen wie Just-in-Time Anlieferung auf die Stationen zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren für Medizintechnikhersteller Bild: Fotolia.com/pgottschalk
Die Wachstumsprognosen der Medizinproduktebranche sind grundsätzlich positiv – doch ist das Lieferantenmanagement der Hersteller ausreichend für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet? Eine aktuelle Studie von A.T. Kearney zur Leistungsfähigkeit der Supply Chain kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Im Vergleich zu Branchen wie der Konsumgüterindustrie ist die Leistungsfähigkeit der Supply Chain der meisten Medizintechnikunternehmen schlicht unterdurchschnittlich“, sagt Dr. Oliver Scheel, der bei der Managementberatung A.T. Kearney für den Bereich Health zuständig ist. „Die Digitalisierung, steigender Bedarf an Dienstleistungen weit über das Produkt hinaus, wachsender Preisdruck und Machtverschiebung hin zu den Kostenträgern machen in Zukunft jedoch eine agile, effiziente und runde um den Kunden organisierte Lieferketten notwendig. Wie die Konsumgüterindustrie vor einigen Jahren, müssen Medizintechnik-Unternehmen jetzt ihre Lieferkette radikal umbauen, wenn sie für den Umbruch in ihrer Branche gerüstet sein wollen“, resümiert Scheel die Ergebnisse einer aktuellen A.T. Kearney-Untersuchung zur Zukunft des Lieferantenmanagements in der Medizintechnik.

Befragung unter 34 führenden Medtech-Unternehmen

Für die Studie „What’s next for Medical Device Supply Chains“ hat die Düsseldorfer Unternehmensberatung eine weltweite Befragung unter Entscheidern 34 führender Medizintechnikunternehmen zu zentralen Supply-Chain-Leistungskennzahlen und strategischen Zielen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Medizintechnik-Firmen strategisch zwar die richtigen Weichen stellen, sich in der Umsetzung aber nur mit kontinuierlichen Verbesserungen zufriedengeben. Entscheidendes Potenzial zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit durch optimales Lieferantenmanagement bleibt ungenutzt.

Bezüglich Lieferzuverlässigkeit, Lagerbeständen und Supply-Chain-Kosten schneiden Medizintechnik-Unternehmen deutlich schlechter ab als Konsumgüterhersteller. Nur wenige Top-Performer unter den Medizintechnik-Unternehmen erreichen die Spitzenwerte der Konsumgüterhersteller. So stehen bei Lagerzeiten für Fertigwaren 17 Tage als Spitzenwert in der Konsumgüterindustrie 60 Tagen bei den diesbezüglich führenden Medizintechnikherstellern gegenüber (durchschnittlich 124 Tage).

Unternehmen fehlt häufig die Strategie

„Wir können den Performance-Rückstand der Medizintechnik-Firmen nicht alleine mit ihren höheren regulatorischen Hürden erklären“, kommentiert Dr. Christian Weitert, Supply-Chain-Experte bei A.T. Kearney: „Ansätze wie “Postponement“ (späte Ausdifferenzierung) oder „pull“-basierte Produktionsplanung, mit denen sie ihre Supply Chain agiler und effizienter machen könnten, kommen noch zu selten zur Anwendung.“

Dabei messen 75 % der befragten Manager der Agilität ihrer Supply Chain hohe strategische Priorität bei, schöpfen aber die Möglichkeiten von Segmentierung, Szenario-basierter Planung und „End-to-End“-Visibilität nicht vollständig aus. So basiert ihre Segmentierung auf traditionellen Geschäftseinheiten (bei 64 %); weniger als 40 % haben gar keine Strategie zur Segmentierung ihrer Supply Chain. 85 % der Befragten haben darüber hinaus laut eigener Auskunft keine effizienten Entscheidungsprozesse und nur 46 % greifen auf „Postponement“ (späte Ausdifferenzierung) zurück, was in den agilen Lieferketten der Konsumgüterindustrie gang und gäbe ist. Fast so wichtig wie Agilität ist den Befragten kurz- bis mittelfristig eine Verbesserung ihrer Prognose-Methoden. Die Hälfte will zudem Lieferzeiten und den Produkteinführungsprozess verbessern.

Just-in-time-Lieferung als Wettbewerbsfaktor

„Die meisten Medizintechnik-Unternehmen konzentrieren sich zurzeit auf Effizienz. Unterlassen sie eine echte Transformation ihres Geschäftsmodells und ihrer Lieferketten, werden sie langfristig im Wettbewerb zurückfallen“, kommentiert Scheel mit Verweis auf die steigende Bedeutung des „Direct-to-Hospital“-Vertriebskanals. Dienstleistungen wie „Just-in-time“-Anlieferungen auf die Stationen und Produktspender am Verbrauchsort werden zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren – und setzen massive Eingriffe in die Supply-Chain voraus. Bislang ist das Angebot der „Just-in-time“-Lieferung auf die Krankenstation und in den OP-Raum nur für 8 % des Gesamtvolumens möglich.

Zusätzliche Dienstleistungen gefragt

Medizintechnikhersteller dürften sich laut der Studienautoren nicht auf rein produktbezogenen Innovationen und der Effizienz ihrer Supply Chain ausruhen. Mit rasant wachsendem Bedarf nach zusätzlichen Dienstleistungen werde Agilität und Kundenfokus zur zentralen Herausforderung an das Lieferantenmanagement. Scheel: „Wer es schafft die hohen Anforderungen – neue Lieferorte und kürzere Reaktionszeiten, komplett gebündelte „End-to-End“-Lösungen und neue Services – zu erfüllen, und die erhöhte Komplexität sehr effizient zu steuern, hat gewonnen. Noch scheint kein Medizintechnik-Unternehmen dafür gerüstet.“

www.atkearney.de/health

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